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Innovationspreis des Oldenburger Münsterlandes

Eine Muffe für die Energiewende

Tausende Kilometer lange Stromtrassen sollen dafür sorgen, dass die durch Wind und Sonne erzeugte Energie dorthin transportiert werden kann, wo sie benötigt wird. Dicke Kabel müssen dafür gut geschützt in der Erde verlegt werden. Mit einem neuen Rohrverbindungssystem sorgen zwei Unternehmen aus Vechta dafür, dass besonders effizient das gelingen kann. Die Gebr. Ostendorf Kunststoffe GmbH und die LWM Werkzeug- und Maschinenbau GmbH werden dafür mit dem Innovationspreis des Oldenburger Münsterlandes ausgezeichnet.

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Entschlossen beugt sich Holger Büscherhoff nach vorn, sammelt sich kurz und spricht dann ein großes Wort gelassen aus: „Man kann das runde Rohr nicht neu erfinden.“ Was sich zunächst wie eine Binsenweisheit anhört, könnte den Geschäftsführer der auf die Herstellung von Abwasserrohren spezialisierten Gebr. Ostendorf Kunststoffe GmbH an seinem Geschäftsmodell zweifeln lassen. Doch das genaue Gegenteil ist der Fall. Das im Gewerbegebiet Nord in Vechta angesiedelte Unternehmen blickt voller Zuversicht in die Zukunft.

 

 

„Unsere Zusammenarbeit ist ein Paradebeispiel dafür, wie die Wirtschaft im Oldenburger Münsterland funktioniert.“

Claudia Hanken
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Neue Perspektiven dank einer Muffe

Wichtigster Grund für den Optimismus: Für die vor etwas mehr als 50 Jahren von Heinrich und Norbert Ostendorf gestartete Kunststoffproduktion eröffnen sich neue Perspektiven. Und natürlich spielen dabei Rohre die zentrale Rolle. Für das Gelingen der Energiewende werden nämlich rund 18.000 Kilometer lange Stromautobahnen vom Norden Deutschlands in südlich gelegene Regionen geschaffen – zu einem erheblichen Teil unter der Erde. Hier werden die dicken Kabel in Schutzrohren gebündelt. In deren Verbindung könnte eine mögliche Schwachstelle liegen. Wenn nicht Key Account Manager Daniel Menke mit seinem Team eine Lösung gefunden und damit den bei Ostendorf angestellten Überlegungen über geeignete Wachstumsstrategien einen entscheidenden Schub gegeben hätte.

Die Innovation trägt die Bezeichnung KG2000 e-line protect. Es handelt sich um eine Muffe, mit der sich die Enden zweier Rohre mithilfe eines speziellen Fügewerkzeugs so miteinander verbinden lassen, dass ein absolut planer Übergang entsteht. „Dies trägt zu einem effizienten und störungsfreien Ablauf beim Einziehen der Kabelstränge bei und schützt sie vor Beschädigungen“, erläutert Menke. Auch die Verlegung in leichten Kurven stellt nach seinen Angaben kein Problem dar.

Zwei Unternehmen machen gemeinsame Sache

Ebenso wie die Rohre werden die sogenannten Doppellangmuffen bei Ostendorf aus mit Kalziumkarbonat verstärktem Polypropylen gefertigt. Der thermoplastische Werkstoff gehört zur Gruppe der hauptsächlich aus Erdöl und Erdgas gewonnenen Polyolefine. Das Unternehmen hat mit dem Material in den vergangenen Jahrzehnten rundum gute Erfahrungen gemacht. Es ermöglicht vor allem die Produktion sehr dünnwandiger Rohre und trägt damit zur Schonung von Ressourcen bei. Die Rede ist von einer Materialeinsparung zwischen 20 und 25 Prozent. „Darüber hinaus bieten die hygienische Unbedenklichkeit, die Korrosionsbeständigkeit, die gute Verarbeitungsfähigkeit und viele weitere Aspekte beste Voraussetzungen für ein breites Anwendungsspektrum“, weiß Holger Büscherhoff zu berichten.

