Chlor... was?
Ortswechsel. Keine 14 Kilometer von Rechterfeld entfernt beschäftigen sich Cathleen Cordes und Jutta Reinke ebenfalls mit dem Essen von morgen. Die beiden Freundinnen haben 2015 in Langförden ihr Unternehmen Evergreen Food gegründet. Ihre Lösung: Algen. Im nahen Regente betreiben sie eine Farm mit Milliarden von Mikroalgen. Es ist europaweit die einzige bio-zertifizierte Anlage, in der die „Eiweißpflanzen der Zukunft", wie Cathleen Cordes sie nennt, aufgezogen werden.
Tatsächlich stehen auch Algen im Ruf, ein Hoffnungsträger im Kampf gegen den weltweiten Hunger zu sein. Ein Grund liegt darin, dass sie zehn bis dreißig Mal schneller wachsen als Landpflanzen. Mikroalgen wie die bei Evergreen Food gezüchtete Chlorella bestehen bis zu 60 Prozent aus reinen Proteinen und sind damit um ein Vielfaches eiweißreicher als Fleisch, Fisch oder Eier. Evergreen Food verarbeitet die mikroskopisch kleinen Pflanzen unter dem Namen „Lüttge" zu Öl und Algenperlen zum Kochen, zu Pulver sowie zu vitaminhaltigen Algenkapseln. Die studierte Biotechnologin Cathleen Cordes sieht in der Chlorella großes Potenzial als Ersatz für Soja.
Raus aus der Nische
Fest steht: Es gibt ein gesteigertes Interesse der Verbraucher an Alternativen zu herkömmlichen Nahrungsmitteln. Ein Bericht der Marktforscher des renommierten Nielsen-Instituts zeigt, dass die Nische weiter wächst. So ist der vegane Lebensmittelmarkt in den USA im Jahr 2017 um rund ein Fünftel angestiegen. Er hat mittlerweile einen Umfang von 3,3 Milliarden Dollar. Das weckt den Appetit der großen Lebensmittelkonzerne.
Und wer früh einen Trend erkennt, hat beste Chancen, von ihm langfristig zu profitieren. PHW-Firmenchef Peter Wesjohann erwartet, „bis zum Jahr 2025 mit veganen Produkten zehn Prozent unseres Umsatzes erzielen" zu können. Dabei wertet er „das Wachstum des pflanzenbasierten Lebensmittelsektors nicht als Bedrohung für unser bestehendes Kerngeschäftsfeld, sondern als Chance". Ganz so, wie es im Oldenburger Münsterland üblich ist.