Strippenzieherin

Gastgeberin mit Leib und Seele

Autor*in: Lisa Knoll

Sie liebe ihre Arbeit, weil sie so vielseitig ist und sie jeden Tag interessante Leute treffe, sagt Steffi Ertel. Wer das von sich behaupten kann, hat wohl ­alles ­richtig gemacht. Nach vielen Jahren in der ­Jugendherberge Damme hat sie 2018 zusätzlich die ­Leitung der Jugendherberge Thülsfelder ­Talsperre übernommen. Heute managt die 42-Jährige beide Häuser mit links.

„Es war am Anfang schon eine Herausforderung, in die Abläufe reinzufinden, aber mit der Zeit geht alles seinen Gang", berichtet die Quereinsteigerin. Dass sie heute Gastgeberin mit über 400 Betten ist, ist dem Zufall geschuldet. Eigentlich hatte die gebürtige Steinfelderin nämlich Frisörin gelernt und nebenbei in einer Kneipe gejobbt. Dort lernte sie vor 17 Jahren ihren späteren Chef kennen. „Ich wusste erstmal gar nicht worauf ich mich einlasse, aber mit 25 ist man natürlich noch tiefenentspannt und lässt Dinge auf sich zukommen", erinnert sich Ertel lachend. Der anfängliche Übergangsjob wurde zum Volltreffer. „Es dauerte nicht lange, da wusste ich: Ich will überhaupt nichts anderes mehr."

Daran hat sich bis heute nichts geändert. Steffi Ertel kennt ihre Häuser mittlerweile in- und auswendig. Und auch zu den Gästen hat sie ein ganz besonderes Verhältnis. „Vor allem für die Stammgäste ist es sehr wichtig, dass ich mich bei der An- und Abreise persönlich um sie kümmere", erzählt Ertel. „Man kennt sich schon viele Jahre, und bei manchen ist sogar schon von ‚Wir fahren zu Steffi!' die Rede, wenn es um den nächsten Urlaub geht." Manche Begegnungen mit Gästen sind ihr besonders in Erinnerung geblieben. Zum Beispiel, als ein pensionierter Lehrer, der jahrzehntelang mit Klassenfahrten in den Jugendherbergen zu Gast war, schließlich sogar seinen 90. Geburtstag bei ihr feierte.

„Es dauerte nicht lange, da wusste ich: Ich will nichts anderes mehr", sagt Steffi Ertel.

So unterschiedlich wie ihre Gäste ist auch der Arbeitsalltag von Steffi Ertel. Mal ist sie mit anspruchsvollen Aufgaben wie Buchhaltung und Prognosenplanung beschäftigt, mal übernimmt sie den Rezeptionsdienst und verkauft Briefmarken und Süßigkeiten an kleine und große Gäste. Für sie genau die richtige Mischung. Der Wechsel in die Vorgesetztenrolle fiel ihr nicht schwer, erinnert sie sich. „55 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in zwei Häusern koordinieren klingt komplizierter als es ist", sagt sie. „Bei uns steht die Zusammenarbeit als Team im Vordergrund – egal, welche Position man ­offiziell innehat."

Privates und Berufliches zu trennen, sei ohnehin nicht ihr Ziel. Denn wenn man ein freundschaftliches Verhältnis zueinander pflege, gehe man schließlich auch gern zur Arbeit. Wenn die Steinfelderin von ihrem Alltag erzählt, wird deutlich, dass sie beruflich angekommen ist. Aber wie verbringt jemand, der Tag für Tag anderen Menschen einen schönen Urlaub bereitet, die eigene Freizeit? „Ich habe drei Hunde, die viel Bewegung brauchen", lacht Ertel, „da sind die schönen Spazierwege rund um Dümmer, Thülsfelder Talsperre und unsere Moorlandschaften einfach ideal." Und auch, wenn es mal eine etwas längere Auszeit sein soll, fällt ihr die Entscheidung leicht: Dann fährt sie in eine der zahlreichen Jugendherbergen des Landes. Am liebsten an die Nordseeküste.

Zwei der mehr als 50 niedersächsischen Jugendherbergen liegen im Oldenburger Münsterland. Hier gibt es eine Übersicht aller: www.jugendherberge.de. Die beiden Häuser in ­Garrel (250 Betten) und Damme (171) liegen rund 60 ­Kilometer voneinander entfernt.

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