Agrar- und Ernährungswirtschaft

40 Jahre Mählmann Gemüsebau

07.02.2023
Autorin: Lena-Sophia Schmid

Frisches Gemüse steht auf dem Einkaufszettel. Und ob einen nun der Weg im Norden oder Süden Deutschlands in den Supermarkt führt: Die Chance ist groß nach dem Griff ins Regal ein Produkt von Mählmann Gemüsebau aus Cappeln in der Hand zu halten.

Wolfgang Mählmann (Mitte) und Familie (von links): Christian Mählmann mit Frau Anna Mählmann sowie (von rechts) Andreas Mählmann und Martina Mählmann auf dem Gelände von Mählmann Gemüsebau GmbH & Co. KG in Cappeln.

Bereits im Jahr 1983 übernahm Wolfgang Mählmann den kleinen landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetrieb der Familie und gründete Mählmann Gemüsebau. In den darauffolgenden Jahren entwickelte er das Unternehmen zu einem der größten Gemüsebaubetriebe Deutschlands. Neben Ehefrau Martina Mählmann, die das Unternehmen von Beginn an mit aufgebaut hat, sind mittlerweile auch die Kinder Stefanie,
Christian und Andreas im Familienunternehmen tätig. Mit Sohn Christian ist seit 2015 bereits die zweite Generation Teil der Geschäftsführung. Durch Frische, höchste Qualität der Produkte sowie großem Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Umwelt und den Arbeitnehmern geht Familie Mählmann seit 40 Jahren einen erfolgreichen Weg.

Dem stetigen Wachstum von Mählmann Gemüsebau liegt die Bereitschaft zugrunde, permanent einen Blick auf den Markt und die dort herrschende Nachfrage zu haben. „Innovationen brauchen Betriebswachstum und wirtschaftlichen Erfolg. Allein unter der regionalen Käseglocke kann man nicht vorankommen“, sagt Wolfgang Mählmann. Nur mit diesem Grundsatz konnte das Unternehmen seinen Vertrieb auf die ganze Bundes- republik und Teile Europas ausweiten. Natürlich legt Familie Mählmann dabei großen Wert auf Regionalität. Die Jungpflanzen für den Anbau von Gemüse werden größtenteils von der Firma Lüske in Höltinghausen bezogen und die bewirtschafteten Felder liegen alle im Umkreis von 40 Kilometern zum Unternehmensstandort. Auch im Bereich Bau oder Landtechnik wird auf örtliche Handwerksbetriebe gesetzt.

Neben Eisbergsalat bietet Mählmann Gemüsebau rund 30 weitere Salat- und Kohlsorten an.

Ganz schön regional

Ganz schön regional ist auch die Vermarktung des Gemüses, welche durch den Erzeugergroßmarkt Langförden-Oldenburg (ELO) betrieben wird. Der ELO ist eines der führenden Unternehmen im Bereich der Frischvermarktung von Freilandgemüse und steht mit Wolfgang Mählmann als Aufsichtsratsvorsitzendem in direkter Verbindung zum Betrieb. Besonders die Nähe zum Unternehmensstandort von Mählmann Gemüsebau unterstützen den persönlichen Kontakt und die unkomplizierte Kommunikation. Dabei profitieren die Erzeuger nicht nur von dem nationalen und internationalen Vertrieb ihrer Produkte, sondern auch von der Logistik der ELO. Mit über 150 LKW -Ladungen Obst und Gemüse am Tag werden die Kunden schnell und flexibel bedient. Kurze Wege zwischen Produktion, Vermarktung und Disposition sind daher ein Garant für
täglich frische Ware.

