Wenn zwei sich trauen

Alles rund ums Heiraten

21.07.2023
Autorin: Katja Hofmann

Wenn es um den schönsten Tag im Leben gehen soll, kann die Planung nicht früh genug beginnen, hat unsere Autorin Katja Hofmann erfahren.

Eine emotionale Achterbahnfahrt – Josephine und Timo Donner haben sie hinter sich. Sie haben sich an der Uni Vechta kennengelernt, eine WG gegründet, sich ineinander verliebt und schließlich geheiratet. Nichts einfacher als das, sollte man meinen. Doch Corona machte den beiden einen Strich durch die Rechnung. Im Standesamt war das Paar bereits im Oktober 2021. „Durch die Pandemie konnte das alles nur im kleinen Rahmen stattfinden“, erinnert sich Josephine, die von allen nur Josi genannt wird. Und als wäre das nicht genug, fiel der hinter dem Rathaus vorgesehene Sektempfang auch noch Sturm Ignatz zum Opfer, der im Nordwesten wütete. „Also mussten wir improvisieren und in eine von Freunden betriebene Bar umziehen“, verrät Timo. Über dem Kamin in der Banane in Vechta hängen immer noch zwei Hochzeitsfotos der beiden. Auch die folgende Party bei Holla die Waldfee bleibt unvergessen – auch wenn nur 36 Gäste teilnehmen durften. Eine größere Feier wollten sich die beiden aber nicht nehmen lassen. Und so stand ein Jahr nach der standesamtlichen Zeremonie noch eine freie Trauung auf dem Programm.

Was ist eine freie Trauung überhaupt? Wenige wissen etwas darüber, im Gegensatz zu kirchlichen und standesamtlichen Trauungen. Seit 2009 kann man sich auch in der Kirche trauen lassen, wenn man zuvor nicht standesamtlich geheiratet hat. In den letzten Jahren ist zusätzlich eine andere Art des Heiratens groß geworden – die freie Trauung. Auch im Oldenburger Münsterland wird sie immer beliebter, weiß Stefan Beumker. Der Löninger ist als Standesbeamter tätig, nebenberuflich zudem als Trauredner. Er betont: „Eine freie Trauung ist nicht mit einer kirchlichen oder standesamtlichen auf eine Stufe zu stellen.“ Sie steht allen Paaren offen, unabhängig von Weltanschauung, Religion oder Geschlecht. Faktisch betrachtet handelt es sich also um eine Hochzeitsfeier ohne staatliche oder religiöse Hintergründe. Deshalb kombinieren viele Paare die freie mit einer standesamtlichen Hochzeit.

„Mein Lieblingsmoment
ist die erste Begegnung
des Paares am
Hochzeitstag“, sagt
Katharina Kaiser.

Erstere erlaubt meist mehr Individualität. „Ich finde es schön, wenn Paare verrückte Ideen haben. Ich versuche dann zu helfen, diese realistisch umzusetzen“, sagt Beumker. Er gerät richtig ins Schwärmen: „Wer sich zum Beispiel auf Youtube schon einmal ein Video von Flowerboyz oder Flowergirlz, also erwachsenen Blumenkindern, angesehen hat, der weiß, von was ich rede. Herrlich!“ Nicht nur der Trauredner gibt in solchen Fällen Unterstützung, oft helfen auch die Leute von der Location, in der das Fest steigen soll, mit Tipps – „für das moderne queere Paar ebenso wie für jedes andere, das die freie Trauung für sich entdeckt“, wie Stefan Beumker anfügt.

Josis und Timos Trauung war ein voller Erfolg, und das trotz erneuter kleiner Hürden. Am Abend vor der großen Sause hatte sich die Braut noch eine Bänderdehnung zugezogen. Nach einer schlaflosen Nacht in der Notaufnahme war Josis Fuß dick in Tape eingepackt. „Damit konnte ich zum Glück trotzdem tanzen“, lacht die 26-Jährige. Die Party stieg im Gasthaus Jansen in Vechta. Nur eine von vielen Hochzeitslocations im Oldenburger Münsterland. Das Personal sorgte für Catering und war von der selbsterstellten Hochzeitstorte des Paares – einer Eistorte – sehr begeistert. Genau wie im Gasthaus Jansen kann man auch in der Bullmühle in Visbek das „Rundum- Sorglos-Paket“ buchen. „Wir kümmern uns um die Getränke, die Speisen, das Personal, den Aufbau der Scheune und auch – wenn gewünscht – den Aufbau der freien Trauung am See“, verrät Betriebsleiterin Lina Sabow. Natürlich stehen sie auch bei der Suche nach DJ, Floristik und Co. unterstützend zur Verfügung. „Wer schon so lange Hochzeiten ausrichtet, hat sich über die Jahre ein Repertoire erarbeitet“, sagt Sabow mit einem Augenzwinkern.

Denn natürlich ist es mit der Wahl der passenden Örtlichkeit nicht getan. Die Hochzeitsplanung sollte am besten mindestens ein Jahr im Voraus starten und Musik, Dekoration, Fotos von Trauung und Feier und gegebenenfalls ein Catering berücksichtigen. Letzteres bietet Urgeschmack Eventgrillen aus Cloppenburg neben seinem Feinkostgeschäft an. Christoph Keiss und sein Team flambieren hier an einem offenen Plancha „und sorgen für Action beim Essen“, lacht der Inhaber. Kein typischer Foodtruck also, sondern ein echter Hingucker mit besonderen Zutaten. „Wir erfüllen auch spezielle Wünsche unserer Kunden“, betont Keiss. Aber es müssen noch andere Dinge organisiert werden: Wie gelangt das Paar zur Location? Was wird es anziehen? Wer wird zur Hochzeit eingeladen und wer kümmert sich um die Einladungskarten und sonstige Papeterie?

