Stipendium über 100.000 Euro
Dort erleichterte dann ein mit 100.000 Euro ausgestattetes Gründerstipendium an der Beuth-Hochschule den Start in die Selbstständigkeit. Zunächst zu dritt wurde im Labor an der Erforschung der ersten Superfood-Produkte rund um die Alge gearbeitet. Bereits im Jahr 2015 gab es dann eine erste Auszeichnung für das junge Unternehmen. Die Agrarzeitung überreichte den „Förderpreis der Agrarwirtschaft" für erfolgreiche und engagierte junge Talente im Agrarsektor. Geschäftsidee wie auch die Lebensmittel wurden in der Folge mehrfach ausgezeichnet. Zuletzt gab es im vergangenen Jahr von der Zeitschrift „Land & Forst" eine Ehrung im Rahmen von „Stark für die Landwirtschaft".
Eine Crowdfunding-Kampagne ermöglichte 2016 den Aufbau der Vermarktung von Algen-Produkten. Diese werden unter dem Namen „Lüttge Alge" gemeinsam mit weiteren bei Cordes hergestellten Superfood-Produkten aus der Region übers Internet vertrieben. Der Finanzierungsaufruf erbrachte seinerzeit dank gleich 238 Unterstützern rund 17.000 Euro. Das Geld wurde für den Produktionsstart für die „Algenperle" auf Basis der Chlorella-Alge genutzt.
Zug um Zug erfolgte der Ausbau der Lüttge-Welt. Das seit dem Jahre 2016 auch Bio-zertifizierte Unternehmen vertreibt heute über den eigenen (Internet-)Shop Superfood-Produkte wie die „Lüttge Grünkohl" und „Lüttge Wildkohl" sowie natürlich „Lüttge Alge" als Pulver und Kapseln.
Als einen großen Erfolg und zugleich echte Bestätigung der Arbeit, die Evergreen-Food in das Thema „Gesundheit und Alge" steckt, empfindet Cathleen Cordes „dass unsere Ware mittlerweile nicht nur in anderen Online-Shops gelistet, sondern auch als Bulkware in weiteren Produkten zu finden ist". Inzwischen gab es auch Anfragen von großen Lebensmittelhändlern wie zum Beispiel Edeka.
Doch die Abnehmer aus dem Lebensmitteleinzelhandel „möchten natürlich Mengen haben, die wir derzeit noch nicht komplett liefern können", sagt die zweifache Mutter Caroline. „Eine wirtschaftliche Algenproduktion gelingt uns derzeit vom Frühjahr bis in den späten Herbst. Die Sonneneinstrahlung ist der entscheidende Faktor. Gibt es ausreichend Licht und Wärme – gut 34 Grad im Gewächshaus müssen es schon sein – können wir auch kontinuierlich unsere Algen ernten. Wenn es den Algen gut geht, teilen sie sich zwei Mal am Tag", so Caroline.
Eigentlich aber seien es nur etwas über sechs Monate, „in denen wir produzieren. Die Produktionsmenge engt uns in unseren Aktivitäten schon ein. Unsere Produktlinien, wie derzeit die der Chlorella, sind dann auch schnell ausverkauft. Um dieses Problem zu lösen, werden künftig weitere Algenfarmen gebaut", sagt sie.
Dass es manchmal nur wenig zu verkaufen gibt, ist für Cathleen eine Herausforderung. „Wir wachsen aktuell organisch. Wir arbeiten mit landwirtschaftlichen Produkten und da ist die Erntemenge durchaus Schwankungen unterworfen. Derzeit haben unsere Kunden aber viel Verständnis dafür, dass wir betrieblich in einer Wachstumsphase stecken", meint Cathleen.
Die Unternehmensentwicklung vorantreiben will sie nun mit der Gründung einer Erzeugergemeinschaft. „Das bringt allen Teilnehmern der Gemeinschaft den Vorteil, dass es eine definierte Algenproduktion geben wird, die weiterverarbeitet werden kann. Der anliefernde Produzent weiß dann auch, dass er seine Algen verlässlich absetzen kann". Mit einer größeren Menge an Algen könne man natürlich auch die Produktpalette erweitern, sagt Cathleen.
Die Schwestern Cordes profitieren in ihren Aktivitäten im Familienbetrieb von der Vorarbeit und dem Erfahrungsschatz ihres Vaters Rudolf. Von Hause aus Gemüsebauer, hatte der schon vor 25 Jahren das Beispiel Japan vor Augen, wo Unmengen an Algen verzehrt werden. Algen hätten durchaus das Potenzial zum globalen Lebensmittel, so sein Gedanke.
Lange wurde auf dem Hof Cordes in Langförden viel entwickelt und noch mehr ausprobiert und experimentiert. Es galt herauszufinden, welche Algensorte in welchen Systemen in nördlichen Breiten so gut heranwächst, dass sich die Produktion letztlich auch wirtschaftlich lohnt. „Und wir beide waren immer mit dabei", schmunzelt Caroline: „Für uns waren die blubbernden grünen Schläuche von Kindheit an völlig normal."
Über die beiden Gesellschaften Agrinova Projektmanagement (Produktion sowie Betreuung der Landwirte, die Algenfarmen betreiben) und Novagreen Projektmanagement (Aufbau der Gewächshäuser und Farmen) ist Rudolf Cordes seinen Töchtern und deren Geschäften weiterhin verbunden, nimmt sich aber zunehmend aus dem laufenden Betrieb heraus. „Da heißt es dann auch schon mal: Das macht ihr schon", lächelt Cathleen.