Der Mensch im Mittelpunkt

Hervorzuheben ist, dass Mählmann mit rund 160 Festangestellten und 15 Auszubildenden, auch einen großen und attraktiven Arbeitgeber für das Oldenburger Münsterland darstellt und sich mit den 200 bis 1.500 Saisonarbeitskräften in Abhängigkeit von der Jahreszeit auch europaweit einen Namen als Arbeitgeber gemacht hat. Der Mensch spielt eine entscheidende Rolle im Gemüsebau. Diese enorme Bedeutung und die daraus resultierende Herausforderung für die gesamte Branche ist die Grundlage der Investitionspolitik bei Mählmann. Um die Attraktivität als Arbeitgeber langfristig erhalten zu können, wurden für die kurz- bis mittelfristig Beschäftigten aus Polen und Rumänien moderne Wohnanlagen errichtet. Grünflächen, Sport- und Freizeitmöglichkeiten, ein eigener Supermarkt und ein Betriebsrestaurant sorgen für Campus-Charakter. W-LAN, ein Geldautomat, die organisierte Reinigung und Instandhaltung der Unterkünfte sowie die Begleitung zum Arzt bilden das Rundum-sorglos-Paket.

Erwähnenswert ist dabei auch der Umgang mit der in den letzten drei Jahren herrschenden Corona-Pandemie. Die Wohnanlagen auf dem Gelände von Mählmann Gemüsebau sind großzügig, mit überwiegend Zwei-Bett-Zimmern gestaltet, wodurch das interne Hygienekonzept bestmöglich eingehalten werden konnte. Dazu wurden alle Beschäftigten zwei Tage die Woche mittels PCR-Test auf das Coronavirus getestet, um größere Ausbrüche verhindern zu können. Gleichzeitig konnte mit großen Impfaktionen auf dem eigenen Gelände, begleitet von einer örtlichen Arztpraxis, jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter ein Impfangebot gemacht werden. Dadurch konnte das Unternehmen das eigene Personal auch während der Pandemie bestmöglich unterstützen und gleichzeitig den Betrieb aufrechterhalten.

Nach Auffassung von Wolfgang Mählmann sind es vor allem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die zum jahrelangen Erfolg von Mählmann Gemüsebau beitragen. „Ich bin Landwirt, ich kann nicht alle Bereiche bedienen, aber ich weiß, wo wir hinwollen. Wir müssen qualifizierte Mitarbeiter finden, die unseren Weg mitgestalten und sich auch zukünftigen Herausforderungen stellen wollen“, so Wolfgang Mählmann. Nur so hat sich in der Unternehmensgeschichte ein fest etablierter Mitarbeiterstamm entwickelt.

Insgesamt lässt sich bei einem Großteil des Personals eine langjährige Betriebszugehörigkeit bzw. bei den Saisonarbeitskräften eine hohe Rückkehrquote feststellen. Immer mehr der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bereits seit ihrer Berufsausbildung Teil des Unternehmens. Durch die vielfältigen Tätigkeitsbereiche von der betriebsinternen Werkstatt über die Verwaltung und IT bis hin zu den Kernbereichen im Pflanzenbau und dem zugehörigen Qualitätsmanagement werden verschiedene Qualifikationen benötigt und daher auch diverse Ausbildungsangebote geschaffen. Der Fokus liegt darauf, möglichst alle Berufe, die sich im Betrieb wiederfinden, auch selbst auszubilden. Mittlerweile bietet Mählmann Gemüsebau daher acht verschiedene Ausbildungsberufe sowie mehrere duale Studiengänge an. Insgesamt legt Familie Mählmann großen Wert auf familiäre Strukturen, flache Hierarchien sowie ein kollegiales Miteinander sowohl zwischen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als auch in der Beziehung zur Geschäftsführung. „Wir begegnen allen unseren Mitarbeitern auf Augenhöhe“, sagt Wolfgang Mählmann, „und das leben wir auch!“

Bild links: Mit Christian Mählmann ist neben Wolfgang Mählmann auch die zweite Generation Teil der Geschäftsführung. Bild rechts: Im Jahresverlauf sind bis zu 1.500 Saisonarbeitskräfte bei Mählmann beschäftigt – hier bei der Ernte von Mini-Romana (Foto: wohlfarth film)

