Der Traditionsbetrieb wurde 1922 von Kartz von Kameke gegründet und begann 1957 mit der Putenvermehrung. Über Jahrzehnte hinweg wuchs Kartzfehn zum größten unabhängigen Putenvermehrungsbetrieb Europas heran. Ein Meilenstein in der Unternehmensgeschichte war die Übernahme des größten ostdeutschen Putenvermehrungsbetriebs Märkische Puten GmbH im Jahre 1991; der Betrieb in seiner wertvollen brandenburgischen Gesundlage ist noch heute ein wichtiger Standort für hochwertige Putenelterntiere.
Auch die 50-Prozent-Beteiligung am Futtermittelwerk Themann in Bösel sichert dank der eigens konzipierten Futtermittelrezepturen für Elterntiere die Qualität der erzeugten Produkte. Aus zwei Brütereien werden die Eintagsküken heute nicht nur in Deutschland, sondern auch in eine Vielzahl von benachbarten Ländern sowie in Drittländer, meist mit eigenem Fuhrpark, ausgeliefert.
Familie Storck ist vielen Mitarbeitern und Kunden gut bekannt. Die Eheleute begannen beide nach ihrer Ausbildung die berufliche Karriere in Kartzfehn. Agraringenieur Thomas Storck stammt aus Westfalen vom Hof Storck-Kellinghaus, einem ehemaligen Rittergut. Dort ist er mit der Landwirtschaft und fünf weiteren Geschwistern aufgewachsen. Der ältere Bruder übernahm den elterlichen Betrieb. Die Ausbildung an verschiedenen Stationen brachte ihm die Pute näher; schon während des Studiums schrieb er seine Diplomarbeit in Kartzfehn. Danach folgten acht Jahre Tätigkeit im Unternehmen Kartzfehn, zuletzt als stellvertretender Vertriebsleiter neben dem heutigen Vorsitzenden der Geschäftsführung Heinz Bosse.
Im Jahre 2001 nutzte Thomas Storck die Möglichkeit, einen großen landwirtschaftlichen Putenmastbetrieb in Brandenburg zu übernehmen. Dieser wurde durch Zukauf und Neubau von Ställen unter anderem in Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen kontinuierlich ausgebaut. Darüber hinaus vertrat er 15 Jahre die Interessen der deutschen Putenerzeugung, zuerst ab 2006 als „Fachbeiratsvorsitzender Putenmast" und ab 2010, nach einer Umstrukturierung des Verbandes, als Vorsitzender des Verbandes Deutscher Putenerzeuger sowie als stellvertretender Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft bis zum Frühjahr 2021.
Dr. med. vet. Barbara Storck, die gebürtige Kölnerin, wuchs auf einem landwirtschaftlichen Betrieb im Rheinland auf. Sie studierte von 1989 bis 1995 an der FU Berlin Veterinärmedizin und schrieb ihre Dissertation bei Prof. M. Hafez zum Thema Bruteihygiene. Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits als Tierärztin für die Bereiche Tiergesundheit und Labore in Kartzfehn und Gühlen-Glienicke verantwortlich.
Anfang 2001 verließ Barbara Storck das Moorgut Kartzfehn und gründete in Garrel ihre eigene Groß- und Kleintierpraxis – die Tierärztliche Praxis zur alten Mühle und das akkreditierte Labor hinterm Esch.
Zur Familie Storck gehören auch drei Kinder, die ebenfalls ihre Zukunft in der Landwirtschaft sehen. Die älteste Tochter und der Sohn studieren Agrarwissenschaften mit verschiedenen Schwerpunkten. Auch die jüngste Tochter strebt nach dem Abitur und der landwirtschaftlichen Ausbildung ein Studium der Tiermedizin an.
Als vor rund vier Jahren bekannt wurde, dass die Familie von Kameke die Putenaktivitäten zu veräußern plante, reifte bei den Storcks der Gedanke an einen Kauf heran. „Wir wollen das Unternehmen erfolgreich fortführen und weiterhin ein zuverlässiger Partner für Landwirte, Vermarkter, Züchter, Tierärzte, Futtermittelfirmen, Stallausrüster und die Forschung sein. Die gute Zusammenarbeit mit allen, denen die Pute am Herzen liegt, wird in gewohnter Weise fortgesetzt. Die Arbeitsplätze der rund 500 Mitarbeiter sollen erhalten und gerne auch ausgebaut werden", so die Eheleute Storck.
Der Eigentümerwechsel fand in einer herausfordernden Zeit statt. Corona hatte zum einen das Exportgeschäft Kartzfehns beeinflusst. Insbesondere Polen als größtes Putenerzeugerland Europas wurde durch die Lockdowns in Europa unmittelbar getroffen. Durch die massiven Einschnitte in Gastronomie, Hotellerie und Großveranstaltungen entstand schnell ein Mengendruck, nicht nur bei Putenfleisch. Zum zweiten mussten natürlich auch innerbetrieblich Arbeitsabläufe coronabedingt umorganisiert werden.