Die Kernaufgaben der Landwirtschaft
Es bleibt wesentliche Aufgabe der Landwirtschaft, wie eh und je Lebensmittel zu erzeugen, die Versorgung von Tieren, Pflanzen und Menschen sicherzustellen, die Landschaft und Kultur zu pflegen und regenerative Energien zu erzeugen. Dazu zählt auch das Angebot des Frisch-ab-Hof Verkaufes, der Hofcafés und des Urlaubes auf dem Bauernhof. Neu hinzu kommt die Erwartung, natürliche Ressourcen wie Boden, Wasser, Luft sowie die Artenvielfalt nicht nur zu schonen, sondern aktiv zu stärken. Dieses Leistungsprogramm soll nach heutigen Wertvorstellungen transparent, ubiquitär und so günstig wie möglich sein. Zusammengefasst ist die „Produktive Nachhaltigkeit" mit diesem erweiterten Portfolio offenbar das Zielbild der Agrarwirtschaft, das Chancen für eine weiterhin systemrelevante Zukunft bieten kann.
Diese Erwartungen haben Politik und Staat aufgegriffen. Aktuell gibt es zahlreiche Strategieprozesse auf EU-, Bundes- und Landesebene, die auf dieses Zielbild mit unterschiedlichen Schwerpunkten abstellen. Hier sind der Green Deal der Europäischen Kommission oder die Strategieprozesse für den Ackerbau, die Nutztierhaltung, den Klimaschutz und die Biodiversität des Bundes und des Landes Niedersachsen zu nennen. Auf allen Ebenen werden mit gesetzlichen Regelungen ein Ordnungs- und Handlungsrahmen geschaffen und Förderanreize etwa im Rahmen der gemeinsamen Agrarpolitik und deren nationaler Umsetzung verfolgt.
Für den Erfolg ist entscheidend, wie praxisnah und umsetzbar diese Instrumente ausgestaltet werden. Denn letztlich ist es die unternehmerische Entscheidung der Landwirtin bzw. des Landwirtes, welche Ausrichtung sie wählen.
Dieser Anspruch einer hohen Umsetzbarkeit in die landwirtschaftliche Praxis haben die Partner des sogenannten Niedersächsischen Weges für mehr Arten-, Natur- und Gewässerschutz seit Januar 2020 erfolgreich verfolgt. Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast und Umweltminister Olaf Lies vereinbarten gemeinsam mit den Präsidenten des Niedersächsischen Landvolkes und der Landwirtschaftskammer sowie des BUND und des NABU fünfzehn Maßnahmen mit entsprechenden Gesetzesänderungen im Wasser-, Naturschutz- und Waldgesetz mit erforderlicher Finanz ausstattung. Diese Maßnahmen wurden in Arbeitsgruppen für die Umsetzung in betriebliche Abläufe und begleitende behördliche Verfahren mit allen Partnern konkretisiert. Damit lassen sie sich im Einklang von guter fachlicher Praxis und nachhaltiger Wirkung für die Natur realisieren. Für die damit verbundenen Leistungen für den Wasser-, Arten- und Gewässerschutz erhalten die landwirtschaftlichen Betriebe einen angemessenen finanziellen Ausgleich. Nachhaltigkeit und Produktivität kommen zusammen.
Ressourcen effizienter nutzen
Die Herstellung von Lebensmitteln ist natur gemäß mit Ressourcenverbrauch bzw. -umwandlung verbunden. Daher kommt der Ressourceneffizienz über die gesamte Kette der Wertschöpfung eine entscheidende Rolle zu. Wir werden uns etwa darauf einzustellen haben, dass wir weniger landwirtschaftliche Fläche für den Futter- und Ackerbau zur Verfügung haben werden, die Wasserressourcen sparsamer einsetzen, klimaangepasste Anbaukonzepte verfolgen, die Aufwandsmengen für den Pflanzenschutz reduzieren, die Nährstoffef"zienz erhöhen und noch mehr in Kreisläufen und Systemen denken müssen.
Für diese Ressourceneffizienz ist die Präzision in den landwirtschaftlichen Abläufen und Produktionsverfahren mit dem Fokus auf die einzelne Pflanze, das einzelne Tier und den jeweils Handelnden sowie auf die systemische Vernetzung der Datenströme wichtig. Es kommt nun hinzu, die Herstellungsprozesse und deren Auswirkungen auf die natürlichen Ressourcen gleichzeitig im Blick zu haben und präzise auf die Bedarfe abzustimmen.
Die Möglichkeiten der Digitalisierung können Landwirten dabei helfen, die landwirtschaftlichen Abläufe präziser, effizienter und transparent zu machen. Sie helfen zu vernetzen, genauer und systemisch zu arbeiten und die Effektivität der ganzen Wertschöpfungskette vom Feld bis zur Ladentheke zu erhöhen. Durch abgestimmte Daten erhebung und -verarbeitung lassen sich individuell notwendige Anpassungen im laufenden Prozess für optimale Arbeitsergebnisse erreichen.
Der Effekt: Exakter Aufwand für Saatgut, Düngung und Pflanzenschutz durch optimale Spezifikation und präzise Applikation führt zu bestmöglichen standortangepassten Erträgen. Eine höhere Beobachtungsintensität für Tiere und Pflanzen wird ebenso möglich wie mehr Arbeitskomfort und Arbeitssicherheit für die Mitarbeiter in der Landwirtschaft.