Alles fing mal kleiner an

Dies lässt sich vor allem darauf zurückführen, dass Wolfgang Mählmann selbst mit einem kleinen Betrieb angefangen hat. Die damals betriebene konventionelle Tierhaltung mit rund 15 Milchkühen und etwa 40 Schweinen wurde im Jahre 1984 von reinem Gemüseanbau abgelöst. Heute befinden sich mehr als 30 verschiedene Gemüsesorten im Sortiment von Mählmann Gemüsebau, die ausschließlich saisonal und unter freiem Himmel angebaut werden. Egal, ob Eisberg- oder Feldsalat, Brokkoli, Radieschen, Babyspinat, Bohnen oder Blumenkohl: Entscheidend ist die Frische und hohe Qualität der Produkte. Eigene Agrarwissenschaftler und Ingenieure kontrollieren und bewerten die Pflanzen permanent. Spätestens sechs Stunden nach der Ernte ist das Gemüse auf dem Weg in den Lebensmitteleinzelhandel bzw. verschiedene Großmärkte.

Luftaufnahme vom Betrieb am Standort Cappeln im Mai 2022.

Die Vielfalt des angebauten Gemüses ist auch ein wichtiger Faktor in Bezug auf das Thema Umwelt. Für den Betrieb sind die ökologischen Aspekte der Nachhaltigkeit von zentraler Bedeutung. Neben der wechselnden Fruchtfolge, die die gute Qualität der Böden erhält, wird bei Mählmann im Rahmen der hauseigenen Initiative Beefriendly® und in Zusammenarbeit mit Imkerverbänden aktiv Bienenschutz betrieben. Dafür werden jedes Jahr saisonal blühende Wiesen zwischen den Anbauflächen angelegt und Nisthilfen für Bienen aufgestellt. Für eine generationsübergreifende Entwicklung des Unternehmens ist überdies eine krisensichere, kosteneffiziente und nachhaltige Energiestrategie notwendig. Mit Investitionen in Photovoltaik und Blockheizkraftwerke wird der Weg zu einem Energieautarken Produktionsstandort verfolgt.

Dabei wird auch seit vielen Jahren ein großer Wert auf die Wiederverwertung von Wasser gelegt. Eigene Anlagen zur Wasseraufbereitung sind daher fester Bestandteil des Unternehmensstandorts. Nachhaltigkeit bedeutet für Wolfgang Mählmann auch die optimale Qualität der Pflanzen. „Beim Getreide kann man, weil es zum Beispiel wenig geregnet hat, einen Minderertrag in Kauf nehmen. Das funktioniert beim Gemüse nicht!“ Gemüse kann nur qualitativ hochwertig und in entsprechender Größe vertrieben werden. Um dies zu erreichen, braucht der Gemüsebauer bei Trockenheit größere Mengen Wasser. „Keineswegs nachhaltig wäre es aber, wenn ich die halb gewachsenen Pflanzen wegwerfen müsste. Genauso wenig sollen größere Mengen Wasser verschwendet werden. Auf den gezielten Einsatz kommt es an“, so Mählmann.

Zur Reduktion von Ressourcenverbräuchen sowie zur Steigerung der Effizienz wird kontinuierlich in strategische Projekte zur Weiterentwicklung der Produktion investiert. Die Mechanisierung und Digitalisierung von Prozessen, sowohl auf dem Feld als auch in der Verarbeitung, prägen zunehmend das unternehmerische Handeln. Innovative Lösungen und der verstärkte Einsatz von digitalen Technologien bilden die Zukunft der Landwirtschaft und der nachgelagerten Wertschöpfungskette.

Letztlich möchte Wolfgang Mählmann, dass die heute bewirtschafteten Böden auch in hundert Jahren noch fruchtbar sind. Nur so kann auch in Zeiten von veränderten klimatischen Bedingungen Gemüse auf deutschem Boden angebaut werden. Und natürlich wünschen sich er und sein Sohn Christian, dass auch der Einkaufszettel der Zukunft zum Kauf eines Mählmann-Produktes führt und das Unternehmen noch für viele weitere Generationen bestehen bleiben wird.