Bauwirtschaft

Kreative Metall-Ideen aus Vechta

21.02.2023
Autor: Stefan Freiwald

Metallbau ist individuell, schick und immer mehr gefragt. Besonders Aluminiumfenster boomen neben Zäunen und Toren aus Stahl. Gerade weil Wessel-Metallbau Materialnot und Fachkräftemangel wie allen anderen Handwerkern zu schaffen machen, setzt das Familienunternehmen auf Transparenz und unbürokratische Lösungen.

Ein starkes Team: Rund 20 Frauen und Männer arbeiten für Ludger (links) und Birgit Wessel (3. von rechts).

Die neue Feuerwache und der Ausstellungspavillon von Anders in Vechta, das Leffers-Gebäude in Oldenburg, das Bildungszentrum in Lohne, die Spedition Uhlhorn in Twistringen und viele weitere Gewerbeimmobilien und Privathäuser: Überall steckt Metallbau von Wessel drin. So unterschiedlich die Gebäude, an denen die Vechtaer Metallbauwerkstatt mitbaut, so individuell ist das Produkt. „Für anspruchsvolle Aufgaben gibt es keine Standardlösung“, sagt Inhaber Ludger Wessel.

Wenn der Metallbaumeister aus Vechta durch seine Ausstellung führt, sehen Besucherinnen und Besucher diese Vielfalt. Hinter der Glasfassade an der Münsterstraße zeigt Wessel vom Treppengeländer bis zur individuellen Terrassendach-Konstruktion so ziemlich alles, was das Architekten- und Hausbauer-Herz begehrt – aber immer individuell in Beratung, Planung und Ausführung. Vom Verwaltungsgebäude mit einer Aluminiumeingangsfassade über mehrere Geschosse, Fenster- und Türanlagen, Brandschutzelemente bis zum ›filigran gefertigten Gartentor oder Balkongeländer – in der Wessel-Ausstellung wird die Bandbreite eines zeitgemäßen Metallbaus sichtbar.

Im Eingangsbereich der Werkstatt zeugt der alte Kamin mit der dazugehörigen Esse von der Geschichte des Unternehmens, das Wessels Großvater vor 90 Jahren als Schmiede an gleicher Stelle gegründet hat. Hammer und Amboss kommen freilich nur noch selten zum Einsatz.

Leffers-Fassade: Die Front des Oldenburger Mode-Kaufhauses hat Wessel Metallbau gefertigt und montiert.

Heute verrichten computergestützte Maschinen millimetergenau die schweißtreibende Arbeit von damals. Ludger und Birgit Wessel führen den Betrieb in dritter Generation. Der Anspruch an die Qualität sei damals ebenso hoch gewesen wie heute, der an die Mitarbeitenden ist wegen der technischen Herausforderungen heute noch höher als vor 90 Jahren. Letztendlich sei es aber kein Geheimrezept, dass den Erfolg ausmache. „Akribie, Kreativität und Zuverlässigkeit sind die Erfolgsfaktoren vieler Unternehmen“, sagt Wessel. Und dennoch scheinen diese Werte heute nicht mehr selbstverständlich zu sein.

„Wessel nimmt jede Aufgabe sehr akribisch und gewissenhaft an. Da kann man sich drauf verlassen“, bestätigt Andreas Rolfs, geschäftsführender Gesellschafter des Vechtaer Ingenieurbüros Frilling + Rolfs, mit dem Wessel zahlreiche Projekte geplant und umgesetzt hat – wie bei der Spedition Uhlhorn in Twistringen. Wessel hat die Eingangsfassade gestaltet und Vordächer, Treppengeländer, Brandschutztüren und Aluminiumfensterelemente produziert und eingebaut. Auch bei der neuen Feuerwache in Vechta stammen die Aluminiumfenster alle von Wessel.

Bild links: Wessel legt Wert auf umfassende Ausbildung. Viele Mitarbeiter bleiben ein Arbeitsleben lang im Unternehmen. Bild rechts: Montage einer Tür – Genauigkeit ist bei der Arbeit mit Metall gefragt.

„Sie verleihen jedem Gebäude einen unverwechselbaren Stil“, sagt Ludger Wessel, der seit Jahren einen Trend zu Aluminium an Fenstern und Fassaden beobachtet. Denn durch die besondere Festigkeit des Materials könnten besonders große Fenster mit schmalen Pro›len konstruiert werden. Die Werkstoffe Aluminium und Stahl ließen sich mit einer Vielzahl von Formen, Farben und Designelementen kombinieren.

Im Zeitalter des Smart Home – also des mitdenkenden, vernetzten Hauses – können die Fenster ferngesteuert werden. Das ermöglicht nicht nur einen gesteigerten Wohnkomfort – die Automation helfe auch massiv beim Energiesparen. Ein Knopfdruck genügt, um Fenster zu öffnen und zu schließen, und ein einziger Blick, um zu sehen, ob alle geschlossen sind. So ermöglicht das System, das Wessel in die Fensterrahmen einbaut, eine elektronische Öffnungs- und Verschlussüberwachung von Fenstern, natürliches und automatisches Lüften sowie einen motorisch gesteuerten Sonnenund Blendschutz.

