Einfach mal abschalten

Das Kuscheltier im Arm, leckere Snacks in Griffweite, die Schuhe irgendwo im Fußraum. Und im Autoradio läuft das Lieblingshörspiel in Dauerschleife – klare Sache, es geht in den Familienurlaub. Aufgeregte Vorfreude wechselt sich mit „Wie lange noch?" und „Ich muss jetzt Pipi!" ab. Mama und Papa gehen derweil im Kopf noch mal durch, ob denn wirklich jeder Punkt der Checkliste abgehakt ist. Urlaub mit kleinen Kindern fühlt sich schnell an wie ein Umzug. Umso besser, wenn Eltern sich darauf verlassen können, dass in der Ferienwohnung auch für sie die lang ersehnte Erholung beginnt.

Eltern sagen oft: Hier sind wir das erste Mal am Urlaubsende auch erholt.

„Nach der Ankunft ziehen sich viele bei uns in der Teeküche erstmal einen Kaffee und machen es sich damit in der Lounge gemütlich", berichtet Melanie Wegmann. „Die Kinder flitzen an die Kletterwand oder erkunden den Krabbelbereich und sind immer im Blick." Mit ihrem Mann Andreas betreibt sie den Ferienhof Wegmann in Thüle. Ihr Konzept haben die beiden ganz auf Familien ausgerichtet – nach einer einfachen Idee: „Wir haben alles so gebaut, wie wir es selbst gerne gehabt hatten." Ganz sicher ein richtig guter Gedanke. Die drei Kinder der Familie sind inzwischen aus dem Gröbsten raus. ­

Rückblende: Als für die leerstehende Scheune auf dem ­elterlichen Resthof eine Zukunft gesucht wird, beginnt das Paar im Urlaub die Augen aufzuhalten. „Wir haben gezielt geschaut, wie andere Höfe die Aufteilung von Gästebereich und ­Privatleben gelöst haben. Und uns erinnert, was wir immer gesucht, aber nie gefunden haben", verrät Andreas Wegmann.

Sie wägen ab und wagen dann den Schritt zum Ferienhof. Melanie Wegmann gibt ihren Beruf als IT-Systemkauffrau auf und wird Gastgeberin. Ihre Mission: ­Familien eine tolle Zeit ermöglichen. Damit die auch von ihrem Angebot erfahren, haben die Wegmanns sich jetzt neben der 5-Sterne-­Klassifizierung vom Deutschen Tourismus­verband noch nach niedersächsischen Kinderferienland-Kriterien zertifizieren lassen.

Sind die Kinder glücklich, können sich auch die Mitreisenden entspannen – egal ob Eltern, Großeltern, Tanten oder Onkel. Familien­freundlichkeit fängt schon bei der Urlaubs­suche an. Gibt es in der Unterkunft einen Hochstuhl? Müssen wir das Nachtlicht einpacken? Wo lassen wir den Kinderwagen? Viele Gastgebende in der Region berücksichtigen die besonderen Bedürfnisse ihrer Gäste.

Damit maßgeschneiderte Angebote von Familien besser gefunden werden, hat die ­TourismusMarketing Niedersachsen (TMN) das Zertifikat „Kinderferienland" entwickelt. Im Fokus stehen neben kinderfreundlichen Ausstattungsmerkmalen auch Serviceleistungen und Sicherheitsaspekte. Unterkünfte ­können sich prüfen lassen, aber auch gastronomische Betriebe und Freizeitanbieter. Schon mehr als 280 Betriebe erfüllen die landesweit einheitlichen Kriterien. Einer der Vorteile des Zertifikats: Alle Angebote lassen sich auf der Website www.kinderferienland-niedersachsen.de finden. Darüber hinaus weisen die lokalen Tourismusverbände gezielt auf zertifizierte Betriebe hin. So finden Familien und Anbieter leichter zueinander.

In den Landkreisen Cloppenburg und Vechta ist Katharina Moormann vom Verbund Oldenburger Münsterland für die Zertifizierung zuständig. Die Tourismus-Referentin berät, hilft beim Ausfüllen der Fragebögen und überprüft die Betriebe vor Ort. Wer den Check besteht, erhält eine Urkunde und darf sich mit dem Siegel schmücken – zum Beispiel auf der Website oder per Aushang im Eingangsbereich. Moormann: „Als Verbund würdigen wir die ­Zertifizierung zudem mit einer eigenen Pressemitteilung und markieren die Unterkunft im Gastgeberverzeichnis auf unserer Website. Außerdem berücksichtigen wir die Gastgebenden bei unseren Marketingaktivitäten zum Thema Familie bevorzugt." Die Betriebe kostet die erfolgreiche Zertifizierung lediglich eine geringe Gebühr, die zu 100 Prozent an die TMN fließt. Damit sich die Gäste auf das Siegel verlassen können, steht nach drei Jahren eine erneute Überprüfung an.

Zurück zu Familie Wegmann in Friesoythe. Wo einst Rinder und Kälber standen, toben heute Kinder. Die drei großzügigen Ferienwohnungen verfügen über einen direkten Zugang zur hofeigenen Spielscheune. Spielplätze samt abgetrenntem Kleinkindbereich, Kletterturm, Fußball- und Basketballplatz oder eine Lounge mit Playstation für die Älteren lassen kaum Wünsche offen.

