Das Interview mit dem Chef: „Lösungen, so individuell wie unsere Kunden"
Herr Scheffer, was gilt es bei der Herstellung veganer Kulturen bzw. veganer Produkte im Unterschied zu konventionellen Fleischprodukten in der Herstellung zu beachten?
Gregor Scheffer: Bei veganen Produkten ergibt sich die besondere Herausforderung in der Realisierung der Haltbarkeit, weil die Zutaten in der Regel aus Erdfrüchten kommen und teilweise Keime mit sich bringen, die wir in der Fleischverarbeitenden Industrie eigentlich gar nicht mehr kennen, zum Beispiel Enterokokken oder Clostridien. Um darauf basierende Produkte haltbar zu machen, muss man sehr spezielle Schutzkulturen entwickeln.
Was sind Ihre nächsten Neuentwicklungen?
Gregor Scheffer: Wir werden 2022 alle Parameter zusammen haben und für den Bereich Rohschinken neue Kulturen auf den Markt bringen. Das werden Stämme vom Staphylococcus equorum und vom Lactobacillus saci bacteriocin-Positivbildner sein sowie eine Mikro-Kokke. Ich gehe davon aus, dass wir uns künftig mehr mit Lösungsanforderungen auseinandersetzen müssen, die biotechnologische Ansätze verlangen.
Denken Sie aufgrund der hohen Nachfrage nach Ihren Produkten über Kapazitätserweiterungen nach?
Gregor Scheffer: Ja, in der Tat ist das aktuell ein Thema bei uns. Wir stehen momentan mit diversen Generalunternehmen in Kontakt zum Aufbau einer neuen Produktion. 2022 wollen wir das Projekt umsetzen. Wir sprechen von einer Größenordnung von 5.000 Quadratmetern Produktionsfläche und von neuen Produktionsanlagen, mit denen wir noch rationeller produzieren können. Prozesslinienoptimierung ist hier das Stichwort.
Am 5. Juli 2021 feierte feierte Meat Cracks® Technologie GmbH sein zwanzigjähriges Bestehen. Wenn Sie die Zeit Revue passieren lassen, was kommt Ihnen dabei in den Sinn?
Gregor Scheffer: Wir haben uns damals aus dem Nichts heraus als Start-up für Starter- und Schutzkulturen gegründet, konsequent eine Idee verfolgt und diese ebenso konsequent weiterentwickelt. Wir haben uns in der Anfangszeit gezielt auf die Technologie im Pizza-Salami-Business fokussiert und dies dann 2009 mit unserem Technikum in Richtung kundenorientierte Produktentwicklung ausgebaut.
Wann fiel die Entscheidung für den Export?
Gregor Scheffer: Der Schritt in die Exportmärkte war ein großer und wichtiger Meilenstein der Firmengeschichte. Damit haben wir zu Beginn der 2010er-Jahre noch einmal richtig Schwung aufgenommen. Der Erwerb der Anteile von Herrn Terjung um 2016 und der Gründung von MicroTec 2017 waren weitere Entwicklungsschritte, genau wie der, dass ich im selben Jahr bereits die Unternehmensnachfolge geregelt und meinen Sohn als Nachfolger bestimmt habe. Insgesamt können wir mit Fug und Recht auf 20 erfolgreiche Jahre zurückblicken. Aber ohne meine robuste Gesundheit, den unternehmerischen Geist und ohne die Vision und den Glauben daran, dass die eigenen Ideen funktionieren, wäre die Entwicklung vermutlich anders verlaufen."
Hat sich die Corona-Krise bislang nachteilig auf Ihr Unternehmen ausgewirkt?
Gregor Scheffer: Nein, ganz im Gegenteil! Die Umstrukturierung der M FOOD GROUP®, die Ausrichtung auf vegetarische und vegane Produkte und das Voranbringen von MicroTec und der Biotechnologie, das sind alles Projekte, die ich bei meinem sonstigen Aufgabenfeld allein schon aus zeitlichen Gründen sonst gar nicht hätte bewältigen können. Vor Corona war ich quasi nonstop und weltweit unterwegs zu Kunden und Geschäftsabschlüssen. Deshalb konnte ich während der Pandemie meine ganze Energie und Kreativität ausschließlich ins Unternehmen stecken, um neue Projekte anzustoßen und Liegengebliebenes ab zuarbeiten.
Was werden die Entwicklungen der kommenden 20 Jahre sein?
Gregor Scheffer: Ich erwarte in den nächsten 20 Jahren eine noch stärkere Ausrichtung auf Biotechnologie. Gewürze und Zusatzstoffe werden zwar Bestandteile des Portfolios bleiben, aber der Biotechnologie werden wir Vorrang einräumen, weil ich mir sicher bin, dass ihr ein großer Entwicklungssprung als Zukunftstechnologie bevorsteht. Prognosen von Experten sagen ein Wachstum in diesem Marktsegment von fünf bis 15 Prozent voraus – allein schon befördert von den Trends zu veganen Produkten. Angesichts globaler Probleme wie Klimawandel und Überbevölkerung werden in Zukunft auch die Themen zur Haltbarmachung von Lebensmitteln auf natürlichem Wege zur Verminderung von Food Waste in der Bedeutung weiter zunehmen. Das Thema Nachhaltigkeit wird auch in unserer Branche eines der zentralen Themen der Zukunft sein.