Ein lauschiges Plätzchen: Überdachungen für Terrassen und der Bau von Wintergärten zählen zu den Spezialgebieten von Wessel Metallbau (alle Fotos: Wessel Metallbau).

Was alles möglich ist zeigt Wessel derzeit beim Bau eines Wohn- und Geschäftshauses in Diepholz. Das Gebäude erhält eine komplette Glasfassade. Den Clou dabei verrät Architekt Hans Hermann Kruth: „Der Sonnenschutz ist quasi unsichtbar“, erklärt der Inhaber des Büros K2PLAN aus Vechta. Der Sonnenschutz bestehe aus einer dünnen Folie, die wie von Geisterhand hoch und wieder runtergefahren werden könne. Das System des Herstellers Schüco gebe es schon eine Weile, sei jedoch noch nicht so bekannt. Der Vorteil: Der Blick auf die Fassade werde nicht durch Raffstores oder Jalousien getrübt.

Ein anderes Geschäftsfeld des Unternehmens ärgert vor allem Diebe und Einbrecher. „Wer unbedingt rein möchte, kommt auch rein“, räumt Ludger Wessel ein. Aber gegen die allermeisten ungebetenen Gäste sind auch Zäune und Tore ein wichtiges Mittel. „Zugleich sind sie die Visitenkarten des Hauses“, betont der 57-Jährige. Nachhaltig seien sie im Vergleich zu Kunststoffprodukten aus dem Baumarkt auch noch, denn sie hielten – gut gemacht – ein Leben lang. Zu einem modernen Putzbau passten eher schlichte, geradlinige Begrenzungen. Häuser im Landhausstil oder Villen ständen auch kunstvoll verzierte Zäune gut zu Gesicht. Ornamente, Initialen, alles sei machbar. Wie schnell so ein Auftrag geht, das hängt in diesen Zeiten wesentlich davon ab, ob das Material verfügbar ist. Das gilt auch für Wessel. „Wir versuchen dennoch, so schnell wie möglich zu sein, denn unsere Kunden verlassen sich auf uns“, verspricht der Handwerksmeister. Architekt Kruth bestätigt: „Wenn sich etwas verzögert, bekomme ich immer schnelle und präzise Angaben vom Projektleiter“, lobt Kruth die Transparenz von Wessel. Das schaffe Planungssicherheit für den Bauherrn und die übrigen Gewerke auf der Baustelle.

Tradition in modernem Gewand: Wessel Metallbau gibt es in Vechta bereits seit 90 Jahren. Das Unternehmen ist seit jeher in Familienhand.

„Wo es schnell gehen muss, sind wir schnell zur Stelle.“ Damit meint Wessel vor allem Reparatur- und Wartungsarbeiten, der Austausch defekter Verglasungen, Schloss-Reparaturen und alles rund um Tor und Tür. Außerdem hat Wessel Metallbau einen 24-Stunden-Schlüsseldienst – „zu fairen Preisen“, wie der Inhaber betont. „Wir möchten aus der Not der Menschen kein Geschäft machen.“ Das gehöre sich nicht als seriöser Handwerker. Und Ludger Wessel und seine rund 20 Mitarbeitenden verstehen sich als solche. „Das Handwerk Metallbau ist mein Leben“, betont der Chef. In der Werkstatt seines Vaters ist er groß geworden und hat dessen Werte verinnerlicht. Deswegen habe er auch mehr als 10 Jahre das Ehrenamt des Kreishandwerksmeisters innegehabt. „Ich möchte mich für den ganzen Berufsstand stark machen“, betont er.

Viele Handwerksbetriebe klagen über Nachwuchsmangel. So ist auch bei der Suche nach Fachkräften das gleiche Engagement gefragt wie beim Handwerk selbst. Deswegen ermöglicht Wesssel auch Schülerinnen und Schülern Praktika in der Metallbauwerkstatt. „Aus den Praktikanten werden häu›g unsere Azubis“, berichtet Birgit Wessel. Weil in der Corona-Zeit keine Praktika möglich waren, fehlen nun auch in dem beliebten
Ausbildungsbetrieb Lehrlinge. „Bei Wessel hat eine gute, zukunftssichere Ausbildung von Fachleuten schon immer zum Konzept gehört“, berichtet der Inhaber. Die Ausbildung zum Metallbauer mit der Fachrichtung Konstruktionstechnik sei anspruchsvoll aber attraktiv. „Wer erstmal bei uns ist, möchte so schnell nicht wieder weg“, sagt Birgit Wessel. Ob es an der familiären Atmosphäre liegt? Neulich erst haben sie bei Wessel den langjährigen Meister Michael Mönnig in den Ruhestand verabschiedet – nach 45 Jahren im Betrieb. „Der war nur mal kurz zur Bundeswehr weg“, erzählt Birgit Wessel und schmunzelt. Und ganz ohne Wessel Metallbau kommt der Meister im Ruhestand auch nicht aus. Zweimal pro Woche sitzt er an der Münsterstraße immer noch am Konstruktionstisch.