Mit und ohne Handicap

Inklusionsbetriebe

01.08.2023

Dass Menschen mit einer Behinderung auf dem Arbeitsmarkt nach ihren Möglichkeiten integriert werden können, ist längst Allgemeingut. Werden sie nach ihren Stärken eingesetzt, sind sie eine Bereicherung für jedes Unternehmen. Drei Beispiele aus dem Oldenburger Münsterland.

KEIN PROBLEM Inklusion und Integration kann in vielen Branchen gelingen - unter anderem im Metallbau.

Fangen wir mit etwas Theorie an. Wer wissen möchte, was ein Inklusionsbetrieb genau ist, findet beim Niedersächsischen Landesamt für Soziales, Jugend und Familie Aufklärung. Solche Firmen dienen der „Beschäftigung von schwerbehinderten Menschen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt, deren Eingliederung in eine sonstige Beschäftigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt aufgrund von Art und Schwere der Behinderung oder wegen sonstiger Umstände voraussichtlich trotz Ausschöpfens aller Fördermöglichkeiten und des Einsatzes von Integrationsfachdiensten auf besondere Schwierigkeit stößt“, heißt es in einem Papier des Integrationsamtes. 

Einfacher gesagt: In Inklusionsbetrieben finden Menschen mit Behinderungen eine berufliche Perspektive und arbeiten Seite an Seite mit Kolleginnen und Kollegen ohne Behinderung. 

Ausgezeichnet in Saterland

So wie in Saterland bei der Syntegra GmbH. Das Unternehmen wurde 2007 gegründet und gehört zur Claassen-Gruppe, die sich auf Maschinen- und Metallbau spezialisiert hat. Schon im ersten Jahr des Bestehens konnten 35 neue Arbeitsplätze geschaffen werden, darunter 13 für Beschäftigte mit Schwerbehinderungen und zwölf für schwer vermittelbare Arbeitslose. 

Voller Anerkennung für das soziale Engagement sprach Harald Lesch, damaliger Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Weser-Ems, bereits 2008 von einer „großartigen Entwicklung“ und sprach Syntegra den VR-Mittelstandspreis zu. Die Zahl der Beschäftigten ist in den vergangenen Jahren weiter gestiegen, etwa die Hälfte weist ein Handicap auf.

Gemeinsames Agieren erwünscht

Ein weiteres Beispiel liefert die IBB Vechta gGmbH. Das Kürzel steht für Integration, Bildung und Beschäftigung. Das 2014 vom Andreaswerk gegründete Unternehmen ist aus einem Betrieb des Caritas-Sozialwerks hervorgegangen. Es bietet heute rund 30 Arbeitsplätze, knapp die Hälfte ist von Menschen mit Behinderung belegt. 

Haupttätigkeitsfelder sind neben verschiedenen Dienstleistungen der Gartenbau sowie Maler- und Renoviertätigkeiten. Die beiden Geschäftsführer Matthias Warnking und Stefan Helms betonen, dass es auch hier darum gehe, „das gemeinsame Arbeiten von Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen zu fördern“.

Loyalität erzeugen

Das Andreaswerk ist auch alleiniger Gesellschafter der INTEC gGmbH in Lohne. Das 2005 gegründete Metallbauunternehmen hat den Anteil von Beschäftigten mit einer Behinderung auf mindestens 25 Prozent festgelegt. Anders als die bekannten Werkstätten für behinderte Menschen versteht man sich als Betrieb des ersten Arbeitsmarktes, muss sich also wirtschaftlich gegenüber der Konkurrenz behaupten und gewinnorientiert arbeiten.

Deutlich wird: Inklusionsbetriebe werden mehr und mehr zur Normalität – auch im ländlichen Raum, auch im Oldenburger Münsterland. Hier finden Menschen mit Beeinträchtigungen Beschäftigung und erhalten die Chance, sich zu beweisen und weiterzuentwickeln. Das sorgt in der Regel nicht nur für eine besondere Arbeitsatmosphäre, sondern auch für Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber.