Wirtschaftsregion

Das Netzwerk mit Zukunft

07.02.2023
Autorin: Barbara Wagner

Großes Interesse, spannender Austausch: Mehr als 150 Unternehmerinnen und Unternehmer waren im September 2022 der Einladung des Verbundes Oldenburger Münsterland gefolgt, um im Kulturbahnhof in Cloppenburg an der Auftaktveranstaltung des Netzwerkes „Transformation und Nachhaltigkeit im OM“ teilzunehmen. „Diese starke Resonanz freut uns natürlich. Sie zeigt, wie sehr diese Themen inzwischen auch in unserer Region angekommen sind und gelebt werden“, sagt Jan Kreienborg, Geschäftsführer des OM-Verbundes.

Die Bühnenakteure des ersten Nachhaltigkeitsnetzwerkes: Landrat Johann Wimberg (Landkreis Cloppenburg), Linda Stärk (Vertriebsleiterin, Zerhusen Kartonagen), Dr. Olivia Henke (Vorständin, Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima in Berlin), Jan Kreienborg (Geschäftsführer, Verbund Oldenburger Münsterland), Jana Ecke (Nachhaltigkeitsmanagerin, Wernsing Food Family), Stefan Wagner (Geschäftsführer, Wagner - Büro für CSR, Marketing und Kommunikation), Dr. Lydia Kocar (Moderation und Referat Strategie und Innovation, Landkreis Cloppenburg), Landrat Tobias Gerdesmeyer (Landkreis Vechta).

Eine Studie der Privaten Hochschule für Wirtschaft und Technik (PHWT) in Vechta hatte es im Jahr 2021 offengelegt: Transformations- und Nachhaltigkeitsprozesse spielen in den Unternehmen des Oldenburger Münsterlandes eine immer größere Rolle. Mit der Gründung eines Nachhaltigkeitsnetzwerkes hat der OM-Verbund diese Entwicklung nun aufgenommen und das Netzwerk auf Initiative und unter Begleitung des Unternehmens „Wagner - Büro für Nachhaltigkeitsmanagement, Marketing und Kommunikation“  aus Mühlen ins Leben gerufen.

Das Netzwerk hat das Ziel, Unternehmen aus den Landkreisen Vechta und Cloppenburg auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft zu vernetzen, eine Plattform für den Austausch untereinander anzubieten, fachliche Impulse zu liefern und einen Know- How-Transfer zu ermöglichen. Voneinander lernen, einander inspirieren, motivieren und gemeinsam im und für das OM zukunftsorientiert gestalten – so lautet die Devise.

Der Auftakt

Zu Beginn lud die sympathische und souveräne Moderatorin Dr. Lydia Kocar die beiden Landräte Johann Wimberg (Landkreis Cloppenburg) und Tobias Gerdesmeyer (Landkreis Vechta) zu einem Begrüßungstalk auf die Bühne ein. „Wir als Landkreise im Oldenburger Münsterland können und wollen Brückenbauer für die Unternehmen sein und sie in ihrem nachhaltigen Handeln unterstützen“, sagte Johann Wimberg. Und Tobias Gerdesmeyer ergänzte: „Die Themen Transformation und Nachhaltigkeit sind eine große Chance für unsere Region, die mit ihren zahlreichen Familienunternehmen schon seit jeher sehr nachhaltig agiert.“ Dr. Olivia Henke, Vorständin der Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima in Berlin skizzierte in ihrem Impulsvortrag dann zunächst die Auswirkungen des Klimawandels auf die globale Entwicklung und setzte diese in einen politischen Kontext.

Über die Schilderungen der Arbeit ihrer Stiftung legte sie einen Fokus auf die Themen CO2-Kompensation und die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (SDGs). Abschließend zeigte sie konkrete Projektbeispiele auf, wie Unternehmen ins nachhaltige Handeln kommen. Ihre Botschaft: Wir müssen uns gemeinsam auf den Weg machen.“ Dem Vortrag schloss sich eine Podiumsdiskussion mit Expertinnen und Experten aus der Region an. Dabei ging Dirk Gehrmann von der Wirtschaftsförderung in Cloppenburg auf die Zukunft des Themas Nachhaltigkeit im OM ein und benannte konkrete politische Rahmenbedingungen, bereits vorhandene Konzepte und Unterstützungsmaßnahmen. Linda Stärk, Vertriebsleiterin bei Zerhusen Kartonagen, und Jana Ecke, Nachhaltigkeitsmanagerin bei der Wernsing Food Family, berichteten vom Status Quo in ihren Unternehmen, von Herausforderungen, Chancen sowie finanziell und personell notwendigen Ressourcen.

„Haben Sie den Mut und fangen Sie an. Bündeln Sie Ihre Kräfte im Unternehmen, bleiben Sie hartnäckig und gehen sie das Thema Nachhaltigkeit ganzheitlich an“, so die motivierende Botschaft der beiden Frauen an die Unternehmerschaft im Publikum. Stefan Wagner, Geschäftsführer des Büros Wagner CSR, skizzierte die Genese und Ziele des Netzwerks und betonte, warum das Thema in Unternehmen von ganz oben, also der Geschäftsführung gewollt und gesteuert werden sollte.

Die PHWT-Studie hatte es im Jahr 2021 offengelegt: Transformations- und Nachhaltigkeitsprozesse spielen in den Unternehmen des OM eine immer größere Rolle.

Die Umfrage der PHWT-Studierenden

Sechs Studierende um Prof. Dr. Andreas Eiselt aus dem aktuellen Masterstudiengang „Betriebswirtschaft & Management“ der Privaten Hochschule für Wirtschaft und Technik in Vechta führten anschließend eine Online- Umfrage durch, um herauszufinden, welche Erwartungen die Teilnehmenden an das Netzwerk haben.

