Das Jobwunder in der Boomregion

Autor*in: Claus Spitzer-Ewersmann

Wer meint, bereits alles über den Nordwesten zu wissen, sollte einmal im Oldenburger Münsterland vorbeischauen. Die Region zwischen Oldenburg und Osnabrück hält jede Menge Überraschungen bereit.

Die Wissenschaftler staunten, als sie das Wachstum der Beschäftigung in den vergangenen Jahrzehnten untersuchten: Ganz vorn hatten sie Vertreter aus Bayern oder Baden-Württemberg erwartet. Doch Platz eins geht an den Kreis Vechta, Cloppenburg belegt Rang sieben von 325. Dazwischen liegen tatsächlich Landkreise aus dem florierenden Münchner Umland. Mit einem boomenden Oldenburger Münsterland hatte jedoch niemand gerechnet.

„Statistisch ist die Region ein absoluter Ausreißer."

„Ich war völlig überrascht", bekennt Jens Südekum, Professor an der Universität Düsseldorf. „Statistisch ist die Region ein absoluter Ausreißer", erklärt der Spezialist für Regionalökonomie. Denn der Boom erfolgt im Oldenburger Münsterland gegen alle Regeln und Annahmen. Jobs entstehen ansonsten meist dort, wo es zum Beispiel viele akademisch Ausgebildete oder eine starke Dienstleistungsbranche gibt.

Wo Weltmarktführer zuhause sind

Doch das gilt nicht für die Landkreise Vechta und Cloppenburg. Die Zuwächse gibt es vielmehr in Branchen wie der Kunststoffindustrie, Ernährungswirtschaft und Logistik.

Südekum und seine Forscherkollegen ermittelten, dass die Beschäftigung im Kreis Vechta zwischen 1978 und 2014 um stolze 150 Prozent gewachsen ist. Im benachbarten Landkreis Cloppenburg hat sich die Zahl der Jobs, gemessen an Vollzeitstellen, mehr als verdoppelt. Viele Firmen konnten sich in Nischen zu europäischen oder gar Weltmarktführern entwickeln. Die Statistiken stützen das Ergebnis weiterer Befunde, denen zufolge im Oldenburger Münsterland vieles anders läuft.

Und das macht die Region attraktiv für Fachkräfte in beinahe allen Branchen. Denn gerade in Zeiten, in denen neue Werte bei der Wahl des Arbeitsplatzes eine zentrale Rolle spielen, hält das Oldenburger Münsterland einige Trümpfe in der Hand.

Neue Werte: Bei der Jobwahl steht heutzutage die Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Vordergrund.

Hier zählen Familien- und Vereinsleben

Dazu zählt etwa das Vereinsleben. Die Menschen in der Region sind gesellig, Gemeinsamkeit wird groß geschrieben. So gewinnen auch neu Hinzugezogene schnell Anschluss – die Erwachsenen ebenso wie die Kinder. Für sie wird in den 23 Städten und Gemeinden besonders viel getan. Nicht von ungefähr gehören die beiden Landkreise deutschlandweit zu denen mit den höchsten Geburtenraten. Wer hier eine Familie gründen will, ist an der richtigen Adresse.

Einen weiteren Pluspunkt stellt das attraktive Kulturangebot dar. Liebhaber von Heimatpflege und Brauchtum kommen ebenso auf ihre Kosten wie Freunde von Kunst, Theater und Musik. Der Verbund Oldenburger Münsterland, der viele Aktivitäten zwischen Barssel im Norden und Neuenkirchen-Vörden im Süden des Gebiets koordiniert, stellt einen umfangreichen Veranstaltungskalender zur Verfügung.

Fünf Erholungsgebiete, eine Region

Nicht zu vergessen die Natur. Wer mag, ist innerhalb von fünf Minuten im Grünen. Landschaftlich punktet das Oldenburger Münsterland mit vielfältigen Reizen in gleich fünf Erholungsgebieten: Die Dammer Berge und die Thülsfelder Talsperre, das Wassergebiet Barssel-Saterland, das idyllische Hasetal und der Nordkreis Vechta fügen sich zu einem reizvollen Ausflugsgebiet zusammen. Und wer auf Spitzensport nicht verzichten mag, wird ganz sicher an den Basketballspielen von Rasta Vechta Gefallen finden.