Fit für die Zukunft: Der BioEnergie Park Güstrow
Von 2009 bis 2021 speiste die 500 GWh starke Biogasaufbereitung in Güstrow ins 25-Bar-Erdgasnetz ein und verbrauchte dazu rund 400.000 Tonnen Substrat. Als Substrat wurden hauptsächlich Mais, daneben aber auch Ganzpflanzensilage, Getreide und Grassilage eingesetzt.
„Mit der Umwandlung des Betreiberkonzeptes konnten wir den Input auf 150.000 Tonnen pro Jahr fahren und betreiben die Anlage nun mit landwirtschaftlichen Reststoffen“, erklärt von Lehmden. Die Umrüstung schloss neue Rührwerke, Pumptechnik, zusätzliche Gärrestlager und Tragluftdächer ein. Letztere ermöglichen eine größtmögliche und gleichzeitig variable Gasspeicherkapazität. So kann Biogas zeitlich unabhängig vorgehalten und flexibel aufbereitet werden.
Zur Biogasaufbereitung setzt EnviTec auf die seit Jahren bewährte patentierte SEPURAN® Green-Membrantechnologie von Evonik. Die Membranen bestehen dabei aus einem eigens von Evonik entwickelten Hochleistungskunststoff, der sehr druck- und temperaturbeständig ist. Das Gasaufbereitungsverfahren EnviThan bereitet Rohbiogas, welches aus dem Energieträger Biomethan sowie Kohlendioxid besteht, einfach und effizient in hochreines Biomethan auf.
Im Vergleich mit anderen Biogasaufbereitungsverfahren benötigt EnviThan wenig Energie und kommt ohne jegliche Hilfsmittel oder Chemikalien aus. Es entstehen weder Abfälle noch Abwasser, die aufbereitet und entsorgt werden müssten.
Die Nachfrage nach den EnviThan-Anlagen hat mit der überarbeiteten Erneuerbare- Energien-Richtlinie der EU (RED II) Ende 2021 angezogen. „Mehr als 90 Prozent unserer Gasaufbereitungsanlagen gingen bislang in den Export, inzwischen ist aber die Nachfrage auch bei uns in Deutschland angestiegen“, so von Lehmden. Ein deutsches Vorzeigeprojekt in Sachen EnviThan-Gasaufbereitungstechnologie ist derzeit im Erprobungsbetrieb: Die Biogasaufbereitung der BioEnergie Güstrow verarbeitet hier inzwischen 100.000 Tonnen Hühnertrockenkot aus Geflügelanlagen und nur noch 40.000 Tonnen nachwachsende Rohstoffe zu hochreinem Bio-LNG.
Zudem wird das aus dem Biogas abgeschiedene Kohlendioxid (Bio-CO₂) ebenfalls verflüssigt und als natürlicher Rohstoff z.B. in der Lebensmittelherstellung, der Getränkeindustrie, aber auch in Gewächshäusern nutz- und speicherbar gemacht werden.
„Die 20 Hektar große Anlage besteht daher aus der Biogasanlage, BHKW zur Eigenstromversorgung, der beschriebenen Gasaufbereitung und diversen Gärrestlagern“, sagt Frank Hinken, Geschäftsführer der EnviTec Bioenergie Güstrow GmbH. Neben der EnviThan-Gasaufbereitung sind die Biomethan- und die CO₂-Verflüssigungsanlage die Herzstücke der Anlage. Mit 37,66 Meter Länge, 4,80 Meter Durchmesser und einem Gewicht von 130 Tonnen stellt der LNG-Tank einen wichtigen Bestandteil der deutschlandweit größten Biogasanlage zur integrierten Bio-LNG-Anlage dar.
Das neue „Baby“ EnviTecs setzt ein starkes Signal pro Klimawende im Verkehrssektor und gegen die vorherrschende politisch einseitige Ausrichtung der E-Mobilität. „Angesichts der erneuten Verfehlung in der Umsetzung der Klimaziele ist es wichtig, sämtliche verfügbaren Optionen zu betrachten und eine möglichst breite Strategie zur Umsetzung der Herkulesaufgabe Klimawandel zu wählen und sich nicht von vorneherein zu beschränken“, so von Lehmden.
Diese Technologieoffenheit lebt EnviTec nicht nur nach außen, sondern auch nach innen. Hier ist vor allem der Eigenbetrieb des Unternehmens eine Innovations- und Ideenschmiede. Mit den bereits erwähnten 89 eigenen Anlagen mit 79,3 MW hat der Biogas-Allrounder die Möglichkeit, technische Innovationen und Verfahren an den eigenen Anlagen zu entwickeln und zu testen.
Nachwuchstalente für die Klimawende
Diese Bandbreite überzeugt auch viele Nachwuchstalente, die ihre Ausbildung oder ihr duales Studium bei EnviTec in Lohne oder Saerbeck zu absolvieren.
„Mit 14 Auszubildenden verzeichnen wir 2023 erstmals eine zweistellige Azubi-Zahl in unserem Unternehmen“, sagt Katrin Hackfort, zuständig für Unternehmenskommunikation und Personal bei EnviTec Biogas. Der starke Anstieg der Ausbildungsplätze resultiert aus der weiterhin hohen Nachfrage nach einer unabhängigen Energieversorgung und der damit einhergehenden Entwicklung des Marktes. „Dieser für uns positive Trend spiegelt sich auch in unserer hohen Zahl an Mitarbeitenden wider“, so Hackfort.
Allein 2023 hat das Unternehmen rund 90 neue Kolleginnen und Kollegen an Bord geholt. „Als Arbeitgeber im Bereich der Erneuerbaren Energien freut es uns, jungen Menschen an unseren beiden Standorten attraktive Arbeitsplätze in einem zukunftsfähigen Berufsfeld anbieten zu können“, sagt Olaf von Lehmden, der als CEO auch für den Personalbereich verantwortlich zeichnet: „Die Klimawende kann nur gemeistert werden, wenn wir alle anpacken. Unsere Azubis als Nachwuchstalente in Sachen Nachhaltigkeit leisten dazu einen wertvollen Beitrag. Wir sind stolz, mit unserem Know-how made in Oldenburger Münsterland Zukunft zu schaffen. Wer mit anpacken möchte, ist bei uns herzlich willkommen!“