Voltigieren

Tanzen auf dem Pferd

04.10.2023

Der Voltigiersport hat sich im Laufe der Jahre stark entwickelt. Was viele als Vorstufe zum Reiten für Kinder kennen, ist heutzutage ein weit verbreiteter und anerkannter Leistungssport. Auch im Oldenburger Münsterland gibt es erfolgreiche Voltigierteams. 

Voltigieren – das ist Turnen auf dem meist galoppierenden Pferd. Es wird in Gruppen-, Einzel- und Doppelvoltigieren unterschieden. Die Leistungsklassen reichen von E für „Einsteiger“ über „Anfänger“, „Leicht“ und „Mittel“ bis S für „Schwer“. 

In Turnierprüfungen werden normalerweise zuerst sogenannte Pflichtübungen gezeigt. Im Anschluss folgt die Kür, in der mehrere Voltigierer:innen gleichzeitig auf dem Pferd sind und neben Ausführung und Technik auch Gestaltung, Schwierigkeit und der künstlerisch-performende Aspekt eine Rolle spielen. Hier geht es vor allem im Leistungssport rund: Man sieht spektakuläre Hebefiguren, Handstände, Räder oder Salti – auf dem Pferd oder sogar von ihm herunter. 

Voltigieren im OM

Viele Reitsportvereine im Oldenburger Münsterland haben eine Voltigierabteilung und bieten diesen außergewöhnlichen Sport in Abstufungen an. Beim Reitverein St. Hubertus Garrel gibt es „Volti“ für Kinder ab vier Jahren und mehrere Turniergruppen in den Klassen E bis M. Auch in Lohne trainieren sechs Gruppen – von einer Schrittgruppe für Kinder bis zum leistungsstarken M*-Team. Im Jahr 2021 richtete der Reit- und Fahrverein Lohne bereits zum dritten Mal die Landesmeisterschaften und den Landesvergleich Weser-Ems aus. 

Ein Team, viele Erfolge

Besonders leistungsstark zeigte sich im Laufe der letzten Jahre das Team Visbek 1. Das ursprüngliche L-Team wurde 2021 nicht nur Landesvergleichsmeister und gewann den Deutschen Voltigierpokal der L-Gruppen. Es wechselte innerhalb eines Jahres von L zu M und erhielt bereits in seiner ersten M-Saison weitere Aufstiegsnoten. Somit folgte 2022 der Aufstieg in die höchste Leistungsklasse S, die Berufung in den Landeskader Weser-Ems und die Nominierung für die Deutsche Meisterschaft in der Reiterstadt Verden. Ein schöner Blitzstart für die Mannschaft aus dem Landkreis Vechta. 

„In der ersten M-Saison hatte das Team eigentlich etwas andere Pläne und Vorstellungen gehabt, als plötzlich auf der richtigen Deutschen zu starten“, schrieben die Sportler:innen bei Facebook. „Für eigentlich alle Teammitglieder gehen so gleich zwei Träume in Erfüllung.“ Dass sie dann auch noch den achten Platz belegten und somit unter die „Top Ten“ in einem Feld von knapp 20 Gruppen kamen, spricht für Leistung, Disziplin und Talent der Athlet:innen aus Visbek. 

Trockentraining auf dem rundlaufenden Movie

Ein besonders attraktives Angebot für Voltigierer:innen und ihre Trainer:innen nicht nur aus dem Oldenburger Münsterland bietet die Sportschule Lastrup. Hier gibt es einen sogenannten ,rundlaufenden Movie‘ – ein elektronisches Sportgerät, das die Form und Bewegungen eines galoppierenden Pferdes nachahmt und mithilfe eines Schienensystems sogar auf der im Voltigieren üblichen Zirkellinie läuft. Es entlastet das Pferd, indem neue Übungen „trocken“ einstudiert werden können, bevor es auf dessen Rücken geht. „Voltigierer können hier auf dem elektronischen Pferd in der Sporthalle trainieren. So ein Angebot ist an Sportschulen eher selten“, berichtet Christoph Rohling, Geschäftsführer der Sportschule. So finden in Lastrup regelmäßig Workshops und Lehrgänge für Voltigierer:innen aus ganz Deutschland statt, die die Vorzüge des ,Movies‘ nutzen wollen. 

Das Konzept ,C-Movie‘ wird vor allem vom Erfinder Peter Höppner und den ehemaligen Voltigierern Gero Meyer und Daniel Kaiser vorangetrieben. Gero Meyer stammt aus dem Oldenburger Münsterland und begann mit sechs Jahren das Gruppenvoltigieren im Cloppenburger Reitverein, im Alter von 15 folgte auch das Einzelvoltigieren. Aufgrund fehlender Kapazitäten in Cloppenburg wechselte Meyer 1994 zum RuF Friesoythe. Im Laufe seiner Karriere wurde er Europameister, Deutscher Meister sowie mehrfacher Vizeweltmeister im Herren-Einzel. Unter seiner Marke „GMsports“ bietet er mit seinem Team nicht nur die Rundlauf-Movies in Lastrup und Iserlohn an, sondern auch weltweite Trainingscamps und Online-Workshops.

Voltigieren – ein Herzenssport

„Noch viel wichtiger als meine Erfolge sind mir die weltweiten Bekanntschaften und Freundschaften, die durch den Voltigiersport entstanden sind. Der Sport hat mich geschliffen, sowohl körperlich als auch mental“, sagt Gero Meyer. Es ist ein ganz besonderer Sport, der vom Zusammenspiel von Pferd, Turner:in und Longenführer:in lebt. Voltigieren ist mehr als nur ein Mensch, der an einem Sportgerät trainiert – es sind drei oder mehr Lebewesen, die sich aufeinander einstellen und harmonisch miteinander arbeiten, um die Leistung und Ästhetik abzurufen, die den Sport prägen und ihn für Zuschauer:innen so spannend machen. 

„Die Faszination für den Voltigiersport und die Vielfalt des Trainings haben mir Tag für Tag eine neue Herausforderung gegeben.“ Gero Meyer