Arbeitsmarkt

Agentur für Arbeit Vechta

01.01.1970
Autor*in: TINA HELIOSCH

Seit fast drei Jahren leitet Tina Heliosch die Agentur für Arbeit Vechta und ist damit in den Landkreisen Vechta und Cloppenburg gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dafür verantwortlich, arbeitslos gewordene Menschen wieder in Arbeit zu bringen und für die Betriebe in der Region Arbeitskräfte zu vermitteln.

Tina Heliosch, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Vechta.   

Arbeitslosenquote von regelmäßig unter vier Prozent und einem stetigen Beschäftigungszuwachs wird die Chefin der Arbeitsagentur oft darauf angesprochen, ob es denn für die Agentur für Arbeit Vechta überhaupt genügend zu tun gibt. „Meine Antwort darauf ist eindeutig: Ja, es gibt trotz geringer Arbeitslosigkeit genug zu tun. Die Herausforderungen sind nur andere als in Regionen mit höherer Arbeitslosigkeit oder einem nicht so starken Arbeitsmarkt. Die Unternehmen erwarten von uns noch dringlicher Unterstützung bei der Deckung ihres Arbeitskräftebedarfs. Die Herausforderung liegt darin, die wenigen, die trotz des insgesamt guten Arbeitsmarktes arbeitslos werden, so schnell und so gut wie möglich wieder in den Unternehmen in der Region zu vermitteln", erzählt die Agentur-Leiterin.

Bereits jetzt suchen viele Unternehmen in der Region händeringend Arbeitskräfte auf Helfer- und Fachkräfteebene. Dem gegenüber stehen im Oldenburger Münsterland durchschnittlich etwa 7.000 arbeitslose Menschen. Also eine Situation in der es darauf ankommt, bestmöglich die Arbeitssuchenden mit den passenden Arbeitsplätzen zusammen zu bringen. Doch nicht immer passen die vorhandenen Qualifikationen der Bewerberinnen und Bewerber zu den Anforderungen der zu besetzenden Stelle. Sowohl Unternehmen als auch Arbeitssuchende müssen anpassungsbereit und flexibel sein, um zueinander zu finden. Die Agentur für Arbeit unterstützt den Prozess des Zusammenfindens und trägt beispielsweise durch die seit Jahren starke Förderung im Bereich der beruflichen Weiterbildung dazu bei, die Qualifizierung für den Arbeitsmarkt passend zu forcieren.

Die Hauptagentur der Agentur für Arbeit Vechta in der Rombergstraße 51 in Vechta.   

Dieser Arbeitsmarkt befindet sich derzeit in einem gravierenden Wandel, der von zwei Faktoren entscheidend beeinflusst wird. Zum einen stehen aufgrund der demografischen Entwicklung in den kommenden zwanzig Jahren dem Arbeitsmarkt erheblich weniger Arbeitskräfte zur Verfügung: Viele Menschen aus den geburtenstarken Jahrgängen werden in den Ruhestand gehen. Gleichzeitig stagniert oder sinkt die Zahl der Schulabgänger. Die Agentur für Arbeit und die Jobcenter reagieren auf den demografischen Wandel, indem sie Arbeitgeber intensiv dabei unterstützen, Fachkräfte auszubilden oder zu gewinnen – im Inland und, wo nötig, auch im Ausland.

Der zweite Faktor dieses Wandels ist der technische Fortschritt, der die Arbeitskräftenachfrage und die Bedeutung von Qualifizierung zukünftig noch weiter verstärken wird. In welchem Ausmaß berufliche Tätigkeiten heute schon durch Computer oder computergesteuerte Maschinen ersetzt werden könnten, wurde durch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) erhoben. Demnach verfügt mehr als ein Drittel der Arbeitsplätze im Oldenburger Münsterland bereits jetzt über ein starkes Substituierbarkeitspotenzial. Das heißt, dort gibt es Arbeitsinhalte, die zu siebzig Prozent und mehr von computergestützten Maschinen ausgeführt werden könnten. Im Vergleich: In Niedersachsen ist durchschnittlich nur jeder vierte Job betroffen. Sowohl Helfer- als auch Fachkrafttätigkeiten weisen allgemein im Durchschnitt ein höheres Substituierbarkeitspotenzial auf als Tätigkeiten, die typischerweise eine höhere Qualifikation erfordern. Der höchste Wert wird nach den Berechnungen in den in der Region stark vertretenen sogenannten „Fertigungsberufen" erreicht, beispielsweise in der Kunststoff- und Holzherstellung, -verarbeitung sowie in der Metallerzeugung und -bearbeitung. Arbeitsplätze im Bereich der sozialen und kulturellen Dienstleistungen haben ein eher niedriges Substituierbarkeitspotenzial.

Die meisten Studien gehen allerdings davon aus, dass durch die Digitalisierung mindestens genauso viele neue Arbeitsplätze entstehen wie wegfallen bzw. sich Tätigkeitsinhalte verändern. Für diese neuen oder veränderten Arbeitsplätze werden jedoch zusätzliche und teilweise komplett neue Kompetenzen benötigt. Deshalb wird gezielte Weiterbildung in der Zukunft noch wichtiger werden. So geht es für die Verantwortlichen in den Unternehmen aber auch für jeden Arbeitnehmer darum, die Folgen der Digitalisierung frühzeitig zu bedenken und die Qualifizierung entsprechend auszurichten. Das Bewusstsein für die notwendige Flexibilität und die lebenslange Änderungs- und Lernbereitschaft ist bereits während der Berufsbildung wichtig und wird zukünftig noch stärker während des gesamten Berufslebens gebraucht.