„Tatsächlich ist es so, dass unsere Gäste nur wenige Ausflüge machen", beschreibt Melanie Wegmann eine der Folgen. „Die Kinder entdecken auf dem Hof immer wieder Neues und die Eltern schalten endlich mal ab." Besonders angenehm für die Erwachsenen: Gäste berichten, dass ihre Kinder hier besonders gut schlafen – und auch um einiges länger als sonst. Das mag an der Bewegung und der frischen Luft liegen. Oder an den gemütlichen Hochbetten. Viele flitzen nach der Ankunft sofort dorthin.

Begegnungen mit den Tieren werden zum Highlight der Urlaubstage.

Und die Gastgebenden? Bei den Wegmanns sind die Ferienwohnungen ein Familienprojekt. „Unser Baby" nennt das Ehepaar den Ferienhof. Beide packen mit an. Und manchmal auch die Söhne, zum Beispiel beim Vorbereiten der Anreisen. „Wenn ältere Gastkinder da sind, nehmen sie die schon mal mit auf eine Treckertour, das ist für alle toll", berichtet Melanie Wegmann. Bei der Planung haben die Wegmanns darauf geachtet, dass für alle aus der Familie genügend Rückzugsräume vorhanden sind. Privathaus und Garten sind vom Gästebereich getrennt, ihre Kinder haben eigene Spielbereiche. Ins Gespräch miteinander kommen sie trotzdem gern. Zum Beispiel wenn sie bei der Hofrunde zur Begrüßung ihre Tiere vorstellen: Begegnungen mit Hofhund Luna, den Katzen Tinko und Molly, den Zwergkaninchen Klopfer und Socke sowie der Hühnerschar mit Hahn Jens sind für manche Gäste das Highlight des Urlaubs. Dann kommt es schon mal zum Aufstand der Kids, etwa wenn die Eltern „einfach einen Ausflug geplant haben".

Geht es dennoch auf Tour, dann gerne zur nahegelegenen Thülsfelder Talsperre, in den Barfußpark Harkebrügge, nach Cloppenburg oder nach Friesoythe, berichtet die 41-jährige Hofchefin. „Gerade Gäste aus Großstädten schätzen die kleinen Orte in der Umgebung, finden sie so schön aufgeräumt und schnuckelig." Von familienfreundlichen Angeboten profitieren auch die Menschen vor Ort, ist Touristikerin Katharina Moormann überzeugt. Wenn die Nachfrage stimmt, lohnt es sich für Anbieter wie Spielscheunen oder Freizeitparks, ihre Programme stetig auszubauen. So kommen die Ferien­gäste gern wieder. Einheimische Familien genießen ganzjährig die vielfältige Auswahl beim Ausflugsprogramm, kaufen sich vielleicht sogar eine Jahreskarte.

„Viele Unterkünfte in der Region erfüllen auch heute schon die Kriterien für eine Kinderferienland-Zertifizierung oder können sie mit wenig Aufwand erreichen", ist sich Katharina Moormann sicher. Sie ermuntert Gastgebende, sich direkt bei ihr zu melden. „Ein Spieleparadies wie bei den Wegmanns ist super, aber keine Bedingung für das Zertifikat. Viele Punkte in der Checkliste der TMN zeigen, wie man Familien einfach den Urlaub erleichtern kann." Klar, zum Beispiel mit einem wetterunabhängigen Spielbereich für alle Altersklassen. Aber auch die Garderobe auf Kinderhöhe, gut erreichbare Handtuchhaken, Sicherungen an Steckdosen oder rutschfeste Hocker für kurze Beine zeigen, dass Kinder mitgedacht und ­willkommen sind. Die Sicherheitsaspekte der Kinderferienland-Zertifizierung umfasst ferner, dass die Anlagen regelmäßig gereinigt und kontrolliert werden. Zu den Pflichten kommen Anregungen, etwa regelmäßig den Erste-Hilfe-Kurs aufzu­frischen oder auf Nachfrage kostenfreie Notfall­utensilien wie Feuchttücher oder Windeln bereitzuhalten.

Der Ferienhof Wegmann sticht aus der großen Masse heraus, das hat schon die Prüferin des Deutschen Tourismusverbandes bestätigt. Die Gäste danken es dem noch jungen Betrieb bereits jetzt mit Treue. „Viele kommen beim zweiten Mal nicht allein", freuen sich ­Melanie und Andreas Wegmann. Sie bringen befreundete Familien mit oder mieten mit mehreren Generationen gleich den ganzen Hof. Zum Rundum-Sorglos-Paket der Wegmanns gehören bezogene Betten, Handtuchpakete, Brötchenservice, ein Küchenstarterset u. v. m. Den schnellsten Kaffee gibt es nach der Ankunft in der Teeküche in der Spielscheune. Ein Knopfdruck – und der Urlaub beginnt.

Kinderabenteuer auf Knopfdruck

Die Freizeitdatenbank des Verbunds Oldenburger Münsterland lässt sich gezielt nach Kinderabenteuern durchsuchen – für den nächsten Ausflug, den Urlaub oder den Kinder­geburtstag.

Mit Siegel: Zertifizierte Freizeiteinrichtungen im OM

• Industriemuseum Lohne
• Moor- und Fehnmuseum Elisabethfehn
• Museumsdorf Cloppenburg
• Naturschutz- und Informations-­ zentrum (NIZ) Goldenstedt
• Museum Vechta
• Molli Bär Spielpark
• Aquaferrum Friesoythe

Sie kennen einen Betrieb, der das Potenzial zur Zertifizierung hat, oder haben selbst Interesse?
Katharina Moormann freut sich über Ihre Nachricht:
Telefon (0 44 41) 95 65 13, moormann@­oldenburger-muensterland.de