Mehrgenerationenhäuser

Hier ist Platz für Menschen allen Alters

31.08.2023
Autorin: Lisa Knoll

Gemeinsam statt einsam – nach diesem Prinzip arbeitet ein Mehrgenerationenhaus (MGH). Im Oldenburger Münsterland gibt es zwei dieser Einrichtungen, in denen Menschen allen Alters und sozialen Hintergrunds zusammentreffen können. Vor allem für Familien haben die MGHs in Goldenstedt und Cloppenburg starke Angebote in petto.

Mitten im Ortskern von Goldenstedt steht das Mehrgenerationenhaus für den Landkreis Vechta. Hier finden u.a. Spiele-Treffs, Handarbeitsrunden und Mehrgenerationen-Frühstücke statt. Bei Kerstin Willenbrink und Laura-Marie Diekhaus Pytel vom Familienbüro der Gemeinde Goldenstedt laufen die organisatorischen Fäden zusammen. Hinzu kommen einige engagierte Ehrenamtliche, die durch ihre Arbeit Aktionen wie Internationales Kochen, Spazierfahrten per Rikscha für Senioren oder regelmäßige Hausaufgabenbetreuung erst möglich machen. Das Angebot im MGH ist vielfältig und tatsächlich für alle Generationen gedacht. „Wir möchten ein offenes Haus sein, in dem sich alle einbringen können“, sagt Kerstin Willenbrink. „Deshalb sind wir nicht nur dankbar für alle, die sich hier ehrenamtlich engagieren, sondern auch für neue Ideen von Bürgerinnen und Bürgern, um unser Angebot zu erweitern.“

Ein besonderer Fokus liegt im MGH Goldenstedt auf der Arbeit für Familien. So bietet das Team für jedes Baby, das in der Gemeinde geboren wurde, eine Neugeborenenbegrüßung an. „Dadurch können wir schon früh den ersten Kontakt zu jungen Familien knüpfen und signalisieren: Wir sind für euch da“, erklärt Laura-Marie Diekhaus-Pytel. Gern helfen sie und ihre Kollegin etwa bei der Vermittlung eines Kinderarztes, einer Kindertagespflege oder einer Nachhilfelehrerin.

Begegnungsstätte für den gesamten Landkreis

Weil das MGH Goldenstedt sich als Anlaufstelle für gesellschaftliches Miteinander im gesamten Landkreis Vechta versteht, denken Diekhaus-Pytel und Willenbrink in ihrer Arbeit so oft es geht über die Gemeindegrenze hinaus. Zum Beispiel für „Die gute Tat des Monats“. Dafür können Vorschläge für herausragendes ehrenamtliches Engagement im Landkreis eingereicht werden. Die Ausgezeichneten leisten auf vielfältige Weise einen Mehrwert zum gesellschaftlichen Miteinander: Langjähriges Engagement in der Kirchenarbeit, die Leitung einer Selbsthilfegruppe oder das Organisieren von Spendenaktionen sind nur ein paar Beispiele aus dem vergangenen Jahr.

Die Arbeit eines Mehrgenerationenhauses ist ein wertvoller Baustein des gesellschaftlichen Miteinanders.

Auch in Cloppenburg gibt es ein Mehrgenerationenhaus, das seit 2006 unter Trägerschaft des Sozialdienstes katholischer Frauen Cloppenburg e.V. (SkF) betrieben wird. „Uns ist es wichtig, alle sozialen Gruppen anzusprechen und für sie einen Ort der Begegnung und des Austauschs zu schaffen“, erklärt Koordinatorin Ilona Röpke-Jansen. Die enge Zusammenarbeit mit der Stadt Cloppenburg und zahlreichen Institutionen im gesamten Landkreis sorgen für eine starke Vernetzung über die Stadtgrenzen hinaus.

Im Pamperscafé kommen Eltern mit Kindern bis drei Jahren zusammen und können sich hier mit einer Familienhebamme austauschen und neue Kontakte zu anderen Eltern knüpfen. Der offene Spieletreff „Famoses Schabernackspektakel“ ist für Kinder im Grundschulalter gedacht. Alle vierzehn Tage steht zudem der Queer-Treff für Jugendliche und junge Erwachsene aus der LGBTQIA+-Community auf dem Programm. Niedrigschwellig angelegte Deutschkurse, bei denen für die Teilnehmenden parallel die Kinderbetreuung übernommen wird, Hausaufgabenhilfe, theologische Gesprächskreise und Treffs für Alleinlebende allen Alters runden das Angebot ab.

Ehrenamtliches Engagement als Basis

„Diese Bandbreite lässt sich nur mit der Hilfe unserer Ehrenamtlichen stemmen“, betont Röpke-Jansen. Voraussetzung für ein Ehrenamt in einem MGH sei lediglich die Bereitschaft, mit offenem Blick den unterschiedlichsten Menschen begegnen zu wollen. Helfende Hände seien hier jederzeit willkommen. „Einfach anrufen!“ lautet auch im MGH Goldenstedt die Devise für alle, die an ehrenamtlicher Mitarbeit interessiert sind. Eine passende Aufgabe findet sich in der Vielfalt der Angebote schnell, da sind sich Laura-Marie Diekhaus-Pytel und Kerstin Willenbrink sicher.

Bei aller Begeisterung für ihre tägliche Arbeit in den MGHs der Region bleibt für die Organisatorinnen ein Wermutstropfen: Seit 2006 wird die Begegnungs- und Bildungsarbeit, die in den rund 530 Mehrgenerationenhäusern in Deutschland geleistet wird, vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Für die nächste Förderperiode ab 2024 wurde nun eine Kürzung der Zuwendungen beschlossen. „Das ist ein alarmierendes sozialpolitisches Signal“, findet Ilona Röpke-Jansen vom MGH Cloppenburg. „Denn gerade in einem Bereich, in dem schon jetzt die Leistung von Ehrenamtlichen über Gebühr beansprucht wird, wird nun gespart. Das finde ich für unseren mühsam erarbeiteten, gesellschaftlichen Zusammenhalt fatal.“

Trotz dieser bevorstehenden Herausforderung bleiben die Teams der Mehrgenerationenhäuser in Cloppenburg und Goldenstedt weiterhin motiviert. Denn in einem sind sich alle einig: Die Arbeit, die hier geleistet wird, ist ein wertvoller Baustein des gesellschaftlichen Miteinanders, den es um jeden Preis zu erhalten gilt. Für Kinder und Jugendliche, Senioren, Familien und viele mehr.