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Lokaljournalismus hat Zukunft

04.03.2025
Autor: Ulrich Suffner

Umbrüche, wohin man schaut – auch in der Medienbranche. Die Älteren lieben ihre Zeitung, die Jüngeren blicken 24/7 auf ihr Smartphone. Das Mediennutzungsverhalten verändert sich rasant, und damit auch das Geschäftsmodell von Lokalzeitungen – vom Analogen ins Digitale. Diesen Weg der Transformation gehen seit 2020 die Oldenburgische Volkszeitung in Vechta und die Münsterländische Tageszeitung in Cloppenburg gemeinsam – als OM-Mediengruppe. Denn hohe Investitionen in neue Arbeitsorte, technische Innovationen und kluge Köpfe können gemeinsam besser geschultert werden.

Eröffnung des neuen OM-Medienhauses im Juni 2024: Der spektakuläre Neubau an der OM-Allee 7 im Ecopark ist ein moderner Arbeitsort für digitalen Journalismus.

Inzwischen sind die Traditionsblätter um zwei digitale Nachrichtenangebote ergänzt worden. Das Nachrichtenportal OM-Online bietet kostenfreie sowie kostenpflichtige News-Angebote für OM-Plus-­Abon­nenten. Das OM-E-Paper beinhaltet die digitalen Ausgaben von OV und MT und viel Lesekomfort, von Sonderbeilagen und Prospekten über Podcasts und Videos bis zur Vorlesefunktion. Auf dem neuen Kundenportal „Mein OM“ lassen sich kostenfreie Newsletter wie „Moin, Oldenburger Münsterland“ abonnieren.

Neue Räume für neue Ideen und Prozesse

Noch immer informiert die bereits 2020 zusammengeführte Redaktion in Wort und Bild, aber sie produziert mittlerweile auch Videos, Podcasts und Social-Media-Beiträge, Bildergalerien, Live-Ticker, Livestreams von Veranstaltungen und Social-Media-Posts. Der Zugang zu lokaljournalistischen Inhalten wird also immer vielfältiger. Neue journalistische Formate und Kanäle bieten zusätzliche wirtschaftliche Potenziale und erreichen jüngere Zielgruppen.

Die digitale Transformation stellt tradi­tio­nelle Arbeitsabläufe massiv in Frage. Sie erfordert neue Räume für neue Ideen und Prozesse. Deshalb hat die OM-Mediengruppe ein neues OM-Medienhaus im Ecopark bei Emstek gebaut.

Dieser moderne Arbeitsort in der Mitte des OM ist ein Meilenstein im Transformationsprozess der OM-Medien. In exponierter Lage an der B 72 ist das architektonisch beeindruckende Bürogebäude nun das gemein­same Zuhause der früheren Zeitungs­verlage Oldenburgische Volkszeitung und Münsterländische Tageszeitung. Zugleich ist es nur eine von vielen Etappen auf dem Weg zum digitalen Medienunternehmen für das Oldenburger Münsterland.

Im Ecopark sind mittlerweile der zentrale Newsdesk und jene Reporter untergebracht, die in beiden Landkreisen zu wichtigen ­Themen aus Gesellschaft, Politik und Wirtschaft recherchieren. Der moderne Newsdesk ermöglicht eine integrierte Produktion von Nachrichten für Online und Print und das effiziente Ausspielen journalistischer sowie auch werblicher Beiträge auf allen ­digitalen Kanälen. Außerdem haben die ­Geschäftsführung, die Vermarktung und der Leserservice in Drantum neue Büros ­bezogen. Ein Video- und Podcast-Studio, Meetingräume und weitere Arbeitsorte für Kommunikation, Kreativität und Konzentration sowie ein Event-Bereich für bis zu 150 Gäste komplettieren die neue Arbeitswelt.

Die Architekten des Vechtaer Büros Geising + Böker haben in exponierter Lage an der B72 einen nicht nur architektonisch bemerkenswerten Arbeitsort mit hoher Aufenthaltsqualität entworfen, der eine zeitgemäße Kommunikationskultur ermöglicht. Die Arbeitsplätze sind auf allen drei Ebenen entlang der schallgedämmten Fenster positioniert. Verglaste Trennelemente tragen zur kommunikativen Atmosphäre bei. Innen gibt es Aufenthalts- und Besprechungsräume. Nach Westen bilden Dachterrasse, Sitzstufen und Garten eine „Breakout-Area“, die

zur Arbeit im Freien, zu Pausen und Veranstaltungen einlädt, zum Austausch mit Publikum und zur Kommunikation mit Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

Umgesetzt haben die Pläne Generalunternehmer Ludwig Freytag und ein Heer fleißiger Handwerker aus der näheren und weiteren Umgebung, begleitet von einem Bauausschuss der OM-Mediengruppe. Diesem gehörten der Gesellschafter und Geschäftsführer Jan Imsiecke aus Cloppenburg, der Geschäftsführer Dr. Michael Plasse und der bis Juni 2024 amtierende Aufsichtsratsvorsitzende Karl Themann aus Hausstette an.