Die zentralen Ergebnisse:

  • 1. Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit in den Unternehmen: Rund 85 Prozent der Befragten gaben auf einer Skala von 0-10 eine „8“, „9“ oder „10“ an
  • 2. Wo stehen die Unternehmen? 85 Personen gaben an, noch am Anfang zu stehen oder sich auf dem Weg zu befinden. Es gibt Handlungs- und Austauschbedarf.
  • 3 . Ist ein Netzwerktreffen notwendig und gewünscht? Mehr als 80 Prozent der Befragten sagen: „ja“
  • 4. Top-5-Themen, die für die Netzwerkarbeit interessant wären: Energieeffizienz (37), CO2-Fußabdruck (31), Klimaneutralität (25), Lieferkette/eigene Produkte (17), Mitarbeiterbindung und -beschaffung (13)
  • 5 . Ideen und Wünsche für das Netzwerk: regelmäßige Treffen (57), digitale Workshops (28), Unternehmensbesuche/Best Practices (26), Installation von Projektgruppen (10), Förderanträge stellen

 

Die Teilnehmer/innen der Podiumsdiskussion im Rahmen der Auftaktveranstaltung: Jana Ecke (Nachhaltigkeitsmanagerin, Wernsing Food Family), Linda Stärk (Vertriebsleiterin, Zerhusen Kartonagen), Dr. Lydia Kocar (Moderation und Referat Strategie und Innovation, Landkreis Cloppenburg), Dirk Gehrmann (Referatsleiter Wirtschaftsförderung Landkreis Cloppenburg) und Stefan Wagner (Geschäftsführer, Wagner - Büro für CSR, Marketing und Kommunikation).

Die Ideen

Weitere Ideen, wie das Netzwerk in Zukunft mit Leben gefüllt werden soll, stellte Jan Kreienborg in einem Talk mit Dr. Lydia Kocar vor. Vorstellbar sei etwa auch der wissenschaftliche Austausch mit der PHWT, etwa über Bachelor- oder Masterarbeiten oder die Umsetzung von Studien, die Vergabe eines Nachhaltigkeitspreises oder auch der Versand eines Info-Newsletters. „Dieses Netzwerk kann ein Leuchtturm für unsere starke Wirtschaftsregion Oldenburger Münsterland sein und zur positiven Imagebildung beitragen“, sagte Jan Kreienborg.

An drei verschiedenen, themenspezifischen Infoständen (Unternehmen – Wernsing, Zerhusen Kartonagen und Pöppelmann Kunststoffe, Klimaneutralität und CO2- Fußabdruck – Silvia Freeborn von myclimate sowie politische Rahmenbedingungen und Fördermöglichkeiten – Nicole Bramlage und Dirk Gehrmann von den Wirtschaftsförderungen VEC und CLP) stellten die Gäste konkrete Fragen und tauschten sich intensiv aus. Mit einem get-together klang der Abend um 21 Uhr aus. „Ein toller Auftakt, wir freuen uns auf den weiteren Austausch im Netzwerk.“ „Ein sehr gelungener Abend mit wertvollen Impulsen.“ „Wir sind froh, dabei gewesen zu sein.“ So lauteten einige der Feedbacks, die auf eine erfolgreiche Fortführung des Netzwerkes hoffen lassen.

Das Konzept

Der Gründung des Netzwerkes vorausgegangen war die Konzepterstellung und gemeinsame Abstimmung zwischen dem Büro Wagner mit dem Verbund Oldenburger Münsterland Ende 2021. Es folgten gemeinsame inhaltliche Termine mit einer Sparringgruppe, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern der Wirtschaft, der Landkreise sowie der PHWT. Im Februar 2022 wurde das Netzwerk schließlich ins Leben gerufen. Bereits im August 2021 hatten sieben Studierende der PHWT im Zuge der Online-Studie „Transformationsprozesse und Nachhaltigkeit im OM“ herausgefunden, dass das Thema Nachhaltigkeit für die 112 Unternehmen, die teilgenommen hatten, eine zentrale Zukunftsaufgabe darstellt. Sowohl beim digitalen Workshop im März 2021 mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft und Politik als auch bei der Ergebnispräsentation der PHWT äußerten viele Unternehmen den Wunsch, ein solches Netzwerk zu den Themen Transformation und Nachhaltigkeit im Oldenburger Münsterland zu gründen.

Wo stehen die Unternehmen im Oldenburger Münsterland in Bezug auf Nachhaltigkeit? Prof. Dr. habil. Norbert Meiners (links) und sieben Studenten/innen stellten im Sommer 2021 die Schlussergebnisse der PHWT-Studie vor.

Die Zukunft

Im Anschluss an die Auftaktveranstaltung wurde ein Mailverteiler mit all jenen Unternehmen, die Interesse daran haben, das Netzwerk mit Leben zu füllen und sich beim Thema Nachhaltigkeit auszutauschen, aufgesetzt. Er wurden allen Teilnehmenden zur Verfügung gestellt, damit sie auf kurzem Wege miteinander in Kontakt kommen können. Mit der Sparringgruppe gab es ein digitales Meeting mit einem Feedback zur
Auftaktveranstaltung sowie einem Fahrplan der nächsten Schritte. Ein erstes, nachhaltiges Signal sendete der Verbund Oldenburger Münsterland bereits aus der Auftaktveranstaltung heraus: So flossen je vier Euro aus der Teilnahmegebühr jedes Gastes in die Beschaffung zweier „Klimakoffer“, die in Schulen im Landkreis Vechta und Cloppenburg verwendet werden können, um den Kindern den Klimawandel anhand von Experimenten näherzubringen.