Zumindest im Oldenburger Münsterland, denn zwei Ortsteile von Lastrup und Garrel tragen Namen von Welt. Wir machen uns auf die Suche nach dem Warum.
Unsere Tour beginnt an einem kleinen Bushäuschen; über dem Eingang ist noch immer „Norwegen" ins Holz gebrannt. Nicht weit entfernt fließt der Norweger Bach – kein Fjord, doch sehr idyllisch. So wie Norwegen selbst, denn mit seinen knapp 60 Einwohnern ist es die zweitkleinste Ortschaft der Gemeinde Lastrup. Vor uns liegen 30 Kilometer bis zum Ziel, dem Amerikastein in Garrel.
Nach kurzer Zeit erreichen wir unseren ersten Stopp: Alfons und Maria Knuck begrüßen uns vor ihrem Haus. Eigentlich nichts Besonderes, wäre da nicht der Vorgarten: Auf dem Rasen stehen mehrere liebevoll polierte Autos in der Sonne. Seit über 20 Jahren sammelt Alfons Knuck Oldtimer der Marke NSU. „Ein paar muss ich noch restaurieren", erklärt er. „An den alten Autos kann man ja zum Glück noch selbst herumschrauben."
Seinen ersten NSU Prinz hat er zusammen mit Sohn Johannes gekauft, der damals gerade sieben Jahre alt war – der Beginn einer gemeinsamen Leidenschaft. Wenn der Heimatverein eine Kutschfahrt mit Oldtimerfreunden ankündigt, fährt Knuck seine Prinzen aus der Garage und präsentiert stolz seine Sammlung. „Es ist wie eine Sucht", sagt der 68-Jährige mit glänzenden Augen. „Schön, wenn Vater und Sohn ein gemeinsames Hobby haben", ergänzt seine Frau. „Aber jedes Mal, wenn ich aus dem Urlaub wiederkomme, habe ich Angst, dass auch im Schlafzimmer ein Wagen steht", scherzt sie.
Dafür hat Maria Knuck ihr eigenes Hobby: das Reisen. Auch im großen Norwegen war sie schon. Aber vor allem kann sie berichten, wie das kleine Norwegen 1823 zu seinem Namen kam: „Peter Friedrich Ludwig, der damals das Herzogtum Oldenburg regierte und sich selbst Erbe zu Norwegen nannte, bekam bei einer Neuverteilung des Bodens rund um Lastrup ein Stück Land zugesprochen", erklärt sie. „Als er entschied, dort Siedlungen bauen zu lassen, gaben die Bewohner ihrer Ortschaft den Namen Norwegen, um an die große Geste des Erben zu Norwegen zu erinnern." Wir machen uns wieder auf den Weg. Die Route führt uns über Landstraßen und an Feldern entlang, durch Lastrup über Ermke bis Molbergen. Am Wegesrand erstrecken sich Weizen- und Maisfelder, einige schon abgeerntet. Riesige Strohballen liegen zum Trocknen in der heißen Julisonne. Ein paar Kühe strecken neugierig ihre Köpfe über den Zaun. Wir halten kurz an, um etwas zu trinken und die Schwarzbunten aus der Nähe zu betrachten. Zwischendurch kommen wir an Picknick-Bänken vorbei, die im Schatten alter Bäume zu einer Pause mit mitgebrachten Snacks einladen. Doch wir fahren weiter, unser nächstes Ziel ist ein Eiscafé im Zentrum Molbergens. Die halbe Strecke ist geschafft. Wir halten einen netten Schwatz mit der Bedienung und spüren die Freundlichkeit der Oldenburger Münsterländer.