Bautechnisch besteht das Medienhaus aus einem Betongerippe, dessen Außenwände Holzrahmenelemente bilden. Mit Wärmedämmung, Photovoltaik und Luftwärmepumpen wurde der Standard KFW 40 plus erreicht. Die außergewöhnliche Streckmetallfassade glänzt – je nach Tageszeit und Wetterlage – in wechselnden Farbtönen.

Unterschiedliche Arbeitsorte für unterschiedliche Tätigkeiten

Das Bürokonzept der Hamburger Firma Combine Consulting sieht für unterschied­liche Tätigkeiten unterschiedliche Arbeits­orte vor, definiert durch vier zentrale Bedürfnisse moderner Unternehmens- und Bürokultur: Concentration, Communication, Collaboration und Community. Es gibt also neben klassischen Arbeitsplätzen auch Still­arbeitsräume, Telefonzellen, Meeting- und Kreativräume, Lounge-Bereiche und eine Cafeteria. Dabei gelten die Prinzipien Desk-­Sharing und Clean desk: Arbeitsplätze sind nicht mehr Mitarbeitenden zugeordnet. Stattdessen ist flexibles und mobiles Arbeiten gewünscht, über Ressortgrenzen hinweg, denn Transformation wird wesentlich von interdisziplinärem Austausch auf Augenhöhe angetrieben.

Die Stillarbeitsräume sind nach dem Vech­taer Dichter Rolf Dieter Brinkmann und der Lohner Malerin Luzie Uptmoor benannt, inklusive anregender Zitate an der Wand. Pate des Kreativraums ist der gebürtige Cloppenburger Künstler Werner Berges.

Hier geht es – inklusive flexibel nutzbarer Stapelkisten-Möbel – ausgesprochen bunt zu. In dieser Ausprägung verdeutlicht das OM-Medienhaus den Anspruch der Mediengruppe, auch in Zukunft ein attraktiver Arbeitgeber für kreative Köpfe aus der Heimat zu bleiben. Zeitgemäße Bürokultur, flache Hierarchien, moderne technische Ausstattung sowie mobiles Arbeiten und flexible Arbeitszeitmodelle sind heute wichtige Attribute eines erfüllenden Arbeitslebens.

Ein besonderes Augenmerk legen Geschäftsführung und Chefredaktion auf die Ausbildung des journalistischen Nachwuchses. Die Volontäre durchlaufen alle Bereiche der Redaktion und kommen in den Genuss regelmäßiger interner und umfangreicher externer Schulungen, etwa an der Journalistenschule Hamm.

Die Leiter der verschiedenen Redaktionsteams planen den Tag (v.l.): Newsdesk-Chef Heiko Bosse, Online-Chef Matthias Bänsch und Reporter-Chefin Anke Hibbeler.

Reporter und Vermarktung weiter vor Ort 

Nicht abreißen wird der gute Kontakt von Journalisten und Media­beratern mit Verantwortungsträgern, Lesern und Kunden vor Ort. Alle 13 Ortsreporter der OM-Medien-­Redak­tion sowie zahlreiche freie Mitarbeiter arbei­ten heute dort, wo sie auch vor der ­Fusion von OV und MT gearbeitet haben – in den Städten und Gemeinden. Die Geschäftsstellen in Vechta, Cloppenburg, Damme und Friesoythe bleiben also wichtige Anlaufpunkte für Leser- und Kundschaft.

Umgezogen ist im April 2024 die Vechtaer Geschäftsstelle. Das Vechtaer Vermarktungsteam sowie die Reporter für Vechta und den Nordkreis Vechta sind nun an der Große Straße 92 zu erreichen. Dort leuchtet jetzt das OM-Medien-Logo über dem Eingang, und im Schaufenster präsentieren Bildschirme die digitalen Angebote, wo ­früher Zeitungsseiten zum Lesen aushingen. Die Modernisierung der drei weiteren ­Geschäftsstellen in Cloppenburg, Damme und Friesoythe wird folgen.

