Wirtschaftsregion

Feine Krawatten aus dem OM

Autor*in: Sebastian Klünemann

Mit viel Liebe zum Detail, einem revolutionären Verkaufssystem und dem Motto „am besten macht man's selbst" hat sich die Klünemann Krawattenfabrik GmbH aus Essen/Oldenburg eine starke Marktposition in der Modebranche erarbeitet. Seit 1991 beliefert das Unternehmen Textileinzelhändler und Filialisten unter dem Label UNA Germany.

Krawatten aus dem Oldenburger Münsterland v.L. Alfons, Bianca, Sebastian und Claudia Künemann in ihrer Firma in Essen (Oldenburg).

Vor 30 Jahren begann Alfons Klünemann in einem ehemaligen Kolonialwarengeschäft im Zentrum der Gemeinde Essen/Oldenburg mit dem Vertrieb von Krawatten. 2001 wurde in ein neu errichtetes Büro- und Lagergebäude im Gewerbegebiet Osteressen investiert. 2011 wurde dort neben einer Erweiterung des Lagers ein separates Gebäude für eine der modernsten Krawattenmanufakturen Europas angebaut. Die gute Zusammenarbeit der einzelnen Abteilungen innerhalb der Firma und der fachkundige fleißige Außendienst, der bei der Artikel- und Farbauswahl maßgeblich mitbestimmt, sind einige der Erfolgsfaktoren des südoldenburgischen Familienunternehmens welches mittlerweile 30 Angestellte beschäftigt. Neben dem Verkaufsteam bereisen ebenfalls Firmengründer Alfons Klünemann und dessen Sohn Sebastian regelmäßig die Kundschaft.

Für das gute Verhältnis zum Modehaus stehen mehrere Besuche pro Jahr direkt in den Modehäusern auf dem Plan. Neben dem Vertrieb kümmert sich das Vater-Sohn-Gespann außerdem um das Design neuer Muster und erstellt jede Farbvariation der einzelnen Artikel selbst in aufwändiger Detailarbeit. Ehefrau Claudia verantwortet derweil neben dem Nähereimanagement und der Organisation zwischen Lager und Näherei auch die Erstellung der Musterteile. Darüber hinaus verwaltet sie das Personalwesen inklusive Lohnmanagement. Mit Tochter Bianca, die sich bei Klünemanns um interne Organisation, Controlling, Marketing und die Digitalisierung im Unternehmen kümmert, ist die Essener Familie komplett. Um den modischen Ansprüchen des Marktes gerecht zu werden, besucht man regelmäßig die großen Stoffmessen in Paris und Mailand. Auch die Pitti Immagine Uomo in Florenz ist als wohl wichtigste internationale Modemesse für Herrenbekleidung ein Treffpunkt der Branche. „Die einzelnen Elemente unserer Produkte entstehen nach und nach. Somit gibt es bei uns keine typische Sommer- und Winterkollektion, sondern es wird ganzjährig an neuen Artikeln gearbeitet", sagt Alfons Klünemann.

Feine Klünemann-Schleife im UNA Germany-Karton.

Vororder und „Never out of Stock" 

Der Begriff „System" ist ein entscheidender Punkt im Handel mit Accessoires. In der Branche dominieren zwei Systeme. Da ist zum einen die „Vororder". Dabei werden dem Kunden im Frühjahr Muster gezeigt, die sofort fest gekauft werden müssen, aber erst im Herbst an das Modehaus ausgeliefert werden. Dasselbe Spiel wiederholt sich im Herbst für das folgende Frühjahr. Von diesem unflexiblen und risikobehaften System für den Modehandel hat sich die Klünemann Krawattenfabrik GmbH jedoch seit Gründung distanziert. Das andere System heißt „NOS" (= Never Out of Stock), also es ist immer alles am Lager. Dieses System wird von Klünemann unter der Marke UNA Germany im großen Stil umgesetzt. Bei Klünemann kauft das Modehaus regelmäßig nach Bedarf, in selbstbestimmten Mengen und ohne diese vorzuordern. Der Kunde ist König!

In regelmäßigen Abstimmungen mit dem Außendienst wird entschieden, welche Artikel in welcher Menge ins Lager gelegt werden. Klünemann ist hier mit über 2.000 Artikelvarianten europaweit führend und bespielt damit das umfangreichste Lagerangebot am Markt. Damit die Kunden jederzeit auf die NOS-Artikel zugreifen können, erhalten sie jeweils einen individuellen NOS-Ordner, genau auf sie zugeschnitten. Auch hier hat das Modehaus die freie Wahl und kann sich die Artikel heraussuchen, die gefallen. Ausgestattet sind die darin enthaltenen Farbkarten jeweils mit Originalstoffen, wodurch im Verkauf beim Händler keine Unsicherheiten bezüglich der Farbauswahl bzw. Farbhöhen aufkommen. Die Auslieferung erfolgt innerhalb von 24 Stunden nach Auftragseingang. So wird fehlende Ware möglichst schnell an den POS (Point of Sale) gebracht. 

Klünemann-NOS-Artikel im Gewebemix aus Seide und Baumwolle.

Corporate Fashion

Neben dem Hauptgeschäft mit dem Einzelhandel wird das Thema „Corporate Fashion" immer stärker. Dazu ein Beispiel: Unternehmen präsentieren sich auf namhaften Messen wie der IAA, Agritechnica, der Grünen Woche, dem Mannheimer Mainmarkt oder der Frankfurter Buchmesse. Dort werden längst nicht mehr spießige Hemdkragen mit riesigem Firmenlogo zur Schau getragen, sondern topmodische Artikel wie etwa Schleifen mit Hosenträger bevorzugt – passgenau auf Firmen und Mitarbeiter zugeschnitten.

