Gasthof Lüdeke-Dalinghaus

Neuanfang mit Wurzeln

03.11.2025
Autorin: Vanessa Afken

Im Gasthof Lüdeke-Dalinghaus in Böen wird Geschichte fortgeschrieben: Lena Brundiers-Lüdeke und Tiedo Hagena übernehmen den Traditionsbetrieb von Martina und Werner Lüdeke-Dalinghaus – und bringen neue Ideen in die sechste Generation.

Wenn Lena Brundiers-Lüdeke über ihren Gasthof spricht, der zugleich ihr Elternhaus ist, klingt viel Herz mit – obwohl der Willen, diesen zu übernehmen, erst mit der Zeit wuchs. „So richtig konkret wurde es erst 2020“, erzählt sie. „Ich habe lange überlegt, ob ich mir das wirklich vorstellen kann – und 2023 stand mein Entschluss fest: Ich möchte den Familienbetrieb übernehmen.“ Gemeinsam mit Tiedo Hagena, langjähriger Mitarbeiter und angehender Tourismusmanager, führt sie die Familientradition fort. „Wir haben jahrelang zusammengearbeitet, das passte einfach“, sagt sie. Die Entscheidung fiel auf der Fachmesse Internorga – ein symbolischer Ort für den Start in ein neues Kapitel.

Für die Eltern war die Nachricht eine Überraschung. „Man kann das erst gar nicht glauben – aber wir sind einfach froh, dass es weitergeht“, sagt Werner Lüdeke-Dalinghaus. Seit 1857 besteht der Gasthof in Böen, nun geht er in die sechste Generation. „In der Gastronomie ist das keine Selbstverständlichkeit“, ergänzt Martina Lüdeke-Dalinghaus. „Viele Traditionshäuser schließen, weil es keine Nachfolge gibt. Dass Lena und Tiedo den Mut haben, weiterzumachen, macht uns sehr stolz.“

Zwischen Erfahrung und Neuanfang

Das erste Jahr ist als gemeinsame Einarbeitungszeit geplant. „Wir haben die Aufgaben aufgeteilt“, erklärt Hagena. „Ich begleite Werner im Service und in der Organisation, Lena arbeitet mit Martina in der Küche – nach einem halben Jahr tauschen wir.“ Eine strukturierte Übergabe, bei der Wissen und Routine Schritt für Schritt weitergegeben werden. „Gerade in der Küche braucht es Zeit“, sagt Lena Brundiers-Lüdeke. „Man muss wissen, wie man große Mengen plant und alles gut aufeinander abstimmt.“

Herausforderungen sehen die beiden weniger als Hürde, sondern als Chance, zu wachsen. „Wir wollen Bewährtes erhalten, aber auch unseren eigenen Stempel setzen“, sagt Hagena. Geplant sind neue Veranstaltungsformate, die jüngeres Publikum ansprechen sollen. „Der Gasthof hat ein riesiges Potenzial – tolle Räume, einen großen Garten, viele Möglichkeiten“, betont Brundiers-Lüdeke. Gleichzeitig bleibt der familiäre Charakter das Herzstück. „Unsere Gäste sollen spüren, dass sie willkommen sind. Das war hier schon immer so.“

Tradition in guten Händen

Auch die erfahrene Generation bleibt präsent. „Wir ziehen uns nicht einfach zurück“, sagt Martina Lüdeke-Dalinghaus. „Solange wir gebraucht werden, unterstützen wir.“ Bei einem Punkt muss sie schmunzeln: „Ich hätte nie gedacht, dass ich mal mit meiner Tochter in der Küche stehe – und dass das so gut funktioniert.“ Ihr Ehemann ergänzt: „Nachfolge bedeutet ja nicht, alles loszulassen, sondern Verantwortung zu teilen.“

Wichtig sei, frühzeitig mit der Planung zu beginnen, betonen beide. „Man sollte sich Zeit nehmen, um die richtigen Entscheidungen zu treffen – und auch externe Unterstützung nutzen“, sagt Werner Lüdeke-Dalinghaus. Die Familie hat sich vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA)  beraten lassen. „Da bekommt man wertvolle Hinweise, auch zu rechtlichen und finanziellen Fragen.“

Lena Brundiers-Lüdeke und Tiedo Hagena blicken der Zukunft optimistisch entgegen: „Der Gasthof ist ein Teil unserer Geschichte – und jetzt dürfen wir ihn mitgestalten. Das ist Herausforderung und Geschenk zugleich.“