Neue Chancen für crossmediale Werbung

Es ist die hohe Kunst der crossmedialen Kommunikation und Werbung: die richtige Botschaft zur richtigen Zeit auf dem rich­tigen Informationskanal an die richtige Zielgruppe auszuspielen. Die Vermarktungsteams der OM-Medien wissen, wie es geht. Neben klassischen Print-Produkten sind auch digitale Nachrichtenangebote wichtige Kanäle für Werbebotschaften. ­Vor allem das Zusammenspiel analoger und digitaler Kanäle bietet neue Chancen, werbliche ­Inhalte effektiv zu verbreiten und verspricht maximale Aufmerksamkeit im ­OM.

In das OM-Medienhaus ist auch das Start-up Jobly eingezogen. Die Gründer Helge Hoffmeister und Alexander Weiß helfen Unternehmen effektiv bei der Personalsuche, indem sie Stellenangebote direkt auf das Smartphone potenzieller Bewerber bringen. So erhalten Unternehmen mehr qualifizierte Bewerbungen und können vakante Stellen schneller besetzen.

Seit 2023 arbeiten Jobly und die OM-Mediengruppe als strategische Partner crossmedial zusammen und bieten die Kombination aus Print-Anzeige, Digital- Anzeige und Social-­Media-Marketing.

Auf der Veranstaltungsetage wird Event-­Ma­na­­ger Niklas Droste die Marke OM-Events mit Leben füllen. Das Ziel ist, Netzwerke und gesellschaftlichen Austausch zu fördern, medial unterstützt von einem vielfältigen Kommunikationsangebot.

Das OM-Medienhaus soll ein Treffpunkt für die Region werden. Die Ehrung der OM-Zukunftsmacherin 2024, ein Podium mit Live­stream zur Europawahl und die Siegerehrung des Schülerprojekts OM-Medien-­­­Profi haben hier bereits stattgefunden.

Chancen für digitalen Lokaljournalismus

Am zentralen Newsdesk im OM-Medienhaus steuern Redakteurinnen und Redakteure das Ausspielen der journalistischen Inhalte. Welcher Text-, Video- oder Podcast-Beitrag wird zu welcher Uhrzeit auf OM-Online ausgespielt? Welcher Text mit welchen Bildern erscheint in der Oldenburgischen Volkszeitung, in der Münsterländischen Tageszeitung oder auch in beiden Lokalzeitungen?

Am Newsdesk entstehen im Tagesverlauf auch die Layouts der beiden Tageszeitungen und werden mit Texten und Fotos gefüllt. Besetzt ist der Newsdesk im Ecopark täglich von morgens 7 Uhr bis abends um 22 Uhr.

In täglichen Meetings stimmen die Reporterinnen und Reporter ihre Themen ab, die die Channelmanager dann zu Ausspielplänen ver­arbeiten, die wiederum bis zum Mittag des Folgetages vorgeben, wann welche Beiträge auf den unterschiedlichsten Nach­rich­ten­kanälen der OM-Medien ausgespielt werden.

Datenanalyse statt Bauchgefühl

Den Überblick behalten der Tageschef am Newsdesk, der Cloppenburger Heiko Bosse, und die Leiterin des Reporterteams, die stellvertretende Chefredakteurin Anke Hibbeler aus Vechta. Verschiedene Bildschirme am Newsdesk informieren über das Newsangebot anderer Medien und geben in Echtzeit-­Daten Aufschluss darüber, welche Beiträge der Redaktion die Menschen im OM gerade besonders bewegen.

Welche Beiträge haben die größte Reichweite auf OM-Online? Welche Artikel werden in Social Media besonders oft geteilt und bei welchen kostenpflichtigen Beiträgen entscheiden sich Leserinnen und Leser, ein

Abo abzuschließen? Dank digitaler Daten lernt die Redaktion also ihre Leserschaft immer besser kennen. Denn die stärksten Storys liegen vor der Haustür!

Reichweite und Relevanz, Bildungs- und Kontrollaufgaben schließen sich im digi­talen Journalismus keineswegs aus. Früher ­ließen sich erfahrene Reporter vor allem vom Bauchgefühl leiten. Heute entwickeln Lokaljournalisten auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse neue Erzählformen und Nachrichtenformate für wichtige Leserbedürfnisse: Bring mich auf den neuesten Stand! Halte mich auf dem Laufenden! Unterhalte mich! Inspiriere mich! Erkläre mir, was passiert ist! Gib mir Perspektiven für mein Leben!

