Lebenswelt

Doppelter Aufbruch

Autor*in: Gabriele Henneberg

Aufbruch und neue Wege gehen – das war die Vision des Heimatbunds für das Oldenburger Münsterland beim großen 100-jährigen Jubiläum im Jahr 2019. Und dann kam die Corona-Pandemie. Die meisten Veranstaltungen mussten abgesagt werden, spannende Impulse konnten nicht gesetzt werden: die Kooperation mit Lohner Schulen zum Jahresthema „Nachhaltige Flächennutzung" etwa, das ausgebuchte Forum „Lebenselixier Wasser" und sogar der Münsterlandtag mit Nachhaltigkeits Fachmann Prof. Dr. Michael Braungart – alles wegen Corona ausgefallen. Stattdessen haben wir den Ausbau unserer digitalen Präsenz und die Modernisierung unserer Publikationen angestoßen – ein Aufbruch im doppelten Sinne.

Ein Meilenstein in der Neuaufstellung des Heimatbundes: Das Jahrbuch für das Oldenburger Münsterland, die wichtigste Veröffentlichung des Heimatbundes OM, haben die Macher inhaltlich komplett überarbeitet und konsequent modernisiert. Das Ergebnis präsentierten der regionalen Presse (von links) Heimatbund-Vizepräsident Heiner Thölke, die wissenschaftliche Mitarbeiterin Gabriele Henneberg, Heimatbund-Geschäftsführerin Gisela Lünnemann und Lohnes Bürgermeister Tobias Gerdesmeyer.

Längst fällig war die Eroberung der sozialen Medienkanäle, die wir durch die Zwangspause im Bereich Veranstaltungen konzentriert angehen konnten. Während wir unsere Facebookseite schon im Sommer 2019 anlässlich unseres Jubiläums angelegt hatten, dort mittlerweile sehr gut vernetzt sind und eine große Community erreichen, haben wir auf Instagram erst seit Beginn der Corona Pandemie (Ende März) ein Profil. Aber auch dort erreichen wir viele Menschen, besonders jüngere, was der immense Anstieg der Abonnenten beweist: Bis Ende November haben wir über 640 Abonnenten mit unseren Inhalten überzeugen können. Wir posten natürlich regelmäßig, in loser Abfolge, und geben Einblicke in unsere jeweils aktuellen Projekte, Ereignisse und Entwicklungen.

Offensive auf Facebook und Instagram

Vernetzt sind wir mit vielen Einrichtungen aus dem öffentlichen und dem kulturellen Leben – und natürlich vielen Einzelpersonen. Und auf einem Gebiet haben wir die positive Wirkung von Facebook und Instagram besonders deutlich merken können: Die Veröffentlichung unseres plattdeutschen Wörterbuches hat enorm große Wellen geschlagen, der Inhalt wurde zigfach geteilt und wir haben über diese Kanäle Anfragen aus ganz Deutschland und auch aus dem Ausland bis hin nach Finnland bekommen. Folglich ist die wertvolle Öffentlichkeitsarbeit über die regionale Presse durch die sozialen Medien um ein wichtiges und wertvolles Element ergänzt worden.

Öffentlichkeitsarbeit auf allen Ebenen: Neben den klassischen Wegen über die regionalen Printmedien nutzt der Heimatbund seit 2019 auch Facebook und seit 2020 Instagram – und das mit großem Erfolg.

Internetseite bleibt „Visitenkarte"

Trotz der Kommunikation über die sozialen Medien ist und bleibt die eigene Internetseite aber die zentrale „Visitenkarte" einer jeden Einrichtung. Insofern war es ein wichtiger Schritt, die zehn Jahre alte Webpräsenz in diesem Jahr grundlegend zu überarbeiten, ihr ein neues und frisches Erscheinungsbild zu geben und vor allem responsiv anzulegen, das heißt, dass die Seite nun endlich auch auf mobilen Endgeräten optimal angezeigt wird. Ergänzt haben wir auch einen Service- und Infobereich sowie ein Forum, über das die Heimatvereine sich direkt austauschen können.

In Arbeit befindet sich aktuell außerdem eine Art Online-Lexikon, wenn man so will ein regionales Kultur-Wikipedia, über Brauchtum und Feste in der Region. Dies ist ein absolutes Herzensprojekt des Heimatbundes, das fortlaufend weiter ausgebaut und für das gern jederzeit weiteres Material in Empfang genommen wird (henneberg@heimatbund-om.de).

