Ein bisschen Geschichte
Die Holzmühle hat eine lange Tradition. Eine Mühle gab es an diesem Standort schon seit 1870. Damals wurde in Norddöllen noch Getreide gemahlen und Schwarzbrot gebacken. 1955 wurde der Mühlenbetrieb von Getreide auf Holzmehlvermahlung umgestellt. Das produzierte Holzmehl wurde vorwiegend für die Herstellung von Linoleum verwendet. 1957 brannte der gesamte Betrieb infolge einer Staubexplosion vollständig ab, wurde danach wieder aufgebaut und setzte die Holzmehlproduktion fort. 1983 trat Herr Arnold Westerkamp in den Betrieb ein, den er seit dem Tod seines Vaters im Jahre 1991 als alleiniger Inhaber führt. Ein wichtiger Meilenstein in der Firmengeschichte tat sich kurz nach der Jahrtausendwende auf.
2003 kam die Firma Agromed aus Österreich auf Arnold Westerkamp zu – mit der Idee, feines Holzmehl für die Tierfutterindustrie herzustellen. Dieser Einsatzzweck für Holzmehl überraschte Herrn Westerkamp zwar sehr, doch er sagte sich: „Das klingt zwar ein bisschen utopisch. Aber mal sehen, was dabei herauskommt!"
Nach der ersten Lieferung machte er sich auf den Weg nach Kremsmünster in Oberösterreich und hörte sich das Konzept an. Auf dem Rückweg schüttelte er nur den Kopf und dachte sich: „Mit Holzmehl Schweine füttern – wie soll das denn funktionieren?" Nach etlichen Gesprächen und Versuchen kam ein erstes Produkt für Testzwecke heraus. Es folgte eine zweite Bestellung für die Garant-Futtermittelwerke in Pöchlarn. Nach etlichen Gesprächen in Norddöllen und Kremsmünster waren alle von der Idee, Holzmehl (oder, besser gesagt: „Lignocellulose") als Rohfaser für die Tierfutterindustrie anzubieten, überzeugt. Mit Prof. Dr. Dr. Neufeld kam überdies auch ein renommierter Wissenschaftler dazu, der die Firma bei den Studien und Zulassungen tatkräftig unterstützte.
Zusammen mit Helmut Grabherr, dem Geschäftsführer der Firma AGROMED AUSTRIA GMBH, dem Ideengeber von Holzmehl als Rohfaser für die Tierernährung, wurden die drei Entwickler nicht müde, Versuche zu unternehmen Holzmehl ohne Zusätze zu pelletieren. Herr Westerkamp brachte dabei seine jahrelange Erfahrung in der Verarbeitung von Holzmehlen und seine Ideen zu eigenen Maschinentechnik ein. Helmut Grabherr hatte Erfahrung und gute Kontakte zur Futtermittelindustrie und Herr Prof. Dr. Dr. Neufeld verfügte über wissenschaftliche Kompetenz und Verbindungen zu den Universitäten. Gemeinsam schafften sie die Grundlage für diesen innovativen Weg. Die Anforderungen an die Umsetzung der Idee jedoch bereitete auch den Maschinenbauern einiges Kopfzerbrechen.
Die Firma SALMATEC stellte eine Presse zur Verfügung, die 2004 in einer Lagerhalle notdürftig aufgebaut wurde und mit der die ersten 25 Tonnen FibreCell nach etlichen gescheiterten Versuchen produziert wurden. Ein halbes Jahr später stand die erste Pelletieranlage, geliefert von der Firma SALMATEC aus Salzhausen. 2009 schließlich wurde die zweite Anlage installiert. Mittlerweile umfasst das Sortiment für die Futtermittelindustrie 15 Produkte, die mit drei Patenten abgesichert sind. Weitere Produktideen sind auf dem Weg.
Der Vertrieb für die Futtermittel und Einstreu erfolgt über Agromed in Österreich. Die Futtermittel gehen in Containern, Silofahrzeugen oder normalen Sattelzügen zum Empfänger. Agromed verfügt über ein weltweites Vertriebsnetz und gute Kontakte, so dass die Produkte auch in kleinen und abgelegenen Orten in Asien, Australien, Südamerika oder auch ganz in der Nähe zu finden sind. Die Firmengeschichte nahm so ihren weiteren Lauf und man kam zu der Erkenntnis, dass einfach mehr Produktionskapazitäten benötigt werden.
Den 2012 gefassten Entschluss, ein zusätzliches Werk zu bauen, bestärkte die gute Auftragslage und die gute Auslastung. So wurde das gegenüberliegende Grundstück erworben. Dann sollte es eigentlich zügig losgehen. Doch der harte und lange Winter 2013/2014 und die vielen technischen Auflagen und Hindernisse führten zu Verzögerungen. Nach etlichen Veränderungen der Zeichnungen, teils wegen effizienzsteigernder Ideen von Herrn Westerkamp, aber auch wegen neuer Bauauflagen, wurde der Grundstein für das erste Gebäude gelegt.
Auch die eigens konstruierte Produktionstechnik stellte alle Beteiligten vor große Herausforderungen. Oft haben die Konstrukteure und Herr Westerkamp zusammengesessen und nach praktikablen Wegen für ein Problem gesucht. Letztendlich wurde immer eine gute Lösung gefunden.
Im September 2014 schließlich wurden die neuen Mühlen, die Pelletierung und die automatische Absackung in Betrieb genommen. Man kann mit Sicherheit sagen, dass nur durch das Zusammenwirken vieler Hände, durch Einsatzbereitschaft, Kreativität und viele Ideen aller Beteiligten dieser Erfolg möglich wurde. Nicht zu vergessen ist aber auch der Einsatz der Mitarbeiter, die in der ganzen Zeit mit zum Wachstum des Unternehmens beigetragen haben.