Seine Mit-Geschäftsführerin Claudia Hanken betont, dass an der Entwicklung von KG2000 e-line protect ein zweites Unternehmen maßgeblichen Anteil hat: die in der unmittelbaren Nachbarschaft ansässige LWM Werkzeug- und Maschinenbau GmbH. „Wir haben bereits bei mehreren Projekten miteinander kooperiert“, erwähnt deren Gründer und Geschäftsführer Alwin Lamping. Im aktuellen Fall arbeitete man gemeinsam an den benötigten Werkzeugen, testete die Prototypen und schärfte die Ideen, so dass am Ende tatsächlich eine serienreife und zum EU-Patent angemeldete Lösung stand.

Claudia Hanken sieht in der Zusammenarbeit ein „Paradebeispiel dafür, wie im Oldenburger Münsterland Wirtschaft funktioniert. Man sucht sich die passenden Partner in der Region, profitiert von den kurzen Wegen und kommt so zu schnellen Entscheidungen.“

Verlegung in Rekordzeit wird erwartet

Das System hat seinen Praxistext bereits erfolgreich absolviert. Im Februar 2023 wurde beim Ausbau des Umspannwerks Meppen mit der Errichtung großer 380-kV-Leitungen begonnen. Bereits ein halbes Jahr später konnten die Arbeiten abgeschlossen werden, da sich der Einsatz der Kabelschutzrohre, der Muffe KG2000 e-line protect sowie der innovativen Fügevorrichtung als besonders effizient, zeit- und kostensparend erwies. Bauarbeiter sprachen davon, dass sie noch „nie so schnell Rohre verlegt“ hätten.

Bei Ostendorf und LWM erwartet man nach den im Emsland gemachten Erfahrungen, dass die Implementierung großer Abschnitte der Stromtrassen „in Rekordzeit“ erfolgen könnte. Die Hoffnung auf einen weiteren florierenden Geschäftszweig dürfte sich damit für die beiden Vechtaer Unternehmen erfüllen.

Am Ende zeigt sich: Die Energiewende nimmt Fahrt auf und kann zu einem Wachstumsschub für die Wirtschaft führen. Es hängt letztlich an den Unternehmen, ob sie sich auf die veränderten Gegebenheiten einlassen und versuchen, neue Lösungen für neue Herausforderungen zu finden. Der Innovationspreis Oldenburger Münsterland für zwei Betriebe aus der Region, die genau diesen Weg als den für sich richtigen erkannt haben, ist insofern eine mehr als verdiente und vor allem Mut machende Auszeichnung.

Bisherige Preisträger

Wenn aus Ideen Erfolge werden.

Im Jahr 2014 wurde erstmals ein Unternehmen mit dem Innovationspreis des Oldenburger Münsterlandes ausgezeichnet.

Um sich am Wettbewerb um den Innovationspreis zu beteiligen, können interessierte Unternehmen Bewerbungen einreichen, in denen sie verdeutlichen, worin ihre Innovation besteht und wie sie sich auf Kunden, Umwelt, Gesellschaft und den Standort auswirkt. Auch die unternehmerische Entwicklungsleistung sollte herausgearbeitet werden. Daneben ist die Marktreife Voraussetzung für eine erfolgreiche Beteiligung am Wettbewerb.

Die Preisträger

2023 VETRA Betonfertigteilwerke GmbH, Essen (Oldenburg)
2022
Olaf Clausen und Darius Rauert, AMCON Software GmbH, Cloppenburg
2021 Alpha Robotics, Vechta
2019
Tierklinik Lüsche, Bakum
2018 Markus Kenter, AKE Zentri-JET GmbH, Garrel
2017 Dr. Torsten Bremer, BOGE Elastmetall GmbH, Damme
2016 Franz Wessendorf, Wessendorf Systembeschichtungen GmbH, Emstek
2015 Bernhard Aumann und Dr. Arthur Schüßler, Wilhelms GmbH, Cloppenburg
2014 Stephan Luker und Markus Kenter, Phoenix Fire Protect Development GmbH, Emstek-Halen