Existenzgründer des Jahres 2022

Jung, erfolgreich, ambitioniert

10.11.2023

Mit 16 hat er seine erste Firma gegründet. Heute gehört er zu den Vorzeigeunternehmern der Region – und macht jungen Start-ups mit seiner Geschichte Mut, es ebenfalls zu versuchen. Jetzt wird Bernd Deeken aus Cloppenburg als Existenzgründer des Jahres im Oldenburger Münsterland geehrt.

 

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Wirklich glauben mag Bernd Deeken das nicht. Aber die Zahlen stammen immerhin vom renommierten Institut McKinsey. Der Altersdurchschnitt erfolgreicher Firmengründer in Deutschland soll bei rund 45 Jahren liegen. So jedenfalls hat es eine Studie der Unternehmens- und Strategieberatung ergeben. „Erstaunlich“ findet das nicht nur Deeken. Auch Rolf Sternberg, Professor für Wirtschaftsgeografie an der Leibniz Universität Hannover, kommt zu einer anderen Bewertung als McKinsey. "Sehr viele junge Menschen wollen eine Firma gründen, weil sie die Welt verbessern möchten", sagt er. Dafür gäbe es heute „viel mehr Anlässe als vor einigen Jahrzehnten.“

 

 

„Wir arbeiten schon viel – aber es darf nie zu viel werden.“

Bernd Deeken
© GERALD LAMPE

Rückendeckung hier, Gegenwind da

Deeken selbst taugt bestens als Gegenbeispiel. Er hat sein erstes Unternehmen bereits als 16-jähriger Schüler gegründet. Mit einer Art iPad-Erklärservice für Senioren wollte er zunächst lediglich sein Taschengeld aufbessern. Aber die Angelegenheit ließ sich viel besser an als erwartet. Bedarf erkannt und losgelegt: Genau die richtige Gründungsstrategie, wissen Fachleute.

„Ich war nie ein Superschüler“, sagt Bernd Deeken heute, „aber die Schule hat mich trotzdem jederzeit unterstützt“. Von Papa Deeken, einem erfahrenen Steuerberater, gab es ebenfalls Rückendeckung. Zudem mahnte der Finanzexperte alsbald eine Professionalisierung an.

Leichter gesagt als getan. „Mit der Anmeldung beim Amtsgericht stockte es“, erinnert sich der mittlerweile 22-Jährige. Solch junge Gründer kannte man dort noch nicht und reagierte entsprechend skeptisch. Das Jugendamt wurde vorbeigeschickt, um mal nach dem Rechten zu schauen. Sogar Deekens Lehrer sollten ihre Einschätzung abgeben. „Am Ende lief alles glatt, aber die Angelegenheit zog sich ein Jahr hin.“

© GERALD LAMPE

Zwischen Aufträgen und Fachabitur

Zu seinen ersten Kunden machte sich der „Ganzjungunternehmer“, wie das Magazin „Oho“ ein Porträt betitelte, mit dem Fahrrad auf den Weg. Andere Auftraggeber holten ihn mit dem Auto ab und brachten ihn anschließend zurück zum Haus der Eltern. Geschäftstermine waren anfangs nur nachmittags möglich, vormittags büffelte der Cloppenburger in der Berufsschule noch für sein Informatik-Fachabitur. Als die Aufträge nicht weniger wurden, stellte Deeken seinen ersten Mitarbeiter ein, einen Altersgenossen, der bis heute geblieben ist. Er selbst absolvierte zu diesem Zeitpunkt gerade ein Praktikum beim Außenwerber Ströer in Köln.

Heute bietet die Deeken.Technology GmbH einen Rundum-Service in Sachen IT. „Die Digitalisierung und Automatisierung in den Unternehmen schreitet voran, aber viele kennen sich damit nicht gut genug aus und benötigen externe Hilfe. Sie müssen erst die Infrastruktur aufbauen, wissen über Sicherheitsanforderungen nicht Bescheid oder brauchen Support rund um die Uhr. Dafür sind wir da.“ Gerade die Pandemie habe noch einmal für einen richtigen Schub an Anfragen gesorgt, fügt er hinzu.

Kein Wachstum um jeden Preis

Andererseits habe die Coronazeit ihm auch die Grenzen der Belastbarkeit aufgezeigt. Anfangs sei er hocherfreut gewesen, als ein großer Logistikdienstleiter um Unterstützung bei der Digitalisierung seiner Abläufe bat. „Dann wurden aus dem einen Abend, um den es zunächst ging, jedoch fast zweieinhalb Jahre.“ Inzwischen hat Bernd Deeken den Vertrag gekündigt, bewertet die gemachte Erfahrung aber durchaus positiv: „Wir arbeiten schon viel – aber es darf nie zu viel werden.“ Wachstum um jeden Preis ist keine Option. Lieber arbeitet er weiterhin mit dem jetzigen Team, das über die Jahre zusammengewachsen ist, und von dem er weiß, wozu es imstande ist.

Jungen Menschen, die sich mit der Frage beschäftigen, ob sie ein Unternehmen gründen sollen, rät Deeken, viel über ihre Ideen zu sprechen. „Holt euch Rat, holt euch Feedback. Aber wendet euch nicht nur an die Schulterklopfer. So vermeidet ihr Fehler.“ Er selbst sieht sich nach wie vor in der Lernphase: „Ich freue mich über alle Impulse von außen. Wir erfinden uns immer wieder neu und verändern dabei unsere Schwerpunkte und Strategien.“ Das verhindere Routine und halte wach im Kopf.