Auch der Heimatsport-Journalismus ver­ändert sich, um attraktiv zu bleiben. Spiel­ergebnisse und Torschützen hat jeder Sportfan heute beim Abpfiff auf dem Handy. Trainerstimmen, Analysen und Hintergründe liefert nur der Sportreporter – seit 2023 auf OM-Online übrigens jeden Sonntag noch vor dem Tatort. Leichter gesagt als getan, wenn an einem Wochenende die Basketballer von Rasta Vechta, die Fußballer von BW Lohne, sieben OM-Landesligisten und höherklassige Handball- und Volleyballteams den Terminplan füllen, neben zahlreichen Nachbarschaftsderbys in Bezirks- und Kreisligen. Und die Sportseiten für das OM-E-Paper und die Tageszeitungen wollen auch pünktlich produziert sein. Immer häufiger kommt an solchen Großkampftagen im Lokalsport auf OM-Online auch der Live-Ticker zum Einsatz. Nicht zu vergessen die „Auszeit“, der Podcast der OM-Medien-Sportredaktion.

Eröffnung des neuen OM-Medienhauses im Juni 2024 (v. l.): Ecopark-Verbandsgeschäftsführer Uwe Haring, der Vechtaer Landrat Tobias Gerdesmeyer, Cloppenburgs Landrat Johann Wimberg, OM-Reporter Giorgio Tzimurtas, der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil und OM-Medien-Chef Dr. Matthias Plasse

Regionale Kooperation als Antwort auf globale Digitalisierung

Die Transformation zum digitalen Medienhaus erfolgreich zu bestreiten, bedeutet auch, betriebliche Strukturen schrittweise abzubauen, die nicht mehr in die Zukunft weisen. Zum 31. Dezember 2024 stellte OM-Druck in Cloppenburg den Betrieb ein. Auch die Logistik des OM-Vertriebs wurde aufgegeben. Seit Januar 2025 werden die Münsterländische Tageszeitung und die ­Oldenburgische Volkszeitung über Tochtergesellschaften der Nordwest Mediengruppe produziert und zugestellt.

Ausgebaut werden muss dagegen der Leserservice für Print- und Online-Kunden. Die bisher beim OM-Vertrieb beschäftigten ­Zusteller werden weiter dringend gebraucht und haben von den Zustellgesell­schaften der Nordwest Mediengruppe ein Vertrags­angebot erhalten.

Unumgänglich war leider auch der Abbau der Arbeitsplätze im drucktechnischen Bereich. Angesichts sinkender Papierauflagen und massiv steigender Logistikkosten sichert die Zusammenarbeit zu beiderseitigem Nutzen eine weiterhin wirtschaftliche und zugleich zuverlässige Produktion und Zustellung der Lokalzeitungen OV und MT.

Auch der Verzicht auf den ansonsten notwendigen Neubau einer Druckerei schafft weiteren finanziellen Spielraum für den konsequenten Ausbau der digitalen Nachrichtenangebote und des crossmedialen Vermarktungsangebots der OM-Mediengruppe.

Grundsätzlich gilt: In der Medienbranche sind regionale Koopera­tionen heute die Erfolg versprechendste Antwort auf globale Digitalisierung. Deshalb arbeitet die OM-­Mediengruppe im technischen Bereich auch ebenso intensiv mit den NOZ-Medien in Osnabrück zusammen.

Kooperationen sichern zukünftig die unternehmerische Unabhängigkeit benachbarter Medienhäuser, die sich früher ausschließlich als Konkurrenten wahrgenommen haben.

Umbrüche also, wohin man schaut. Diese bergen Risiken. Dem unabhängigen Lokaljournalismus bieten sich aber auch Chancen. Der Wert gründlich recherchierter, wahrheitsgemäßer Informationen wird ge­rade neu entdeckt, im E-Paper der Heimatzeitung wie auf dem lokalen Nachrichtenportal. Für Südoldenburger bleibt relevant, was sich vor ihrer Haustür abspielt.

Lokaljournalismus bleibt auch digital ein Dienst an der Demokratie

Die Fusion von OV und MT hat sich nicht nur journalistisch und wirtschaftlich, sondern auch kulturell als eine gute Antwort auf die

gesellschaftlichen Veränderungen erwiesen. Die Menschen in den Landkreisen Vechta und Cloppenburg haben nicht nur eine gemeinsame Geschichte und Identität, sondern sie haben auch gemeinsam bessere Chancen auf eine gute Zukunft.

Die anspruchsvollste Aufgabe lautet, junge Menschen für lokale Inhalte zu interessieren. Studien zeigen, dass dies vor allem mit konstruktivem Journalismus zu Zukunfts­fragen und Nachhaltigkeitsthemen gelingen kann. Informationen verlässlich zu prüfen, kritisch nachzufragen und Neuig­keiten kompetent einzuordnen, bleibt auch in digitalen Zeiten ein Dienst für die Demokratie. Und die OM-Medien bleibt eine vertrauenswür­dige, unabhängige Stimme in der Region.

Ja, der Lokaljournalismus im Oldenburger Münsterland hat Zukunft – und zwar eine digitale.

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