Berufseinstieg mit Handicap

Mit Spaß und Motivation bei der Arbeit

01.08.2023

Dass man trotz Lernbeeinträchtigung mit beiden Beinen fest im Berufsleben stehen kann, beweist Stine Meyer aus Sierhausen. Angefangen hat alles mit einem Praktikum vor zwei Jahren. Heute ist sie geschätzte Mitarbeiterin im Restaurant und Saalbetrieb Schomaker in Damme-Dümmerlohausen. Denn die Chemie stimmte von Anfang an.

FREUEN SICH MIT UND FÜR STINE MEYER (von links) Matthias Warnking (Andreaswerk), Tina Heliosch (Agentur für Arbeit), Hartmut Heinen (Landkreis Vechta), Sebastian und Sandra Skrapic (Schomaker), Maike Diekmann (Andreaswerk), Tanja Ruhe (Agentur für Arbeit) und Christian Tschapke (Andreaswerk).

Kennengelernt hatten sich Stine Meyer und Sandra und Sebastian Skrapic, die den Familienbetrieb inzwischen in fünfter Generation betreiben, im Sommer 2021. Acht Wochen schnupperte die 22-Jährige damals in den Restaurantbetrieb hinein. Diese praktische Arbeitserfahrung war Teil einer zweijährigen Berufsqualifizierung im Bereich Hauswirtschaft, die sie beim Andreaswerk in Vechta absolvierte.

An das Praktikum erinnert Stine Meyer sich gern zurück: „Ich wusste sofort, dass ich hier bleiben möchte. Die Kollegen waren nett und die Aufgaben haben Spaß gemacht. Das hat mir gefallen.“ Und auch die Skrapics wollten die junge Frau nicht mehr gehen lassen. „Die Chemie zwischen uns stimmte sofort. Im Laufe des Praktikums hatte Stine sich schon so toll weiterentwickelt und war gut eingearbeitet. Da wäre es einfach schade gewesen, das Ganze zu beenden.“

Erfolgreicher Start ins Berufsleben

Seit September 2022 ist die Dammerin fest im Restaurant und Saalbetrieb Schomaker in Damme angestellt. Als vollwertiges Teammitglied absolviert sie ihre Aufgaben routiniert und stets mit viel Sorgfalt. „Morgens arbeite ich in der Küche und helfe bei den Vorbereitungen“, erklärt sie. „Am Abend kümmere ich mich um die Gäste, nehme ihre Bestellungen auf und bringe ihnen Speisen und Getränke an die Tische.“ Was sie am liebsten macht? Stine Meyer muss nicht lange überlegen: „Am liebsten arbeite ich an der Theke!“

„Viele Stammgäste kennen Stine seit dem ersten Tag und freuen sich mit uns über ihre tolle Entwicklung.“
Sebastian Skrapic

Ihre Kolleginnen und Kollegen haben sie von Beginn an herzlich aufgenommen, und auch von den Gästen kommt durchweg positives Feedback, berichtet Sebastian Skrapic: „Viele Stammgäste kennen Stine seit dem ersten Tag ihres Praktikums und freuen sich mit uns über die tolle Entwicklung, die sie seitdem hier gemacht hat. Dass sie ein Handicap hat, war dabei nie ein Thema.“ Und auch für Sandra Skrapic ist es selbstverständlich, dass Stine hier arbeitet. „Wir haben schon im Praktikum gemerkt, wie viel Spaß sie an der Arbeit hat, und das ist für uns das Wichtigste. Stine ist immer pünktlich und arbeitet sehr zuverlässig. Sie ist einfach eine tolle Stütze im Betrieb und für uns zu einer Freundin geworden.“

Unterstützung durchs „Budget für Arbeit“

Maßgeblich am erfolgreichen Berufseinstieg von Stine Meyer beteiligt ist neben dem Andreaswerk auch der Landkreis Vechta. Von dort erhält der Betrieb eine zeitlich nicht begrenzte Eingliederungshilfe. Das „Budget für Arbeit“ ist ein Programm des Landkreises, das Menschen mit Handicap den Schritt in den Arbeitsmarkt erleichtert und ihnen so eine langfristige Perspektive bieten soll. Die Skrapics finden, dass noch mehr Unternehmen den Schritt wagen sollten, Menschen mit Beeinträchtigungen eine Chance zu geben.

„Am Ende des Tages hat doch jeder Mensch ein Handicap. Wir alle können manche Dinge nicht so gut wie andere. Deshalb muss man jeden Menschen als Individuum betrachten. Was kann die Person besonders gut? Was macht ihr Spaß?“, sagt Sebastian Skrapic. Seine Frau Sandra ergänzt: „Ich kann andere Firmen wirklich nur ermutigen, Menschen mit Handicap ein Praktikum zu ermöglichen und, wenn die Chemie stimmt, sie danach auch einzustellen. Das ist einfach eine tolle Chance – für beide Seiten.“