Lebenswelt

Hasetal: Zurück in die Heimat?!

12.01.2024
Autor: Jurriën Dikken

Jurriën Dikken ist seit April 2023 „der Neue“ beim Erholungsgebiet Hasetal. Das Hasetal erstreckt sich von Bramsche nördlich von Osnabrück durch das Artland und das Alte Amt Löningen bis nach Meppen zur Mündung der Hase in die Ems und tangiert dabei drei größere touristische Einheiten: das Emsland, das Osnabrücker Land und das Oldenburger Münsterland. Dikken hat vorher 23 Jahre als Berater im Tourismus in Lüneburg und Hamburg gearbeitet und kehrt nun zurück in seine Heimat.

Die Hasetal Touristik GmbH aus Löningen – aktuell geleitet von Jurriën Dikken (im Bild rechts stehend) – verkauft seit über 30 Jahren Radreise-Pauschalen und bringt damit jedes Jahr unzählige Touristen ins Hasetal.

Dikken ist im emsländischen Teil des Hasetals groß geworden und eigentlich ist klar, dass der Weggang nach der schulischen Laufbahn Richtung Studium etwas Endgültiges hat. Die Region hatte noch keine (durchgehende) Autobahn und so war es schon schwierig, überhaupt wegzukommen. Raus aus der Provinz in die große weite Welt. Noch einmal ging es kurz zurück, als er im Rahmen seines Studiums ein Praktikum im Hasetal absolviert. Das war es nun, auf Wiedersehen.

Die touristischen Projekte, die Dikken im Laufe der Jahre betreut hat, sind in ganz Deutschland zu finden: Begleitung der Friesischen Karibik auf Föhr, Entwicklung von Organisationsstrukturen im Tegernseer Tal und an der Lübecker Bucht, grenzüberschreitende Nachhaltigkeit am Niederrhein und in Limburg (NL), Markenentwicklung in Winterberg und ein Tourismuskonzept auf Usedom. Auch die TUI, Condor und der deutsche Reiseverband gehörten zu den Kunden.

Abwechslungsreich, spannend, immer wieder neu. Dazu private Reisen, die ebenso vielfältig waren: Europa von Dänemark bis Griechenland und die Highlights Aruba (inkl. Besuch eines Queen-Konzerts) und Hongkong als Gegenpol zu allen anderen Reisezielen: mal laut und hektisch, mal grün und absolut still. Inspiration pur.

Dazu der Alltag in und um Hamburg mit den bekannten Highlights. Und dann gab es die Gelegenheit, Geschäftsführer in einer Region zu werden, die schon öfter auch als positives Beispiel in der Beratung herhalten durfte: das Erholungsgebiet Hasetal. Hier gibt es ein seltenes und dazu sehr modernes Konstrukt der Zusammenarbeit mit den beteiligten Orten und den Leistungsanbietern in der Region. Die Frage, die sich stellte, lautete: „Warum eigentlich zurück?“. In einer Welt, die so groß ist und so viele Möglichkeiten bietet, warum kehrt man in die ländliche Idylle zurück, wo die Zeit gefühlt langsamer vergeht als anderswo? Am Ende fiel die Entscheidung, nun doch wieder in die Heimatregion zu kommen, trotz Provinz.

Und mit ein paar Monaten Abstand wird klar, warum es die richtige Entscheidung war. Die Rückkehr hatte einerseits etwas Erwartbares und andererseits gab es doch viel Überraschendes. Einerseits waren noch Freunde von früher vor Ort und es war, als wäre man nie weg gewesen. Aber besonders beeindruckend ist die Identifikation der Bewohner mit der Region. Jeder scheint zu wissen, wo er hingehört, übt wie selbstverständlich ein Ehrenamt aus und trägt aktiv zum Erhalt des ländlichen Lebens bei, unabhängig vom Alter. Das ist eine Identifikation, die in der Großstadt oft verloren geht. Hier ist jeder ein Teil des Ganzen, ein Zahnrad im Uhrwerk der Region.

Ein weiterer Grund für die Rückkehr war die Erkenntnis, dass das Hasetal und die angrenzenden Regionen ein erhebliches Potenzial für Entwicklung und Wachstum haben. In einer Welt, die sich ständig verändert und in der viele ländliche Gebiete veröden, hatte Dikken das Gefühl, dass es bereits einigen Fortschritt gibt, aber auch noch ausreichend Potenziale für eine Weiterentwicklung vorhanden ist und seine Erfahrung etwas Positives bewirken konnte.

