Maschinen- und Anlagenbau

Die vierte Generation Tangemann

07.02.2024
Autorin: Anika Preuth, Ulla Meyer

1920 ist ein ereignisreiches Jahr für die Familie Tangemann: In diesem Jahr legte Bernhard Tangemann aus Petersdorf in der Gemeinde Bösel einen bedeutenden Grundstein für die Familie. Wie viele Generationen nach ihm folgen würden, ahnte er zu diesem Zeitpunkt mit Sicherheit noch nicht. Heute leitet Dominik Tangemann, ein Urenkel von Bernhard Tangemann, das Unternehmen in der vierten Generation, das weit über die Grenzen Deutschlands hinaus tätig ist. 

In vierter Generation Dominik Tangemann leitet heute die Tangemann Anlagenbau GmbH.

Die Familie Tangemann steht ganz klar für handwerkliches Können. So begann Bernhard im Jahr 1920 an der Hauptstraße in ­Petersdorf mit dem Hufbeschlag und dem Ackerwagenbau und deren Reparaturen, in einer Zeit, in der Handwerk auch nur per Hand ausgeführt werden konnte. Sohn Aloys übernahm 35 Jahre später und erweiterte das Unternehmen um den Handel und die Reparatur von Landmaschinen sowie dem Betrieb einer Tankstelle. Der Name Tangemann war mittlerweile ein bekannter Name, der mit gutem Handwerk verbunden wurde. In dritter Generation teilten die Brüder Bernhard und Konrad Tangemann das Unternehmen.

Bernhard Tangemann zog nach Falkenberg, einem Ortsteil der Gemeinde Garrel, wo er mit dem Hufbeschlag und der Bauschlosserei sein Unternehmen fortführte. Die vierte Generation stellte vorerst Björn Tangemann, der Sohn von Bernhard Tangemann. Dieser war mit seinem Hufbeschlag weltweit tätig. Nach dem Tod von Bernhard und Björn Tangemann führt heute Henning Tangemann das Unternehmen in Falkenberg fort. Konrad Tangemann blieb in Petersdorf und fokussierte sich auch auf die Bauschlosserei, die Edelstahlverarbeitung, die Anfertigung von Zäunen und den Bau von Maschinen sowohl für die Lebensmittel- als auch für die Futtermittelindustrie.

Die Hallenkapazitäten an der Hauptstraße waren sehr bald ausgeschöpft; so wurde im Jahr 1999 der erste Spatenstich im neuen Gewerbegebiet von Petersdorf gesetzt und die Arbeit am neuen Standort in der Baumstraße im gleichen Jahr aufgenommen.

Aufgewachsen mit dem Unternehmen und ebenfalls das Handwerk im Blut, nahm Dominik Tangemann, heutiger Geschäftsführer und Gesellschafter, die Verantwortung in die Hand. Mit einem motivierten und gut ausgebildeten Team im Rücken folgte bereits 2015, ein Jahr nach der Firmenübernahme, die Erweiterung der Produktionsfläche um 2.000 Quadratmeter. Der Maschinenpark wurde modernisiert und aufgestockt. Neue CNC-gesteuerte Maschinen zogen in die Hallen ein und gaben Kapazitäten für umfangreichere und präzisere Arbeiten her.

Standorte Der bisherige Standort lag von 1999 bis 2023 in Petersdorf in der Gemeinde Bösel. Nun befindet sich das neue Betriebsgelände in Friesoythe.

Die Firma befindet sich seitdem im stetigen Wachstum. So wurden – in Zusammenarbeit mit Architekten – neue Großkundenaufträge angenommen und gefertigt. Ein gutes Beispiel sind hier die Vorstellbalkone für die Wohnquartiere einer Kaserne in Oldenburg, die aus der Baumstraße in Petersdorf stammen. Auch in Berlin wurden mehr als 1.000 Wohneinheiten mit diesen Balkonen bestückt.

Heute liegt der Tätigkeitsschwerpunkt des Unternehmens in der Beratung, Gestaltung und Produktion individueller, hochwertiger Maschinen- und Metallkonstruktionen. Die Fertigungsschwerpunkte liegen primär im Bau von Behältern, Förderanlagen, Maschinen für die Futtermittelindustrie, Waagen- und Dosiertechnik (Mikrodosieranlagen, Durchlaufwaagen, Big-Bag-­Befüllung und -Entleerung), Stahlkonstruktionen für den Fahrzeugbau und für Sicherheitsunternehmen. Auch Sondermaschinen und Spezialkonstruktionen für diverse Bereiche werden gebaut.

