Die Vielfalt rührt unter anderem daher, dass die Region aus 23 Städten und Gemeinden besteht, jede mit einer individuellen Identität. Was die Menschen hier verbindet und einen ganz eigenen Reiz entfaltet: Trotz der Unterschiede ist allen gemein, dass sie gerne ihre Traditionen pflegen, Kunst und Architektur kreieren und nicht zuletzt immer schon tief verbunden gewesen sind mit Natur und Landschaft.
Das Gestern mit modernen Mittel erkunden
Wie sich diese Verbindung früher im Alltag gestaltet hat, lässt sich im Museumsdorf Cloppenburg nachvollziehen. Oder besser gesagt: nachleben. Der Besucher kann Platz nehmen auf einer Bank im historischen Schulgebäude, die Feuerstelle im Gulfhaus von 1822 bestaunen, mit den Fingern durch den Mehlstaub in der Kappenwindmühle fahren. Verstaubt ist Geschichte hier nämlich nicht. Im Gegenteil: Die Mühle ist bis heute funktionstüchtig. Alle Gebäude sind originalgetreu erhalten und erzählen vom Leben der Menschen – ob Bauern oder Adeligen – in der Zeit vom 17. bis ins 20. Jahrhundert. Wie haben sie das Vieh gehalten, Haus- und Landarbeit betrieben, wovon haben sie sich ernährt? Besucher können im Museumsdorf einfach losziehen und mit Audioguide oder App nach Wunsch Hintergrundinformationen abrufen.
Dass die Region nicht nur von der Landwirtschaft, sondern auch vom Handel geprägt wurde, führt das postgeschichtliche Museum in Friesoythe vor Augen. Die Stadt lag am Handelsweg von Osnabrück nach Emden und kann die Entwicklung von Post und Telekommunikation vom 18. Jahrhundert bis heute anhand von über tausend Exponaten nachzeichnen – sozusagen vom Telegrafen bis zum Smartphone. Hier präsentiert sich die Uniform eines Postillions neben einem Posthandkarren, da stehen Briefkästen verschiedener Generationen, dort ist der Arbeitsplatz eines Postagenten um 1910 zu sehen.
Industriemuseum mit Gütesiegel
Geschichte mit allen Sinnen erfahren – das bleibt im Industriemuseum Lohne kein leeres Versprechen. Und das, obwohl „Industrie" erst einmal nicht unbedingt sinnlich klingt. Hier werden auch heute noch wichtige Fragen beantwortet: Wie haben die Geräte funktioniert, die Arbeiter gelebt, wie sind die Produkte entstanden? Besucher können hier im doppelten Sinne die Entwicklung der Industrie begreifen. Sie sehen einem Pinselmacher bei der Arbeit zu, beschnuppern Tabakblätter und hören das Zischen der Dampfmaschine vom Beginn des 20. Jahrhunderts. Bei diesem besuchernahen Konzept wundert es nicht, dass das Industriemuseum Lohne bis 2021 erneut mit dem Museumsgütesiegel ausgezeichnet wurde.
Für Museumsgänger mit Vorliebe für Spezialthemen ist im Oldenburger Münsterland ebenso gesorgt. So widmet sich das Schlachtereimuseum in Vörden der Frage, wie zu Omas Zeiten Fleisch verarbeitet wurde. Im Barßeler Moor- und Fehnmuseum präsentiert sich die Geschichte des Moors in allen Facetten – mit historischen Torfschiffen und -abbaumaschinen, Moorlehrgarten und einer Teestube. Im Kutschenmuseum in Steinfeld präsentiert sich die Geschichte der Fortbewegung mit vier Rädern und Pferden anhand von hunderten sorgsam restaurierter Kutschen. Und die Ebkenssche Mahl-, Pelde- und Ölmühle in Barßel, ein dreistöckiger Galerieholländer aus dem Jahr 1890, lädt dazu ein, ihre Wellen und Zahnräder aus Gusseisen zu bestaunen.