Interview mit Hans-Bernd Kamps und Jörg Michaelis
Ihr habt tolimit 1993 gegründet und damit euer eigenes Rennsportteam Project 1, das heute an internationalen Rennen teilnimmt und gewinnt. Diese Erfolgsgeschichte ist in eurer Heimat Lohne geboren und wird auch weiterhin hier geschrieben. Warum habt ihr euch dazu entschieden, hier zu bleiben?
Wir fühlen uns in der Region sehr wohl. Der Motorsport ist ein harter Kampf um Tausendstelsekunden geworden. Das merken wir gerade in der Weltmeisterschaft, die dem Team und Strategen alles abverlangt. Da ist es besonders wichtig für uns, in Lohne Kraft zu schöpfen und zu wissen, dass Partnerschaften wie mit dem Verbund Oldenburger Münsterland gelebt werden und wir uns zu 100 Prozent auf die Hilfe verlassen können.
Lasst uns an den 15. Juni 2019 zurückdenken: Das Rennen in Le Mans steht kurz bevor, 24 Stunden später feiert ihr eure Weltmeisterschaft, kurz danach sogar den ersten Platz beim 24-Stunden-Runden. Was ging in diesen Momenten, neben einer Menge Adrenalin, in euch und eurem Team vor?
Als wir 1993 das Team Project 1 – damals noch unter dem Namen tolimit – gegründet haben, war der Antrieb, das Hobby zum Beruf zu machen. Wir waren zwar schon damals zielstrebig und fleißig, aber die Ambitionen waren andere. Mit der Zeit sind wir, parallel zu unserem Partner Porsche, gewachsen, haben viele Erfolge und Veränderungen erlebt und waren aktiv daran beteiligt. Das bringt mit sich, dass wir uns sportlich immer höhere Ziele gesetzt haben und uns zum besten Team in den Porsche-Markenpokalen hochgekämpft haben. 2017 haben wir dann intern neue Ziele festgelegt und uns selbst die Herausforderung gestellt, bestes privates GT-Team der Welt zu werden. Dazu war es nötig, zum werksunterstützenden Team auf- und in die Weltmeisterschaft FIA WEC einzusteigen. Allein dies 2018 zu erreichen, war ein immenser Schritt. Doch dann zu realisieren, dass unser großer Traum schon im ersten Jahr wahr wurde, ist einfach unglaublich. Wir haben im Februar bei null begonnen und beenden die längste und härteste Saison der Langstrecken-Geschichte als Weltmeister und Le-Mans-Sieger. Das ist nicht nur für uns historisch, sondern auch für den internationalen Motorsport. Und was dachten wir in diesem Moment? Dass wir ein wahnsinniges Team haben. Und das stimmt ja auch. Jeder einzelne, und das beinhaltet Fahrer, Ingenieure, Techniker, Orga, Kommunikation und unsere zahlreichen Partner, hat einfach alles gegeben, um diesen Traum wahr zu machen. Um ehrlich zu sein, realisiert man einen solchen Triumph erst viel später. Vor Ort stand nach einem kurzen Moment der Reflektion das Feiern im Vordergrund.