Dazu handelnde Personen, die Dinge nachhaltig verbessern wollen. Egal, ob Bürgermeister, Hoteliers, Gastronomen, alle ziehen an einem Strang und wissen, dass Tourismusentwicklung nicht nur dafür da ist, Gäste glücklich zu machen, sondern gerade in 

Zeiten von Fachkräftemangel erheblich dazu beiträgt, einen Ort oder eine Region auch als Lebensstandort zu entwickeln. Eine touristisch attraktive Region zieht nicht nur Gäste an, sondern wird durch die Freizeitangebote auch für Einwohner reizvoll, sowohl für bereits bestehende als auch für potenziell neue Bürgerinnen und Bürger. Und wird damit auch mögliches Ziel für einen Umzug in eine Region. Mit anderen Worten: Tourismusförderung ist Wirtschaftsförderung. Neben den häufig unterschätzten wirtschaftlichen Effekten (Beitrag zur Wertschöpfung, Arbeitsplätze, Steuer­einnahmen, ...) trägt Tourismus erheblich zur Steigerung der Lebensqualität in einer Region bei.

Und das Hasetal ist schon heute eine lebenswerte und touristisch gut erschlossene Region. Die Natur ist hier atemberaubend, und die Ruhe bietet Raum für Kreativität und Innovation. Gemeinsam mit dem Verbund Oldenburger Münsterland und den anderen Erholungsgebieten wird intensiv an der – heute schon guten, aber immer noch ausbaufähigen – touristischen Infrastruktur (zum Beispiel Rad- und Wanderwege inklu­sive eines Knotenpunktsystems), an der Entwicklung vermarktbarer Angebote wie der Boxenstopp­route und an Kommunikation und Vertrieb gearbeitet.

 

 

Und dabei wird Dikken im Erholungsgebiet Hasetal von einem starken Team unterstützt. Als er anfängt und dem Team des Hasetals zum ersten Mal begegnet, spürt er sofort all die Dinge, die das ländliche Leben ausmachen: eine hohe Identifikation mit der eigenen Region, die Gelassenheit des Ländlichen und dazu hohe Souveränität im Tagesgeschäft sowie gleichzeitig der Wille und der Antrieb, Dinge besser machen zu wollen.

Und genau ist das Ziel: Gäste, die das breite Angebot des Hasetals von der geführten Radtour bis zur mehrtägigen Wanderung nutzen, so zu begeistern, dass sie gerne wiederkommen. Hierzu ist es notwendig, die gesamte Customer Journey, also von der ersten Idee, Urlaub zu machen bis nach der Reise alle Kontaktpunkte optimal zu bedienen. Wenn man bedenkt das etwa drei Viertel der Reisezeit eines Urlaubs die Zeit der Inspiration und Information einnimmt, ist es absolut notwendig, im ersten Schritt inspirierende Bilder und Filme vorhalten zu können, dann möglichst lückenlos über gut informierende Medien bis zur Buchung zu kommen und dann vor Ort mit guten Gastgebern und erlebnisreichen Freizeitmöglichkeiten die Gäste zu begeistern.

Insbesondere ist es wichtig, über Befragungen die Gäste und deren Bedürfnisse zu kennen und in die Planung von Touren, ins Marketing und die Angebotsgestaltung einzubeziehen. Und da sich das Verhalten der Gäste in Bezug auf das Informationsverhalten stetig ändert, gilt es zukunftsfähig zu bleiben, indem man die Abläufe weiter digitalisiert, gemeinsam mit allen Beteiligten die notwendige Infrastruktur erhält, modernisiert und weiter ausbaut und neue Angebote schafft, die es ermöglichen, den Gast dauerhaft an die Region zu binden.

Ein gutes Beispiel dafür ist der Rad- oder Wanderurlaub „auf Rezept“. Hier lernen die Gäste einen Standort über ausgearbeitete Routen in Begleitung eines Reiseleiters in fünf bis sechs Tagen näher kennen und bekommen über die Teilnahme an zertifizierten Präventionskursen (gesunde Ernährung, progressive Muskelentspannung etc.) sogar noch Zuschüsse der Krankenkasse zum Urlaub. Mit immer neuen Standorten, neuen Präventions­angeboten und spannenden Routen ist es gelungen, Gäste zu gewinnen, die jedes Jahr wiederkommen.

Mit der Innovationskraft der Region, die immer offen für Neues ist, kann es gelingen, sowohl ein touristischer Anziehungspunkt als auch attraktiver Lebensstandort zu werden: blühende Landschaften, moderne Strukturen, an manchen Stellen eben provinziell, aber immer absolut liebenswert. Und alles zusammen liefert damit Gründe, Gast zu werden oder wiederzukommen, zurück in die Heimat.

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