Das Rennrad als Wohnzimmer-Dekoration
Was macht ein jahrzehntealtes Rennrad für ihn erhaltenswert? „Manche Maschine wurde in kleinsten Stückzahlen gebaut, bisweilen nur ein paar Hand voll", weiß Hagemann. Die Raritäten stammen von Herstellern wie Bianchi, Cinelli oder RiGi und oft aus den 1980er Jahren – genau dem Zeitraum, in dem Hagemann als junger Mann sein erstes Rennrad bekam.
Die Geschichte der Rennmaschine und seine eigene, sie scheinen miteinander verbunden. Überhaupt seien die jeweiligen Biographien zu den Individualgeräten Teil seiner Faszination. Dazu komme eine unglaubliche Ästhetik. „So aufs Notwendigste reduziert sind Rennmaschinen schön wie eine Skulptur", kann sich der selbstständige Werbetechniker begeistern. Da verwundert nicht, dass drei der formvollendetsten Exemplare bei den Hagemanns im Wohnzimmer stehen.
Alle Modelle sind fahrbereit
Wer allerdings denkt, dass sie rein zur Zierde auf äußeren und technischen Hochglanz gebracht wurden, der irrt. Hagemanns Modelle sind allesamt fahrtüchtig. Und sie kommen regelmäßig zum Einsatz, zum Beispiel bei einer Ausfahrt mit Rennrad-Klassikern. Gemeinsam mit anderen Liebhabern geht es etwa rund um die Thülsfelder Talsperre und Cloppenburg. Leistung steht dabei nicht im Vordergrund, sondern vielmehr der Spaß am Fahren. „Eine große Freude", wie Hagemann betont.
Nur zu einem sogenannten „Ortsschild-Sprint" lassen sich einige Teilnehmer seiner Ausfahrt dann doch hinreißen. Wenn es bei drei losgeht, werden durchaus Geschwindigkeiten von über 50 Stundenkilometer erreicht – „das geht mit den historischen Rennrädern genauso wie mit den neuen", schmunzelt er.
Obwohl bereits so tief eingedrungen in die Materie ist Hagemann mit seiner Sammelpassion noch längst nicht am Ende. Denn der Kitzel bleibt: Gibt es eine Rennmaschine mit einem noch höheren Grad an Perfektion? Außerdem: „Als Sammler entwickelt und spezialisiert man sich", erklärt er. „Der eine sammelt nur noch Maschinen, die bei Olympischen Spielen gefahren wurden, der andere nur solche, die besondere Rahmenbauformen haben – wie in meinem Fall." Und noch etwas bestätigt Hagemann immer wieder aufs Neue in seiner Leidenschaft: dass er über sie in Kontakt mit Menschen und ihren Geschichten kommt. Letztere verbinden eben, wie auch ihn selbst mit dem Rennrad.