Großer Wert wird dabei auf eine enge Zusammenarbeit mit dem Kunden gelegt, der in die Entwicklung, Konstruktion und Produktion eng eingebunden wird. Nur so entsteht für den Kunden das optimale Produkt, das von der Entwicklung bis hin zur Montage kompetent begleitet wird.

Als zertifizierter Schweißfachbetrieb ist ­Tangemann mit hochqualifiziertem Fach­personal und einem modernen Maschinenpark autorisiert, sowohl Einzelteile als auch komplexe Schweißbaugruppen WIG/MIG/MAG in Serien zu bearbeiten. In der Fer­tigung ermöglichen CNC gesteuerte Maschinen wie Stanz-, Laser- und Wasserstrahl­anlage das Zuschneiden von Blechen. Vornehmlich werden Werkstoffe wie Stahl, Edelstahl, Aluminium und Kunststoffe ­verarbeitet.

Auch im Bereich der Blechumformung wird auf einen hochmodernen Maschinenpark mit modernster CNC-Technik gesetzt. In der Produktion wird aus der 3D-Simulation das fertige Produkt gekantet oder gewalzt. Mit Hilfe von CAD-Software werden Fertigungs- teile so optimiert, dass sie besonders effizient produziert werden können. Gleichermaßen entstehen Fertigungszeichnungen mit der 3D-Konstruktionssoftware und ermöglichen so einen reibungslosen Produktionsprozess.

„Die Qualität unserer Arbeit ist unser Markenzeichen. Daher planen wir, unser Qualitätsmanagement nach DIN EN ISO 9001 zertifizieren zu lassen – eine weitere von vielen Prüfungen und Zertifizierungen, die jedes Jahr anstehen“, so Dominik Tangemann. „Nur so können wir uns kontinuierlich verbessern.“ Das Familienunternehmen mit mehreren Generationen Erfahrung, Wissen und Weiterentwicklung zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, Wissen weiterzugeben.

Tangemann und Bley-Hilker

Mit dem Jahreswechsel 2023/2024 ist das Unternehmen nicht nur in die Tangemann Anlagenbau GmbH umfirmiert worden, sondern hat auch ihren Standort gewechselt.

Wenn jemand kürzertreten und ein anderer mehr machen möchte, entstehen oft neue Möglichkeiten. So ist Tangemann Anlagenbau GmbH in die Hallen der Bley-Hilker ­Metallbau GmbH an der Werner-von-Siemens-Straße in Friesoythe eingezogen und hat deren Geschäfte übernommen. Auch das Team sowie die Kunden, Maschinen und ­Hallen wurden von ­Dominik Tangemann übernommen.

„Wir freuen uns sehr über diese Veränderungen und die damit verbundenen neuen Möglichkeiten. Ludger Bley-Hilker und Tochter Karin haben es mir mit der Entscheidung sehr leicht gemacht und für eine faire Übergabe gesorgt“, so Dominik Tangemann.

Ludger Bley-Hilker wird auch weiterhin an der bisherigen Adresse zu finden sein und dort seine bekannten Standbilder, Feuerschalen, -körbe und Gartendekorationen verkaufen.

Wichtige Wegbegleiter

Mechthild Tangemann, die bereits ihrem Mann Konrad immer zur Seite stand und das Unternehmen mit aufbaute, ist auch heute noch die „gute Seele“ der Firma. Sie hilft und unterstützt, wo sie kann und steht ­ihrem Sohn Dominik mit Rat und Tat zur Seite – ­eine starke Frau, die sich in vielen Bereichen engagiert.

Ein weiterer treuer Ratgeber und Wegbe­gleiter für Dominik Tangemann war Helmut Wittkamp († 2023). Die zwei entwickelten ­gemeinsam eine Mikro-Differential-­Dosieranlage, die auf 1 Gramm genau dosieren kann und mit einer automatischen Befüllung läuft. Durch die Schnelligkeit und ­Genauigkeit dieser Maschine öffnet sie neue Türen zu alternativen Märkten.

Helmut Wittkamp verfasste vor Jahren ein Buch mit all seinem Wissen über den Maschinenbau im Futtermittelbereich, das er kurz vor seinem Tod an Dominik Tangemann übergab. Ursprünglich wollte Helmut Wittkamp sich mit 77 zur Ruhe setzen; ­leider ­verstarb er im Juli 2023. Mit dem ­folgendem Zitat von Antoine de Saint-­Exupéry betitelte er seine ­Arbeit: „Die Technik entwickelt sich immer mehr vom Primitiven über das Komplizierte zum Einfachen“.

Gute Seele Mechthild Tangemann, Mutter von Dominik, ist schon seit vielen Jahren im Betrieb tätig.
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