Webseitengestaltung als Service

Darüber hinaus haben wir die komplette Erneuerung unserer Internetseite für eine besondere Serviceleistung genutzt, denn der Heimatbund baut offensiv den Bereich als Dienstleister für seine Mitglieder auf: Von vier der insgesamt sechs interessierten Heimatvereine, die sich dafür angemeldet hatten, haben wir den jeweiligen Internetauftritt in intensiver Arbeit komplett überarbeitet, neu strukturiert und in einem modernen, dem Design unserer eigenen Internetseite angepassten und responsiven Layout aufgesetzt. Dies sind die Websites der Vereine Visbek, Cloppenburg, Lastrup und Langförden. Hinzu kommen bald die noch in Bearbeitung befindlichen Internetseiten der Heimatvereine Löningen und Lindern. Weitere Interessenten haben sich bereits für diese besondere Serviceleistung gemeldet.

Optimierung des Erstkontakts: Nach wie vor ist die Internetseite die häufigste Quelle, die Menschen wählen, um Informationen über etwas zu erhalten. Darum war der Relaunch unserer Webpräsenz überfällig – und wir haben auch gleich als besondere Serviceleistung die Seiten einiger Heimatvereine in der Region neugestaltet.

Neuausrichtung der Heimatbibliothek OM

Ein ganz wichtiges Projekt im Heimatbund war und ist der Ausbau der Heimatbibliothek OM. Denn diese ist nach einer langen Durststrecke im Hinblick auf ihre Unterbringung nun endlich angekommen: Seit Mai 2020 befindet sich der wertvolle Gesamtbestand unserer Heimatbibliothek in den neuen Räumen im Karmeliterweg 7 in Vechta, gegenüber dem Archiv des Offizialats. Und der Umzug in die neuen und modern eingerichteten Räume ist ein Startschuss für eine Neuausrichtung.

Man fühlt sich sofort wohl, wenn man jetzt die Heimatbibliothek betritt. Helle Farben und viel Licht bestimmen die knapp 300 barrierefreien (weil im Erdgeschoss liegenden) Quadratmeter – alles wirkt einladend. Ebenso freundlich und vor allem engagiert ist unser Team in der Heimatbibliothek: Leiterin Sabrina Tabeling, Kollegin Sinah Hake und die ehrenamtliche Mitarbeiterin Mechtild Schröer wollen die Aufbruchsstimmung nutzen für neue Impulse. Neben einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit (auch die Heimatbibliothek ist auf Facebook und Instagram präsent) sollen die schönen Räume eine Stätte der Begegnung werden. Geplant sind Lesungen, Weiterbildungskurse (zum Beispiel für Sütterlin oder Plattdeutsch) aber auch eine intensivere Recherche in den Beständen durch eine angemessene technische Ausstattung.

Hier ist ein Anfang gemacht durch drei internetfähige PCs im Besucherraum, an denen Nutzer den Bestand durchsuchen können. Und dieser ist jetzt professionell untergebracht: Der ganze Stolz der Heimatbibliothek ist das Rollregalsystem im Magazin, das durch Fördermittel aus dem LEADER Programm der Europäischen Union angeschafft werden konnte. Aber gerade die Technik muss noch weiter ausgebaut werden, denn die Nutzer, insbesondere jüngere, sind heute mehr technische Ausstattung gewohnt. Projektideen, auch Kooperationen mit der Uni Vechta und Schulen, sind in der Entwicklung.

Hinzu kommt ein großes Vorhaben, dass wir nur gemeinsam mit allen verfügbaren Kräften in der Region stemmen können: die Schaffung eines umfassenden „Gedächtnisses des Oldenburger Münsterlandes". Um dies zu erreichen, muss nicht nur unser Bestand komplett digitalisiert werden, sondern auch möglichst alle Bestände der 52 Heimatvereine in der Region, der Kommunen, Museen und sonstiger kultureller Einrichtungen. Ein erster Schritt auf diesem Weg wird die Digitalisierung der beiden großen regionalen Zeitungen, der Oldenburgischen Volkszeitung und der Münsterländischen Tageszeitung sein. Erste Gespräche über Erfahrungswerte haben hierzu bereits mit verschiedenen Fachleuten sowie der Landesbibliothek in Oldenburg stattgefunden. Für die Finanzierung dieses für die ganze Region und auch Unternehmen interessanten Großprojektes gibt es verschiedene Ideen und Ansätze, die verfolgt werden. Fakt ist: Gestemmt werden kann dies nur durch viele starke Schultern.

