Was mit der Aufarbeitung alter Brotkästen begann, ließ sich in der Folge auf ausgemusterte Getränkekästen übertragen – und auf alte Gemüsekisten, Boxen, auf Ladungsträger, Paletten und so weiter. Doch auch die zahlreichen Kunststoffverarbeiter im Oldenburger Münsterland suchten seinerzeit einen zuverlässigen Partner für die Sammlung, Sortierung und Aufbereitung ihrer damals noch großen Mengen an Kunststoffproduktionsabfällen – einerseits, um diese möglichst effizient und ökonomisch zu entsorgen, andererseits auch und immer mehr, um solche Abfälle möglichst nachhaltig den Kunststoffwertströmen wieder zuzuführen. Dabei kam (und kommt) es für Thees vor allem darauf an, hocheffiziente Sammel- und Logistiksysteme zu etablieren, um aus den Materialströmen, die oft aus unzähligen Gemischen verschiedener Kunststoffe und Kontaminanten wie Papier, Metall oder Holz bestehen, sortenreine und wiederverwertbare Rohstoffe zu gewinnen.
Mit der Vielfalt von Kunststoffanwendungen hat sich auch die Bandbreite der Tätigkeitsfelder von Thees verbreitert. Dabei wird bewusst in möglichst unterschiedlichen Branchen mit unterschiedlichen Stoffströme und variierenden Aufbereitungsmethoden gearbeitet.
Postindustrielles Recycling und Post-Consumer-Recycling
In der aktuellen Debatte um Nachhaltigkeits- und Kreislaufwirtschaft unterscheiden Experten heute zwischen dem Post
Industrial Recycling (PIR) und dem Post Consumer Recycling (PCR). Vereinfacht beschrieben stammen postindustrielle Abfälle direkt von Produktionsstandorten und sind nie mit dem Endkonsumenten in Berührung gekommen. Post-Consumer-Abfälle hingegen stammen in Deutschland vor allem aus dem Gelben Sack und werden über das Duale Systeme bzw. in Abfallsortieranlagen gewonnen.
In beiden Bereichen baut Thees sein Angebotsspektrum aus. Das PCR-Segment aber gewinnt aufgrund aktueller EU-Gesetzgebungen zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und dem Einsatz von recycelten Kunststoffen zunehmend an Bedeutung. Die Arbeit von Thees schließt sich in hier an die Sammlung, den Transport und erste Sortier- und Trennschritte an.
Thees verfügt dabei über Verfahren zur weiteren Separation, Reinigung und schließlich zur Regranulierung. So bezeichnet man den Prozess, bei dem die Flakes oder das Mahlgut aus den aufbereiten Abfällen eingeschmolzen werden.
Dabei trennen feinste Laserfilter Verunreinigungen und Fremdstoffe ab; so entstehen homogene, gleichförmige Pellets. Dieses sogenannte Regranulat kann dann in die unterschiedlichsten Anwendungen verarbeitet werden und lebt in neuen Verpackungen, neuen Kunststoffbehältern, Kunststoffpaletten, Rohren oder auch Artikeln der Bau- und Gartenindustrie weiter – im Idealfall wieder und wieder.
Die vier Vorteile dieses Prozesses liegen klar auf der Hand:
→ Umweltschutz und Ressourcenschonung aufgrund der Reduzierung von Kunststoffabfällen und weniger Bedarf an
Neukunststoffen;
→ höhere Ressourceneffizienz, weil recycelte Kunststoffe als Rohstoff dienen und so die Abhängigkeit und der Bedarf primärer Rohstoffe verringert werden;
→ Energieeinsparung: Die Herstellung von Kunststoff aus recyceltem Material erfordert weniger Energie als die Herstellung von Kunststoffneuware
→ Verringerung von Treibhausgas-Emissionen: Anstatt in einer Müllverbrennungsanlage unwiederbringlich verloren zu gehen und Treibhausemissionen zu erzeugen, wird das Material wiederverwendet.
So bildet das Recycling von Kunststoffen das Fundament der angestrebten Kreislaufwirtschaft und negative Umweltauswirkungen durch den Rohstoff Kunststoff lassen sich minimieren.
Mit dem in 2019 durch Thees angeschobenen Neubauprojekt in Dinklage und unmittelbarer Nähe der Autobahn A1 wurden die Voraussetzungen geschaffen, insbesondere das PCR-Marktsegment weiter auszubauen. Die ersten Anlagen sind in Betrieb genommen, weitere befinden sich in der Umsetzungs- bzw. Planungsphase. Der Fokus liegt hier auf Verfahren, die Durchmischungen unterschiedlicher Kunststoffe auflösen und Kontaminanten wie Organik oder Mineralik zu entfernen. Dementsprechend kommt hier eine Vielzahl von Trenn- und Reinigungsverfahren zum Einsatz.
Am Ende dieser Aufbereitung steht dann die Regranulierung, in der – gegebenenfalls auch durch Zufügung von Additiven, Neuware oder weiteren Stoffströmen – das Material von der Qualität her in die Nähe von Neuwaren rückt. Je reiner das Regranulat, desto besser lässt es sich im Sinne der Kreislaufwirtschaft wieder (und wieder) für neue Anwendungen einsetzen.