Bauwirtschaft

Wilhelm Kruse GmbH: 70 Jahre - und weiter geht's!

12.02.2024
Autor*in: Melanie Kruse, Steffen Kruse

Fragt man die Firma Kruse, was sie leistet, produziert und fertigt, fällt die Antwort ebenso prägnant wie anschaulich aus: „Wir schließen alle Öffnungen eines Gebäudes, einer Halle und eines Hauses“. Das Sevelter Unternehmen gilt als starker und verlässlicher Partner für seine Kunden und feiert 2024 sein 70-jähriges Bestehen. Als Spezialist für Bauelemente und Tischlerarbeiten hat sich der Familienbetrieb weit über die Grenzen des Landkreises hinaus einen Namen gemacht. Neues Aushängeschild an der Hauptstraße 30: Das moderne und energieeffiziente Bürogebäude mit Ausstellungsräumen, dass im Mai 2023 bezogen wurde – plus eine neue Lagerhalle.

Zweite und dritte Generation Kruse Geschäftsführer und Tischlermeister Thomas Kruse, Geschäftsführer und Kaufmann Wilhelm Kruse sowie ganz rechts Tischlermeister und Holztechniker Steffen Kruse.

Um Tore, Türen und die große Bandbreite der Bauelemente drehte es sich 1954 allerdings noch nicht, als Firmengründer Wilhelm Kruse sen. am 6. Juli als Kfz-, Zweirad- und Nähmaschinenmeister den Schritt in die Selbstständigkeit wagte. Mitten im Wirtschaftswunder baute er auf dem von den Eltern erworbenen Grundstück einen Laden samt Reparaturwerkstatt für Fahrräder und Mopeds auf und erweiterte den Standort schon ein Jahr später um eine Tankstelle, eine Wasch­anlage und einen Mietwagen­service, bei dem sich Ehefrau Hedwig ­hinters Steuer setzte und die Taxifahrten übernahm. Die erste Tankstelle blieb bis in die 70er-Jahre auch die einzige im Ort.

Mobilität im Wandel  

In den 1970er-Jahren wurde die Bevölkerung in Sevelten zunehmend mobiler – und Kruse trug dieser Entwicklung Rechnung. Bau­elemente zählten fortan zur Kernkompetenz, hinzu kamen Stahlblechfertiggaragen und Garagentore. Thomas Kruse erinnert sich noch gut an die Kindertage zurück: ­„Damals kamen die Garagenschwingtore per Bahn nach Nutteln, die wir dort eigenhändig auf unseren betriebseigenen LKW umladen mussten.“ 
  
1980 folgte der Bau einer neuen Lagerhalle, bevor das Schicksal die Familie schwer traf: Der Unternehmer und Familienvater von vier Kindern starb 1985 mit nur 54 Jahren an den Folgen eines Verkehrsunfalls. Ehefrau Hedwig, die dabei ebenfalls verletzt wurde, musste gesundheitsbedingt ein halbes Jahr pausieren. Doch Kapitulieren kam nicht infrage. Die Familie übernahm mit Unterstützung von Tochter Marianne und Schwiegersohn Bernhard Nienaber die Geschäfte. Die Söhne Wilhelm (19) und Thomas (17) befanden sich noch in der Lehre zum Kaufmann und zum Tischler. Nach ihren Ausbildungen fingen auch sie an, im Familienbetrieb zu ­arbeiten.  
  
Hedwig Kruse handelte vorausschauend und weitsichtig: Sie kaufte Anfang der 90er-Jahre zwei Grundstücke Am Hornesch und schuf so die Möglichkeit zur Erweiterung, die zeitnah mit dem Bau einer Remise, Garagen und eines Betriebshofes vorgenommen wurde.

Neue Strukturen

Dass sie ins Unternehmen einstiegen, war für die Brüder Thomas und Wilhelm schon von Kind an klar. So gründeten sie 1994 die Wilhelm Kruse GmbH, in der sie seitdem als Geschäftsführer die Firma leiten.