Die Berufsausbildung an sich ist neben der Arbeitskräfterekrutierung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt und der Weiterbildung der eigenen Beschäftigen eine weitere wichtige Säule zur Deckung des Fachkräftebedarfes. Die Vielfalt und die Anzahl der angebotenen Ausbildungsplätze im Oldenburger Münsterland ist groß. Jedes Jahr melden die heimischen Betriebe dem gemeinsamen Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit und der Jobcenter im Oldenburger Münsterland weit über 3.000 Ausbildungsplätze zur Vermittlung, mit stetig steigender Tendenz.

Die Agentur für Arbeit Vechta und das Jobcenter im Landkreis Vechta unterstützen Arbeitslose, Arbeits- und Ausbildungssuchende, Beschäftigte und Unternehmen im Landkreis Vechta.   
Das Berufsinformationszentrum (BiZ) bietet 30 Internetarbeitsplätze mit Zugriff auf ein breites Angebot zu den Themen Ausbildung, Studium und Beruf.   

Es lohnt sich für junge und auch lebensältere Menschen, eine dieser vielen Chancen zu nutzen und eine duale Ausbildung bzw. Umschulung zu starten. Denn eine erfolgreich abgeschlossene Ausbildung ist ein gutes Fundament für die berufliche Weiterentwicklung. Im Anschluss winkt in der Regel eine feste Stelle als qualifizierte Fachkraft in der Region. Und wer weitermachen will: Es bieten sich auch danach viele Weiterbildungsmöglichkeiten, Spezialisierungen, etc. bis hin zum Studium an. Zudem belegen wissenschaftliche Studien, dass mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung die Risiken einer späteren Arbeitslosigkeit zumindest reduzieren. Auch die Folgen des technischen Fortschritts wirken sich grundsätzlich stärker auf Tätigkeiten aus, die von An- und Ungelernten ausgeübt werden.

Für junge Menschen soll der Übergang von der Schule in den Beruf möglichst reibungslos sein und ohne frustrierende Negativerlebnisse gelingen. Um sie dabei zu unterstützen, vernetzt sich die Berufsberatung der Agentur für Arbeit derzeit noch intensiver mit Schulen und Unternehmen und steigt noch früher in die Berufsorientierung der Schülerinnen und Schüler ein. Wer nach der Schule eine Ausbildung machen möchte, sollte so früh wie möglich fachkundig beraten werden. Genau das leistet zum Beispiel die Berufsberatung in den Agenturen für Arbeit und direkt in den Schulen vor Ort.

Aber auch Eigeninitiative und Selbstinformation ist wichtig und wird durch digitale Angebote durch die Agentur für Arbeit unterstützt. Ein Tipp für die Ausbildungsbewerber in der Region: Findet heraus, worin eure Stärken liegen und / oder was euch Spaß machen könnte.

Unter www.arbeitsagentur.de/bildung/was-passt-zu-mir kann sich jeder einen guten ersten Überblick verschaffen.

Perspektivisch wird das Angebot der Berufsberatung auch über die Erstausbildung hinaus eine noch höhere Bedeutung erlangen. Während vorherige Generationen oftmals ein Leben lang im ursprünglich erlernten Beruf arbeiteten, vielleicht sogar im Ausbildungsbetrieb geblieben sind, gehören heute und in Zukunft noch stärker Job- und Betriebswechsel zu einer normalen Biografie dazu. Gesamtgesellschaftliche Entwicklungen wie die Auswirkungen des demografischen Wandels mit einer älter werdenden Bevölkerung oder die Digitalisierung verändern auch das Arbeitsleben jedes Einzelnen. Die Anforderungen in Berufen ändern sich ebenfalls, neue Berufe entstehen und andere fallen weg. Darum setzt die Agentur für Arbeit verstärkt auf eine individuelle Berufsberatung, die neben Arbeitslosigkeit auch alle anderen Phasen des Arbeitslebens abdeckt.

Um Informationssuchende heutzutage zeitgemäß zu unterstützen, muss auch das Angebot der Agentur für Arbeit digitaler werden. Kundinnen und Kunden sollen die Angebote und Leistungen ohne großen Aufwand in Anspruch nehmen können. Online-Angebote, die bequem zuhause oder unterwegs genutzt werden können, sollen zeitraubende Behördengänge ersparen. Der Anfang ist bereits getan – zum Beispiel mit dem Online-Arbeitslosengeldantrag für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, der Online-Arbeitsbescheinigung für Unternehmen oder dem Online-Kindergeldantrag.

Der Einsatz dieser zeitgemäßen Informations- und Kommunikationskanäle ersetzt heute und in der Zukunft den persönlichen Kontakt mit den Kundinnen und Kunden aber nicht in Gänze. Sie komplettieren das Angebot und sollen Prozesse vereinfachen und beschleunigen.

Wie in anderen Unternehmen sind auch bei der Agentur für Arbeit Vechta die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die wichtigste Ressource. Dabei wird in Zukunft noch stärker in die Qualifikation der Fach- und Führungskräfte investiert. Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass Kundinnen und Kunden auch weiterhin bestmöglich unterstützt werden.

Kurzum: Es gibt auch weiterhin genügend Arbeit (im doppelten Wortsinn!) in der Region, die mit gemeinsamen, engagierten Aktivitäten aller regionalen Akteure erfolgreich bewältigt werden kann. Dabei ist die Agentur für Arbeit Vechta sowohl für die Unternehmen als auch für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wichtige Ansprechpartnerin und Begleiterin.

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