Klimaschutzbeauftragte in Cloppenburg

Mit dem Fahrrad zur Klimaneutralität

Was macht eigentlich eine städtische Klimaschutzmanagerin? Diese und weitere Fragen beantwortet Wiebke Böckmann, bereits seit 2014 in dieser Funktion bei der Stadt Cloppenburg tätig, im Interview.

Wie sind Sie Klimaschutzmanagerin in Cloppenburg geworden?

Wiebke Böckmann: 2012 wurde ein integriertes Klimaschutzkonzept erstellt. In verschiedenen Workshops wurde überlegt, welche Projekte und Maßnahmen in der Stadt Cloppenburg umgesetzt werden können, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Daraufhin wurden 58 Maßnahmen beschrieben. Ich wurde eingestellt, um für die Betreuung und Umsetzung dieses Klimaschutzkonzeptes verantwortlich zu sein.

Warum haben Sie sich für den Beruf als Klimaschutzmanagerin entschieden?

Ich habe Geografie mit dem Schwerpunkt Klimawandel und Klimawandelanpassung studiert. Dabei habe ich gemerkt, dass ich es total wichtig finde, sich um das Thema Klimawandel zu kümmern, weil es uns in den kommenden Jahrzehnten alle betreffen wird. Für mich ist es eine schöne Aufgabe, das, was ich mal studiert habe, anwenden zu können und damit tatsächlich etwas zu bewirken.

Was sind Ihre Aufgaben als Klimaschutzmanagerin?

Meine Aufgaben sind sehr bunt gemischt, da ich die vielfältigen Maßnahmen aus dem Klimaschutzkonzept umsetze. Ich bin direkte Ansprechpartnerin von den Bürgern, vermittle Energieberatungen oder Schulungen für Unternehmen. In Schulprojekten sprechen wir mit Kindern zusammen darüber, was man machen kann. Es geht um eine Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung. Natürlich gehören auch interne Aufgaben dazu, wie das Durchführen von Machbarkeitsstudien.

Gibt es bereits umgesetzte Projekte, auf die Sie besonders stolz sind?

Das „Stadtradeln" macht mir jedes Jahr unglaublich viel Spaß. Es bringt einen bunten Blumenstrauß an Aufgaben mit sich und ist eine Möglichkeit, ganz viel mit den Bürgern in Kontakt zu kommen und zu diskutieren, ob Fahrrad fahren im ländlichen Raum tatsächlich eine Möglichkeit für alternative Mobilität darstellt. Das ist auch für mich privat immer eine Frage, weil ich kein Auto besitze und zusehen muss, wie ich hier im Oldenburger Münsterland von A nach B komme, was seine Herausforderungen mit sich bringt. Da ich den Themenbereich Mobilität im ländlichen Raum sehr spannend finde, freue ich mich jedes Jahr darauf. Ich muss auch sagen, dass ich im Moment ein Umdenken beobachte. Bei uns im Rathaus, in der Tiefgarage, bleiben die Autostellplätze frei, und bei den Fahrradstellplätzen gibt es eine zweite Reihe. Das war, als ich hier angefangen habe, noch nicht so.

„Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind nicht notwendigerweise mit Einschränkungen verbunden."
Wiebke Böckmann

Arbeiten Sie auch mit anderen Klimaschutzmanagerinnen oder -managern im Oldenburger Münsterland zusammen?

Wir sind ständig im Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen aus den Landkreisen Cloppenburg und Vechta. Wir machen das „Stadtradeln" dieses Jahr das erste Mal komplett im Oldenburger Münsterland. Das heißt, dass alle 23 Kommunen mitfahren. Deswegen fühlt man sich noch einmal besonders verbunden, weil alle gemeinsam drei Wochen lang das gleiche Projekt verfolgen.

Was steht als nächstes für Sie an?

Im Moment sind wir dabei, das Klimaschutzkonzept zu aktualisieren und fortzuschreiben. Es ist von 2012 und sollte jetzt den Gegebenheiten angepasst werden. Dieses Jahr hat der Rat beschlossen, dass wir klimaneutral werden wollen. Das ist ein großer Schritt. Erstmal geht es jetzt um den theoretischen Teil: Was brauchen wir, um eine klimaneutrale Stadtverwaltung zu werden? Was ist notwendig, um im gesamten Stadtgebiet die Emissionen zu reduzieren? Nach dem Finden der Möglichkeiten können wir dann in konkrete Projekte gehen. Es gibt also gerade einen kleinen Relaunch, bei dem alles nochmal neu überlegt wird.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Offenheit. Ich wünsche mir Offenheit dafür, dass es nicht notwendigerweise Einschränkungen sind, wenn wir nachhaltiger sein wollen. Nachhaltigkeit und Klimaschutz ist immer auch eine Chance, etwas Neues auszuprobieren. Viele Dinge sind trotzdem möglich, Verzicht ist keine Notwendigkeit. Manchmal geht es nur um kleine Veränderungen, die schon viel beitragen können. Für das Ausprobieren offen zu sein, jeder für sich selber, aber auch im großen Rahmen, wird uns schon sehr viel weiterbringen.