Das Problem: zunehmender Leerstand in der Innenstadt. Die Lösung: Gründer:innen ermutigen, ihre Ideen hier umzusetzen und so das Stadtbild mit mehr Leben zu füllen. Die Lohner Stadtverwaltung und die Wirtschaftsförderung haben die Chance ergriffen und das Gründerprogramm ins Leben gerufen. „Wir wollten Ladenlokale besetzen, die Vielfalt und den Nutzungsmix erhöhen“, erklärt Wirtschaftsförderin Anne Nußwaldt. „Nicht nur der Einzelhandel, sondern auch die Gastronomie sowie Dienstleistungs- und kleinere Handwerksunternehmen sollen hier mithilfe der Förderung eine Heimat finden.“
Dabei werden Start-ups ebenso berücksichtigt wie Betriebsübernahmen und bereits etablierte Unternehmer:innen, die einen neuen Standort in der Lohner Innenstadt eröffnen wollen. Das Gründerprogramm besteht aus mehreren Bausteinen. Im Zentrum steht ein Fördertopf, aus dem dreimal jährlich Mittel an die besten Geschäftsideen vergeben werden. Der Prozess beginnt mit einer Online-Bewerbung, bei der die Geschäftsidee möglichst präzise dargestellt wird
Schritt für Schritt zum neuen Geschäft
„Wir haben die Bewerbung bewusst niedrigschwellig gehalten“, sagt Nußwaldt. So werden zum Beispiel die Unternehmensidee, Zielgruppen und geplante Öffnungszeiten abgefragt. Eine neunköpfige Jury prüft jede Bewerbung. Sie setzt sich unter anderem aus Vertreter:innen der Stadt, der Politik, der Kaufmannschaft und der Universität Vechta zusammen. Bewertet wird nicht nur die Tragfähigkeit der Geschäftsidee, sondern auch, wie gut sie in das Gesamtbild der Innenstadt passt.
Von 2021 bis 2024 gab es knapp 50 Bewerbungen für das Programm. 22 Ideen wurden erfolgreich umgesetzt. Bis auf wenige Ausnahmen sind sie inzwischen fester Bestandteil des Lohner Stadtbildes. Eine dieser Erfolgsgeschichten ist Olga Felk, die Gründerin des Cafés „The Cup – Olgas Sweets“.
Felk, die zuvor als Modeberaterin arbeitete, träumte schon lange von einem eigenen Café, war sich jedoch unsicher, ob sie den Schritt wagen sollte. Anfang 2024 eröffnete sie „The Cup“, das inzwischen zu einem beliebten Treffpunkt in der Innenstadt geworden ist. Das Gründerprogramm gab ihr die finanzielle Basis und auch das nötige Vertrauen, um ihr Konzept umzusetzen.
Begleitung auf allen Ebenen
Die individuelle Betreuung ist über die finanzielle Unterstützung hinaus besonders wertvoll. Regelmäßige Workshops helfen den Gründer:innen, ihre Geschäftsideen auf Wirtschaftlichkeit zu prüfen, Finanzpläne zu erstellen und Risiken besser zu erkennen.
„Außerdem kann man sich so ein Bild von den Persönlichkeiten machen. Das ist sehr wichtig“, ergänzt Nußwaldt. Diese Erkenntnis nimmt die Wirtschaftsförderin aus dem Projekt mit. „Eine gute Geschäftsidee allein reicht nicht“, erklärt sie. „Man muss auch in der Lage sein, diese umzusetzen und den Herausforderungen des Unternehmeralltags zu trotzen. Deshalb legen wir inzwischen noch mehr Wert auf das persönliche Kennenlernen und den Austausch mit den Bewerberinnen und Bewerbern.“ Auch das Bewerbungsformular soll in Zukunft angepasst werden. „Zuvor war das Vorlegen eines Finanz- und Businessplans optional. Wir haben nun jedoch die Erfahrung gemacht, dass er essenziell ist, um die Tragfähigkeit der Geschäftsideen noch besser bewerten zu können.“
Erfolg auf ganzer Linie
Eigentlich läuft das Gründerprogramm Ende 2024 aus. Doch klar ist: Es gilt als voller Erfolg. Das zeigt die Anzahl der erfolgreichen Geschäftsgründungen. Anne Nußwaldt rechnet deshalb mit einer Verlängerung der Förderung über das Jahresende hinaus. Darüber entscheiden soll demnächst die Politik.
„Die Resonanz war für uns anfangs überwältigend“, resümiert Anne Nußwaldt. „Wir waren selbst überrascht, wie viele Interessenten und letztlich auch Bewerbungen es gab und welche Geschäftsideen dabei waren.“ Von Cafés über Schneidereien und ein Tattoostudio bis hin zu einer Fahrschule erstrecken sich die neuen Geschäfte in Lohne über viele Branchen hinweg. „Alle reden vom Niedergang der Innenstädte. Ja, das Marktumfeld ist schwieriger als früher und der Aufwand, die Kundinnen und Kunden zu erreichen größer. Aber zugleich sehen wir, wie viele tolle und engagierte Jungunternehmer an die Innenstadt glauben und mit ihren Konzepten dazu beitragen wollen, dass diese weiterhin ein Treffpunkt für die Menschen bleibt“, zeigt sich Nußwaldt begeistert und mahnt zugleich: „Die Bürgerinnen und Bürger müssen sie allerdings auch wahr- und annehmen.“
Der nächste Schritt sei deshalb nicht nur die Verlängerung des Programms, sondern auch eine begleitende Eventreihe, die die innerstädtischen Angebote besser sichtbar und auf ungewöhnliche Weise erlebbar machen soll. Derzeit werde am Konzept gefeilt, konkreter könne sie deshalb noch nicht werden. Ein Start ist für kommendes Frühjahr geplant.