Nicht weniger als ein Spektakel verspricht der Böller-Klub Vechta bei seinen Auftritten. „Wir böllern traditionell in einer Landknechtsuniform, mit unterschiedlichen originalgetreuen Böllern“, erklärt Christof Lienesch, der seit zwei Jahren dabei ist. Mit den schillernden Uniformen der Männer und den mittelalterlichen Gewändern der Frauen ist die Truppe nicht nur laut, sondern auch ein echter Hingucker. Kein Wunder, dass der Verein wächst. Die wohl publikumsstärksten Auftritte des Jahres sind die Eröffnung und das Beenden des Stoppelmarktes. Drei Schüsse in unterschiedlichen Lärmstufen künden davon. Schon das „Probeschießen“ zieht Schaulustige an.
Knallen gegen böse Geister
So alt wie das Schwarzpulver ist auch die menschliche Faszination für laute Explosionen. Die Chinesen sollen es im 11. Jahrhundert erfunden haben. Bald verkündeten Könige und Fürsten freudige Anlässe durch Kanonenschüsse. Oder warnten andere oder baten um Hilfe. Das Böllern als Brauchtum lässt sich bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgen. In Bayern ist es heute noch weit verbreitet. Auch im Oldenburger Münsterland hat es eine lange Tradition. Zum Beispiel wenn Hochzeit gefeiert wird. Am Vorabend oder am frühen Morgen vertreiben die „Böllerjungen“ mit lautem Knallen böse Geister. Klar, dass sie für ihre Arbeit angemessen bewirtet werden. Auch Feiertage oder Volksfeste werden traditionell mit Kanonendonner begangen. Salutschießen ist immer auch Ehrenschießen und etwas Besonderes.
Außerdem ist das Böllern ein großer Spaß – der mit zeitgemäßem Ernst betrieben wird. Wer sich Böllerschütz:in nennen möchte, muss Lehrgänge belegen, Sachkunde nachweisen und eine Unbedenklichkeitsbescheinigung vorlegen. Auch die Uhrzeiten, zu denen geböllert werden darf, sind geregelt. Zur Sachkunde gesellt sich dann das Wissen um das Brauchtum. Es gibt traditionelle Abfolgen von Schüssen wie das Lauffeuer, den Doppelschlag oder den Salutschuss. Beim Rad steigert sich die Geschwindigkeit, bis die letzten Böllerschützen fast gleichzeitig abschießen. Treffen sich mehrere Böllervereine, werden oft besondere Choreografien gezündet. Neben Kanonen gibt es unter anderem Handböller, Standböller oder Schaftböller. Die Vereine stellen sie zum Teil selbst her.