Wursteball

Wie durch das Sternsingen eine neue Tradition entstand

16.12.2022

Sternsingen in der Weihnachtszeit und zwischen den Jahren? Der Brauch ist weit verbreitet und im mitteleuropäischen Raum sehr beliebt. Doch im Oldenburger Münsterland gibt es eine Besonderheit, die die Tradition einzigartig macht: In Löningen ist der Wursteball nach dem Dreikönigstag fester Bestandteil des Jahresprogramms.

Das Sternsingen am Dreikönigstag ist auf die Nennung der heiligen drei Könige Caspar, Balthasar und Melchior in der Bibel zurückzuführen. Erste Aufzeichnungen über das Sternsingen führen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Die heiligen drei Könige sind unweigerlich mit ihren Gaben verbunden: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Inspiriert vom Geist des Gebens geht es beim Sternsingen mittlerweile darum, Spendengelder für wohltätige Zwecke einzusammeln. In Deutschland entstand so 1959 offiziell die „Aktion Dreikönigssingen“, an der sich mittlerweile circa 300.000 junge Sternsänger:innen weltweit beteiligen.

So entstand der Wursteball

Auch in der Löningen im Landkreis Cloppenburg ist das Sternsingen eine tief verankerte Tradition. In der Ortschaft Borkhorn findet es seit 1909 regelmäßig statt. In der Anfangszeit war das Singen ausschließlich den Männern überlassen. Sie zogen um die Häuser und sammelten Geld ein – und Würste. Am Wochenende nach dem Dreikönigstag wurden dann die Frauen zum Würste-Essen eingeladen, womit der Wursteball geboren war. Egal ob in Bunnen, Augustenfeld oder Böen: Die Tradition des Wursteballs ist in vielen Ortschaften der Gemeinde verbreitet.

In Borkhorn lässt sich die Geschichte besonders gut zurückverfolgen. Den Brauch eingebracht hat Heinrich Brundiers, der sich jahrelang als sogenannter „Sterndreiher“ engagierte und schließlich sogar den Titel „Stern-Hein“ erhielt. Immer wieder war er für das Tragen des geschmückten Sterns verantwortlich und gab damit das Kommando zum Liedanstimmen. So zogen die Männer Jahr für Jahr durch die Straßen und sammelten Würste. 1954 wurde dann der Saal Breher fertiggestellt. Da es im Ort nun einen Festsaal gab, wollte man die Chance nutzen, die Würste feierlich mit den Frauen zu teilen. Fortan wurden sie zum „Worsteäten“ auf den „Wosteball“ eingeladen, der immer am ersten Samstag nach dem Dreikönigstag stattfindet. Hier gehörte es für einige Zeit dazu, dass die Jugendlichen des Dorfes ein kurzes Theaterstück präsentierten. Außerdem konnte man sich zum Kartenspielen zurückziehen.  

Anfangs zogen die Männer des Ortes um die Häuser und sammelten Geld und Würste ein.

So sieht der Wursteball heute aus

Heute läuft Sternsingen in Borkhorn ein wenig anders. Seit den 1970er Jahren ist es auf zwei Abende verteilt, nämlich auf den Vorabend und den Abend des Dreikönigstages. Jedes Jahr gehen die drei auserkorenen „Heiligen Könige“ von Haus zu Haus. Sie haben nach wie vor den sogenannten „Sterndreiher“ dabei, der dafür verantwortlich ist, den Stern zu tragen und in Bewegung zu versetzen. Nachdem ein „Glücksäliges Neijoahr“ gewünscht wird, wird ein Lied angestimmt.
Würste werden dagegen heute nicht mehr gesammelt. Doch den Wursteball gibt es immer noch. Auf Einladung der Sternsänger:innen können Besuchende meist eine Pauschale bezahlen und in bester Gesellschaft einen Abend mit Grünkohl, Würsten, Getränken und Musik verbringen.

Die Wurstebälle der Gemeinde Löningen verbinden eine allseits bekannte Tradition mit einem regionalen Brauch, der den Zusammenhalt der Gemeinde stärkt. Obwohl sich die Gegebenheiten über die Jahre geändert haben, hatte die Tradition des Wursteballs stets Bestand und wurde immer weitergeführt. Das gesellige Zusammenfinden Anfang Januar gehört in Löningen einfach dazu – ein feierlicher Auftakt ins neue Jahr für alle Einwohner:innen.