Die Antwort auf Letzteres lautet zum Beispiel: Katharina Kaiser. In ihrer Agentur kaisermedia aus Lastrup, die sie gemeinsam mit ihrem Ehemann leitet, ist sie nicht nur für Hochzeitsfotografie zuständig, sondern auch für die Gestaltung sämtlicher Papeterie: von den Einladungen über Tischnummern bis zur Dankeskarte. „Das ist eine tolle Kombination“, findet sie, „denn so begleiten wir ein Paar nicht nur am großen Tag, sondern schon in der Vorbereitungszeit und danach“. Teilweise fotografiert sie Paare sogar noch Monate oder Jahre später, zum Beispiel wenn das erste Baby auf die Welt kommt.

SCHÖN Am wichtigsten Tag im Leben soll alles perfekt sein.

Auch Anna Nacke aus Essen hat sich auf Hochzeitsfotografie spezialisiert. „Ich habe schon immer viel fotografiert und meine Kamera zu sämtlichen Familienfeiern mitgenommen“, blickt sie zurück. „Als mich eine Freundin fragte, ob ich ihre Taufe fotografieren könnte, war mein Ehrgeiz geweckt. Denn bei der Taufe unseres Sohnes hat ein Familienmitglied meine Kamera bedient und es ist leider nicht ein einziges brauchbares Bild entstanden.“ So soll es Anna Nackes Paaren nicht gehen. „Ich möchte die Menschen und die Stimmung so einfangen, wie sie sind. Sie sollen nach der Hochzeit die Bilder anschauen und sich zurückversetzt fühlen.“ Dafür ist es wichtig, sich schon rechtzeitig im Voraus kennen und verstehen zu lernen.

Fotograf Alex Librecht aus Friesoythe weiß ebenfalls, dass nicht immer die Chemie stimmt. Deshalb trifft er sich vorab mit dem Brautpaar, bespricht Wünsche und Pläne für die Hochzeit, denn „wenn die menschliche Ebene passt, werden auch die Fotos gut“. Schließlich sind Fotograf: innen meist den ganzen Tag über dabei „und so nah am Geschehen wie kaum ein anderer“, bestätigt Katharina Kaiser.

Genau wie sie bieten auch Kira Johannes und Luisa Engbers Hochzeitspapeterie an. Mehr noch, mit ihrer eigenen Firma hej smukke haben sie sich 2021 als Eventdekoverleih selbstständig gemacht und bieten zusätzlich Eventstyling an. Zu ihrer Dekoration gehören unter anderem Tischdeko in verschiedensten Stilrichtungen, LED-Schilder, Traubögen, Leuchtbuchstaben, Tischkicker und Willkommensschilder. Alles nur Dinge, die sie selbst auch hübsch finden. „Am häufigsten angefragt werden auf jeden Fall unsere XXL-Love-Leuchtbuchstaben und der alte Marktwagen, den wir als Candy- oder
Saltybar vermieten“, berichten die beiden jungen Mütter. Auch hier gilt: möglichst früh Anfragen verschicken, am besten sogar schon ein Jahr im Voraus.

FEINSCHLIFF Bei Dekoration, Raumgestaltung und Tischgedecken kann man sich von einem Eventdekoverleih wie hej smukke Eventdeko helfen lassen.

Wann also nun mit der Organisation der Hochzeit beginnen? Um was soll man sich wann kümmern und wen anfragen? Keine Sorge, falls jetzt schon der Kopf schwirrt. Wer bei der Planung nicht auf sich allein gestellt sein möchte, kann auch eine:n Hochzeitsplaner:in beauftragen. Wie Ellen Behrens aus Bösel. „Meine größte Leidenschaft liegt darin, etwas Unvergessliches für andere zu schaffen“, erklärt sie.

Dafür übernimmt sie im Laufe der Vorbereitungen Gesprächstermine, Verhandlungen und Buchungen. Auch am großen Tag ist sie vor Ort und sorgt dafür, dass alles glatt geht. „Einfach gesagt: Das Paar erstellt die Gästeliste und genießt das Probeessen“, erklärt die Hochzeitsplanerin. Bei ihrer Arbeit ist Behrens vor zwei Jahren auf Flexzelte gestoßen. Durch ihre bewegliche Membran können diese nahezu überall eingesetzt werden und sind ein echter Hingucker auf jeder Veranstaltung. „Ein Flexzelt ist so individuell wie jedes einzelne Brautpaar“, betont die Böselerin. „Ich habe meinem Partner Carsten Bruns davon vorgeschwärmt, und so ist die Firma Flexzelte Bruns entstanden.“

Die Wahl des richtigen Termins, der Kauf der Ringe, das Brautkleid, womöglich ein Programm für kleine Hochzeitsgäste – es ist einiges zu tun, bis der schönste Tag im Leben Fahrt aufnehmen kann. Aber das hält speziell junge Leute nach wie vor nicht vom Ja-Wort ab. Und so freuen sich die Standesämter im Oldenburger Münsterland nach wie vor über regen Zulauf. Tatsächlich sei die Region für Familien „ideal geeignet“, bestätigen Josi und Timo Donner. Und Trauredner Stefan Beumker fügt hinzu: „Verlässlichkeit, Liebe, Nähe, Verbundenheit, Gelassenheit. Das alles sind häufig genannte Gründe von Paaren, warum sie überhaupt heiraten wollen, und für mich sind dies alles auch Beschreibungen für das Oldenburger Münsterland und seine Einwohner.“