Um sich nicht zuletzt als Ausbildungsbetrieb auf dem Markt behaupten zu können, strukturierte sich die Firma 1997 auch personell neu und setzte sich intensiv mit Gedanken auseinander, auf einen Meister in den eigenen Reihen zählen zu können. Thomas Kruse als Handwerker im Haus ging schließlich selbst den Schritt und absolvierte in Voll­zeit ein Jahr die Meisterschule in Hildesheim, die er erfolgreich abschloss. „Es war eine schöne Zeit“, bilanziert der Tischlermeister und freut sich über den bleibenden Kontakt mit zwei seiner Kollegen, mit denen er auch 2023 das silberne Meisterjubiläum feierte. 
  
Der Familienbetrieb konnte durch seinen höheren Berufsabschluss weiter wachsen. Er wurde in die Handwerksrolle eingetragen und die Einrichtung einer Tischlerwerkstatt ließ nicht lange auf sich warten.
 
Innovation und Präzision werden groß ­geschrieben und Qualitäten garantiert. Schließlich handelt der Betrieb nicht nur mit Produkten, sondern „wir montieren
sie auch fachkundig.“

Der Lauf der Zeit

Wurde das klassische Garagenschwingtor in früheren Zeiten grundsätzlich und konventionell eingebaut, zieht das Team heute schon mal weiße Handschuhe an, um etwa Sektionaltore mit mattschwarzer Oberfläche lupenrein zu positionieren.
„Unsere Kunden sind private Bauherren, ­Gemeinden, Wohnungsbaugesellschaften sowie Architekten und Handwerksunter­nehmen“, sagen die Geschäftsführer. Wilhelm Kruse, der sich hauptsächlich um den Objektbereich kümmert, ist mit seinem Wissen und Know-how stets gefragt und steht mit vielen Architekten, General- und Bauunternehmern in ­Kontakt. So liefert und montiert das ­Unternehmen in namhaften Märkten Tore und Türen. Bruder Thomas Kruse hingegen ist der Ansprechpartner im ­Bereich Fenster, Türen und Tischlerei.  

Das Leistungsspektrum umfasst Garagen- und Industrietore, Stahltürelemente, Brandschutz- und Objekttüren sowie Türen für das private Eigenheim und den Wohnbau. Hinzu kommen Baubeschläge und Schließanlagen, regelmäßige Services und War­tungen von Elementen, Toilettentrennwand­anlagen, Fenster aus Alu, Kunststoff und Holz, ­ver­sehen mit Rollläden, Raffstores oder Screens. Dank eigener Tischlerei lässt das Unternehmen keine Wünsche offen, ­fertigt individuelle Bauelemente und ­Sonderlösungen an und produziert Möbel nach Maß.

Dank des breit gefächerten Produktspektrums sind auch die Baustellen sehr vielfältig: Angefangen von Supermarktketten über Hotels, Wohnungsbauobjekte, Schulen und Kindergärten bis hin zu privaten Eigenheimen ist dort alles dabei. Ohne engagierte Mitarbeiter wären Leistung und Zuverlässigkeit jedoch nicht möglich. Und Familie Kruse ist stolz auf ihr Team, das sich immer wieder kompetent und leidenschaftlich mit ihr auf den Weg macht.

Hof Dreckmann, Sevelten Hier lieferte und montierte das Team der Wilhelm Kruse GmbH die Holzfenster nach Denkmalschutzvorgabe und die Innentüren. Außerdem produzierte das Unternehmen die innen liegende Bauernhaustreppe aus Massivholz.

Ohne Team läuft es nicht

Paul Lohrey und Margret Fangmann beispielsweise halten der Firma schon seit 20 Jahren die Treue. Und ob Terminverein­barungen, Bestellungen und so weiter: ­Margret Fangmann ist die erste Stimme für jeden Anrufer und Kunden im Büro. Paul Lohrey ist derweil führend im Bereich der Tortechnik unterwegs.

Um die Tradition des Handwerks zu bewahren, bilden wir mit Leidenschaft und aus Überzeugung aus. Auch Praktikanten im ­Bereich Tischlerei und Büro sind bei uns stets willkommen. Doch Tradition muss auch immer auf Moderne treffen; so liegt seit einiger Zeit das Thema Digitalisierung eng im Fokus der Wilhelm Kruse GmbH .

