Aus der Not eine Tugend machen
Was zählt, ist tatsächlich die Idee. So wie bei Jens Eschke aus Goldenstedt. Der 44-Jährige ist ein echtes Leckermaul. Seine Droge: Nutella. Jahrelang hat er sich an der bekannten Nuss-Nougat-Creme kaum sattessen können. Dann aber machte ihm eine Laktoseintoleranz mehr und mehr zu schaffen. Die Suche nach einerseits laktosefreien, andererseits schmackhaften Alternativen verlief ergebnislos. Also fortan auf den Genuss verzichten? Keinesfalls.
Eschke beginnt, mit verschiedenen Rezepturen zu experimentieren. Schließlich findet er nach viel Tüfteln und Probieren die (für ihn) richtigen Zutaten und die perfekte Abmischung – die Geburtsstunde seines Unternehmens Loeffelnuss. Im Übrigen ein Familienbetrieb, wie er im Buche steht: Auch Ehefrau Susan und Mutter Sonja tragen zur Erfolgsgeschichte bei. Und diese geht weiter. Inzwischen hat neben der klassischen Aufstrichvariante auch eine mit weißer Haselnuss ihren Weg in die Regale gefunden.
Ganz anders lief die Sache bei Moin Media, einer Digitalagentur in Vechta. Timo Weigel und Maurice Brumund hatten sich bei ihrem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens an der PHWT in Diepholz kennengelernt und schon während der ersten Semester eine gemeinsame Firma gegründet. „Das lief da noch eher unprofessionell", erinnert sich Weigel. Nicht so heute: Moin Media steht für klare Strukturen, ein starkes, mittlerweile zwölfköpfiges Team und ein angemessenes Büro im Herzen Vechtas. Ihre Kreativität, Leichtigkeit und Leidenschaft aus den Anfangstagen haben sich die beiden Gründer zudem erhalten, sagen sie.
Bekenntnisse zur Heimatregion
Anderer Ort, andere Branche. In Harkebrügge, Gemeinde Barßel, setzen Markus Kurre und Kai-André Pancratz auf Nachhaltigkeit. Der eine, Kurre, ist Mit-Geschäftsführer der väterlichen Tischlerei. Der andere, Pancratz, verdient sein Geld als Inhaber eines Software-Unternehmens. Gemeinsam hat das Duo Mewbel gegründet. Die Idee: Möbel von heute herstellen, aber ressourcensparend und von langer Lebensdauer. Möbel aus der Serienproduktion gibt es bei Mewbel nicht. So kann etwa jeder Kunde seinen Tisch online individuell konfigurieren. Zur Auswahl stehen Eiche, Ulme und Nussbaum, goldfarben, weiß und schwarz. Mit Hartwachs oder Klarlack beschichtet. Wünsch dir was beim Möbelkauf.
Das Konzept passt perfekt in die heutige Zeit, in der immer mehr Menschen Wert auf einen eigenen Stil legen. Und auch mit dem Standort Harkebrügge sind die beiden Gründer zufrieden. Das hat zum einen ganz praktische Gründe: Die Tischlerei ist direkt vor Ort und gehört zur Familie. Zum anderen ist der Standort auch Bekenntnis zu ihrer Heimat im Oldenburger Münsterland: „Wir sind hier beide verwurzelt und wollen helfen, Arbeitsplätze zu erhalten oder neu zu schaffen."
Ob nun „Learning by Doing" oder „Learning by Coaching": Ebenso wenig wie das Alter der Gründer entscheidet in der Regel der Standort darüber, ob eine Unternehmensidee sich durchsetzen kann. Das ist auch das Ergebnis einer Studie der Hochschule Landshut. In lediglich sieben von 105 Kategorien unterscheiden sich der Untersuchung zufolge Gründungen auf dem Land von urbanen Start-ups. Gründer auf dem Land sind in der Regel etwas jünger, eher männlich und häufig keine Akademiker. Oft bringen sie bereits Berufs erfahrung mit – nicht selten sogar als Führungskräfte in der Industrie.