Menschen und Kultur

Wofür schlägt dein Herz?

Was ist Kultur? Kultur sind Menschen und das, was sie geschaffen haben. Sei es mit ihren bloßen Händen, ihrer geistigen Intelligenz oder aus purer Inspiration.

Die Gesellschaft ist geprägt von ihren kulturellen Einflüssen und dadurch ständig im Wandel. Was braucht es, um etwas derartiges zu schaffen? Mut, Kreativität und vor allem eine gehörige Portion Begeisterung. Dass es ohne diese nicht funktioniert, zeigen die Kulturschaffenden aus dem Oldenburger Münsterland.

Hier geht eine junge Kinderbuchautorin ­ihrem Kindheitstraum nach, eine Künstlerin entdeckt ihre Berufung und eine Tänzerin schafft ein Zuhause für ihr Lebenswerk. Sie erzählen mit Leidenschaft ihre Geschichte und zeigen uns, warum ihr Herz für das schlägt, was sie tun. Manchmal war das gar nicht geplant, manchmal kam alles anders als zunächst gedacht. Am Ende sind jedoch alle drei Kulturköpfe heute genau da, wo sie sein wollen, und berühren mit ihrer ­Arbeit Leserinnen und Leser, Betrachterinnen und Betrachter, Tänzerinnen und Tänzer – und auch alle anderen.

 

Anna Haverkamp

Was macht eine kleine Hexe mit einem kaputten Zauberstab? Die Antwort weiß Anna Haverkamp, die Schöpferin der Kleinen Hexe Schusseline. „Ich wollte ein Kinderbuch schreiben, seit ich selbst ein kleines Mädchen war. Durch Corona hatte ich die Zeit dazu, also habe ich es einfach gemacht", erzählt die 24-Jährige. Aus drei gedruckten Exemplaren wurden zehn, schließlich 100. „Dass sie sich so gut verkaufen, hatte ich gar nicht geplant", lacht Haverkamp. Aus ihrer Feder stammen nicht nur die Texte, sondern auch die dazugehörigen Illustrationen. Um Schusseline und ihre Freunde aufs Papier zu bringen, hat die Emstekerin sowohl Buntstifte als auch Aquarell- und Acrylfarben verwendet. Und woher kam die Idee? Inspirieren lassen hat sich die angehende Erzieherin von den Kindern selbst. „Sie mögen fantasievolle Geschichten. Am liebsten haben sie es, wenn man nicht nur vorliest, sondern ihnen die Bilder zeigt und sie die Geschichte mit erzählen lässt." Die 27 Seiten voller bunter Bilder eignen sich dafür perfekt. Und weil das Buch bei Groß und Klein so gut ankam, ist ein zweiter Teil bereits in Arbeit.

Margarita Winkelmann

Dass sie malen kann, wusste Margarita Winkelmann früher nicht. Erst als sie 2009 als Au-Pair-Mädchen nach Deutschland kam, probierte sich die Lettin an Papier und Pinsel. „Eine Freundin von mir ist Fotografin und hat mir Fotos von Tropfen gezeigt, die ich dann versucht habe zu malen", erzählt die 33-Jährige, die heute mit ihrer Familie in Elisabethfehn lebt. Und Tropfen malt sie immer noch unheimlich gern, denn sie ist am Wasser aufgewachsen. Die Feinheiten und Abstraktheiten haben es ihr angetan. Am liebsten malt Winkelmann mit einer Kombination aus Pinsel und Airbrush, je nachdem, was sich für sie richtig anfühlt. Die Airbrush-Technik ermöglicht ihr, den Bildern mehr Tiefe zu geben: „Dadurch sehen sie noch mehr aus wie Fotos." Ihre erste Airbrush-Pistole hat Margarita Winkelmann noch bei Ebay gekauft. Mittlerweile gibt sie Kunstkurse für Kinder, Jugendliche und Erwachsene im MuK-Haus, der Schule für Musik und Kommunikation, die sie gemeinsam mit ihrem Mann in Barßel führt.

Anna Grobelny

Bereits seit knapp 20 Jahren gibt Anna Grobelny Tanzunterricht, nur einen festen Ort dafür hatte sie lange nicht. „Ich habe Formationen auf Leistungsniveau in Fitnessstudios oder Jugendtreffs trainiert", erinnert sie sich. Im Jahr 2015 war klar, dass sie und ihre Gruppen ein Dach über dem Kopf brauchen. Stage 7 – Tanzhaus Lohne e. V. war geboren. Er ist der erste Tanzverein der Stadt Lohne, der dieses Jahr in eine neu gebaute Tanzhalle einziehen durfte. „Stage 7 ist anders als andere Tanzschulen, denn wir fokussieren uns auf Hip-Hop. Unsere Mission ist es, allen Hip-Hop-Begeisterten aus der Umgebung ein Zuhause zu geben", erklärt die 34-Jährige. In seiner Form ist der Tanzverein einmalig. Dafür hat Anna Grobelny gemeinsam mit ihrem Team ein bewährtes Konzept entwickelt: Für Hobbytänzerinnen und -tänzer sind die unverbindlichen Kurse perfekt, Leistungsorientierte finden in den Formationen ihre Berufung. Und das sehr erfolgreich: „Im Jahr 2019 haben wir 20 Pokale nach Hause gebracht", berichtet Grobelny stolz.