Um reibungslose und sichere Abläufe garantiert zu können, wird regelmäßig in professionelle Werkzeuge, Arbeitsmittel und Schutzausrüstung investiert. Außerdem stehen für alle Mitarbeiter regelmäßig Weiterbildungen und Schulungen auf der Agenda. ­Eine eigene Scherenarbeitsbühne ist vorhanden und der Fuhrpark gepflegt und gewartet. Und wenn die Baustelle es verlangt, werden zwingend erforderliche Maschinen wie Kräne oder Teleskoplader geordert.

Unvergessen ist der bisher am weitesten entfernte Einsatzort auf der Ostseeinsel ­Rügen. Kurz nach der Wende nahmen die Sevelter den Auftrag an, Funktionstüren und Türen im Hotel Bernstein in Sellin ein­zusetzen. „Spannend und herausfordernd“ fand Thomas Kruse das und erzählt schmunzelnd von der legendären Tour über jede Menge Kopfsteinpflaster, bei der nicht nur die Stoßdämpfer der Fahrzeuge auf eine besondere Probe gestellt wurden.

Thomas’ Ehefrau Melanie, mit der er seit über 25 Jahren verheiratet ist, stieg 2004 ins Unternehmen ein. Als gelernte Kommunikati-onselek­tronikerin und Großhandelskauffrau bildete sie sich dar­über ­hinaus zur Finanzbuchhalterin weiter. Seitdem liegt die Führung der Lohn- und Finanzbuch­haltung in ihren ­Händen. 

„Handwerk und Ausbildung waren und werden die Zukunft sein“, zeigt sich Melanie Kruse überzeugt. Sie ist seit 2021 Vorsitzende der Unternehmerfrauen im Handwerk (Arbeitskreis Cloppenburg), einem Netzwerk von zurzeit 77 selbstständigen Frauen, mitarbeitenden Ehefrauen und Töchtern aus Betrieben des Handwerks und dem Handwerk zugetanen Berufen.
Aus diesem Netzwerk heraus sind auch die Handwerks­botschafter entstanden. Darin haben sich 18 Betriebe aus verschiedenen Gewerken ­mit dem Ziel zusammengetan, junge Menschen ins Handwerk zu bringen. Dabei profitieren sie auch von der perfekten Zusammenarbeit mit der Kreishandwerkerschaft und der BBS Technik.

Der Blick in die Zukunft

Der Blick in die Zukunft fällt vielversprechend aus, denn die dritte Generation steht bereits in den Startlöchern. So war die Tischlerei bereits von klein auf der ­absolute 

Lieblingsort von Steffen Kruse. Seitdem er laufen kann, begleitete er Vater Thomas bei dessen Arbeit. „Holz war und ist sein Element“, unterstreicht Mutter Melanie.

Folgerichtig ließ sich der damals 16-Jährige 2015 nach dem Schulabschluss in einer Möbel­tischlerei im Landkreis Vechta zum Tischler ausbilden. Der Gedanke, den hei­mischen Betrieb vom Vater und vom Onkel zu übernehmen, verfestigte sich.
Als Geselle sammelte Steffen weitere berufliche Erfahrungen bei einem Unternehmen für ­Ladenbau und Schiffs­in­terieur. Danach tat er es seinem Vater gleich, ging nach Hildesheim und kehrte als Holztechniker und Tischlermeister zurück. Seit 2021 unterstützt er den Familienbetrieb.

In den letzten Jahrzehnten blieb der Betrieb dank neuer CNC-Werkzeuganlagen und dem immer wieder modernisierten Maschinenpark ­stets auf der Höhe der Zeit. Welche Stellschrauben in ­Sachen Leistung, Digita­lisierung und branchenspezifischer Lösungen gedreht werden müssen, um auch die nächsten Jubiläen noch feiern zu können, weiß die Wilhelm Kruse GmbH wohl einzuschätzen. Wünschenswert wäre aus ihrer Sicht aber, dass gute ­Arbeit prinzipiell höher wert­geschätzt und auf Baustellen wie am Telefon „wieder etwas mehr Freundlichkeit und Dankbarkeit einkehren würde“.

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