Der Erfolg einer Messe hängt schließlich neben den präsentierten Produkten auch vom modischen und optischen Auftritt der Aussteller ab. Artikel wie Krawatten, Schleifen oder Schals und Tücher bieten dazu eine Kombination aus (sportlicher) Eleganz und diskreter Botschaft des Werbeträgers. Und egal, ob das jeweilige Firmenlogo eingestickt oder eingewebt wird: Ein optisches Highlight sind diese Accessoires auf jeden Fall. Ähnliches gilt im übertragenen Sinne für Vereine aller Art. So werden von Klünemann jährlich viele Schützenvereine, Sportvereine, Musikvereine oder Chöre individuell ausgestattet. Durch die hauseigene Näherei können sowohl kleine als auch große Mengen zeitnah produziert werden. Ergänzend zu den Krawatten werden dabei passende Damenschals in diversen Größen und Qualitäten aus Italien und Fernost angeboten.

Weltweites Netzwerk

Um sowohl Modehäuser als auch Firmen und Vereine optimal bedienen zu können, ist ein internationales Netzwerk unerlässlich. Um eben dieses Netzwerk weiter auszubauen, werden mehrmals im Jahr Reisen zu Lieferanten nach Deutschland, Italien, Frankreich und Fernost unternommen, um den kontinuierlichen Informationsaustausch zu pflegen.

Außerdem konnte Klünemann bereits vor 15 Jahren ein eigenes Büro mit vier Angestellten in Fernost eröffnen, was in der Branche marktuntypisch ist. Die Vertretung dort kontrolliert sowohl die Webereien als auch die Produktion der gesamten Artikel und stellt mithin sicher, dass fehlerhafte Ware erst gar nicht nach Deutschland verschickt wird. So werden unnötige Transportwege vermieden, Ressourcen geschont und womögliche Fehler in der Produktion bereits sehr früh erkannt und schon vor Ort behoben.

Edle italienische Stoffe, in Deutschland verarbeitet.

„Hergestellt in Deutschland" als Botschaft

Für die Klünemann Krawattenfabrik GmbH stehen kurze Lieferketten und möglichst regionale Lieferanten bereits seit der Firmengründung im Fokus der täglichen Arbeit; es wurde schon immer versucht, möglichst in Deutschland zu produzieren.

Leider ist die Zahl deutscher Textilwebereien in den letzten 20 Jahren stark zurückgegangen, weil durch Globalisierung und Preispolitik ein großer Teil nach Fernost verlegt wurde. Trotz dieser Entwicklung war man stets der Meinung, dass möglichst viel Textilproduktion in Deutschland bleiben soll bzw. zurück geholt werden muss. Deshalb wird das Label „Made in Germany" nicht als Lockvogel oder teurer Slogan verwendet, sondern Klünemann möchte dem Modehandel und den Endverbrauchern ein qualitativ und optisch hochwertiges Produkt zu fairen Preisen an die Hand geben.

Eines der aktuellen Ziele ist es, neben der reinen Seide auch andere Qualitäten im Markt zu etablieren, um Lieferketten leichter aufrechterhalten und schneller aktuelle Modethemen aufgreifen und umsetzen zu können. Gegenwärtig werden außer Seide und Mikrofaser bzw. Polyester hochwertige andere Qualitäten verarbeitet. Unter anderem wird mit Stoffgemischen aus Seide, Baumwolle, Leinen und Rayon gearbeitet, um neben feinen Krawatten auch gröbere Optiken und Haptiken erzeugen und anbieten zu können. Durch die eigene Produktion und eine enge Zusammenarbeit mit deutschen, französischen und italienischen Webereien macht man sich ein Stück weit unabhängig vom asiatischen Kontinent. So werden lange Transportwege vermieden und die Kommunikation mit Lieferanten innerhalb Europas ist deutlich einfacher und schneller.

Krawatten aus Essen/Oldenburg unter dem Label „UNA Germany" in einem Modehaus in München.

Umweltschutz

Wie in anderen Branchen auch, wird das Thema Umweltschutz bei Klünemann groß geschrieben. Alle Webereien sind deshalb nach Ökotex Standard 100 zertifziert und arbeiten ohne chemische Zusätze. Zudem beziehen alle europäischen Zulieferer ihre Garne aus Zentraleuropa und die gewebte Ware wird ressourcenschonend verkauft. 

Klünemann liefert alle Artikel in plastikfreien Verkaufsverpackungen, es sei denn, der Kunde wünscht explizit eine bestimmte andere Verpackung. Mit diesen und anderen Maßnahmen konnten nach Angaben von Interseroh (Quelle: Fraunhofer UMSICHT) im Jahre 2019 mehr als 21.000 Kilogramm Ressourcen eingespart werden. Aktuell wird an einer plastikfreien Lösung für den Versandweg gearbeitet, welcher ebenfalls zu 100 Prozent klimaneutral an die Modehäuser erfolgt.

Die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Produktionsgebäudes erzeugt einen Großteil des Betriebsstroms und vermeidet so den Ausstoß vieler Tonnen Kohlendioxid jährlich. Durch eine erneute Erweiterung des Maschinenparks innerhalb der Näherei wurden im Winter 2021 bereits die Weichen gestellt um die Textilproduktion in Deutschland weiter voranzutreiben.

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