Erwartungen brechen: Die im Mai 2020 neu eröffnete Heimatbibliothek OM ist unser ganzer Stolz. Denn neben den hellen, modern eingerichteten Räumen erwartet die Besucher hier ein tolles motiviertes Team, bestehend aus (von links) Sinah Hake, Bibliotheksleiterin Sabrina Tabeling und Mechtild Schröer.

Modernere Veröffentlichungen

Auch für die Betreuung von Publikationen hatten wir durch die Corona-bedingten Einschränkungen etwas mehr Zeit. So konnten wir die Herausgabe der seit zehn Jahren erwarteten Neuauflage des plattdeutschen Wörterbuches (inklusive USB-Stick) intensiv begleiten. Die Arbeitsgemeinschaft „Wörbauk" (Maria Blömer, Bernhard Grieshop, Alfred Kuhlmann, Wilfried Kürschner, Willi Thien und Kerstin Ummen) hat extrem viel Arbeit und Mühe in dieses Buch gesteckt – umso erfreulicher, dass sich das 555 Seiten starke Wörterbuch umgehend zum Verkaufsschlager entwickelt hat. Die ersten 1.000 Exemplare waren innerhalb von drei Wochen nach Verkaufsstart im Mai vergriffen und wir mussten nachdrucken.

Ganz neu und unser ganzer Stolz ist das neue Jahrbuch OM: Gemeinsam mit Tobias Gerdesmeyer, dem Bürgermeister der Stadt Lohne, haben wir die inhaltlich völlig neu gestaltete Publikation jetzt vorgestellt. Das frische, moderne Layout haben wir von unserer Landeskunde übernommen und so ein gut lesbares Werk mit kürzeren Texten sowie mehr und größeren Fotos erhalten.

Dass sich der Inhalt durch die Corona-Pandemie stärker als geplant ändern würde, haben wir bei der Umstellung auf das neue Layout natürlich nicht geahnt. Klar war aber, dass die gravierenden Auswirkungen der Infektionskrankheit sich in einem eigenen Kapitel im Jahrbuch niederschlagen müssen – auch wenn es nur ein erster Zwischenstand ist. Dabei war uns neben einer kleinen Chronik vor allem die menschliche Dimension wichtig, die wir in mehreren Kurzinterviews mit Menschen aus verschiedenen Bereichen auffangen: einem Schulleiter, einem Musicaldarsteller, Vertreter der Verwaltung und der Kirchen etc. Aber natürlich gibt es auch normale Themen unter anderem aus den Bereichen Geschichte, Landwirtschaft und Wirtschaft sowie Kunst, Plattdeutsch und Saterfriesisch oder Natur und Umwelt. Und auch im Jahrbuch ist uns der Bereich Service beziehungsweise dessen Ausbau wichtig: In einem neuen Kapitel haben ab sofort die Heimatvereine die Möglichkeit, ihre neuen Ideen und Projekte darzustellen.

Kooperationen und Perspektive

Vielversprechende Ansätze für eine fruchtbare Zusammenarbeit gibt es mit verschiedenen kulturellen Einrichtungen. Aber auch mit unserer 25-jährigen „Schwester"-Organisation, dem Verbund Oldenburger Münsterland, gibt es Berührungspunkte und Ansätze der Zusammenarbeit über den reinen Austausch von Textmaterial für die jeweiligen Publikationen hinaus. Details werden aber noch nicht verraten, da das Projekt (auch durch Corona) noch in den Kinderschuhen steckt. Gespannt sind wir, was die Zukunft bringt ... Und natürlich hoffen wir sehr, dass die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in absehbarer Zeit wieder zurückgefahren werden können, sodass wir unter anderem wieder durch Veranstaltungen in aktiver Form an der Weiterentwicklung unseres Oldenburger Münsterlandes mitwirken können.

Verkaufsschlager: Das im Juni 2020 neu herausgegebene plattdeutsche Wörterbuch war innerhalb von zwei Wochen fast ausverkauft und wir mussten nachdrucken. Das neue im November 2020 veröffentlichte Jahrbuch wird durch seine neue Ausrichtung hoffentlich ähnlich erfolgreich.

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