Dienstleister

Challange accepted!

21.02.2025
Autor: Olaf Plischewski

Die deutschen Unternehmen stehen aktuell vor vielfältigen Herausforderungen. Fachkräftemangel, Innovationsdruck, Digitalisierung, Nachhaltiges Wirtschaften sowie Künstliche Intelligenz und ihre Auswirkungen auf die Arbeitswelt sind hier beispielhaft genannt. Als mittelständische Beratungskanzlei mit Expertise in den Bereichen Rechtsberatung, Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung sind wir, Dr. Koops & Partner, Gestalter und langjähriger Begleiter des Mittelstandes. Da ist es wichtig, die vielfältigen Herausforderungen im Blick zu behalten, Entwicklungen zu beobachten, Lösungswege zu erkennen sowie den Erfahrungsaustausch mit anderen Unternehmen und Gestaltern zu suchen, um mit unseren Mandanten auf Augenhöhe in den gestalterischen Austausch gehen zu können.

Wir gestalten Zukunft: Die Partner der Mittelstandsberatung Dr. Koops & Partner.

Dieser Beratungsansatz bedeutet jedoch auch, sich nicht nur fachspezifisch als Wirtschaftsprüfer und Steuerberater mit diesen komplexen Themen zu beschäftigen. Ein Blick über den Tellerrand ist hier wichtig, da sich vielfältige Fragestellungen aufdrängen: Welche Wege beschreiten andere Unternehmen in ihren Geschäftsfeldern und Branchen? Wie weit sind andere beim Einsatz von KI? Welche neuen Geschäftsmodelle entwickeln sich? Wie sieht die Zukunft der Arbeit aus bzw. wie verändert sich die Arbeitswelt? Lässt sich von Erfahrungen anderer Unternehmen lernen, um bei der Gestaltung von Geschäftsprozessen eigene Umsetzungsfehler zu vermeiden? Wie steht es um den Standort Deutschland? Mit diesen Fragen im Gepäck habe ich mich Ende August aus dem Oldenburger Münsterland auf den Weg nach München gemacht. Dort fand das von der Handelsblatt Media Group organisierte Summer Camp 2024 statt.

Challenge Accepted!

Unter diesem Motto versammelten sich dort über 800 Wirtschaftslenker:innen im Munich Urban Colab Center zur branchen- und funktionsübergreifenden Begegnung. In interaktiven Formaten ging es darum, welche Kraft in unserer Wirtschaft steckt und wie daraus die Energie für die positive Gestaltung unserer Zukunft geschöpft werden kann. Der Blick richtete sich dabei auf die Bereiche @Technology & Innovation, @Society, @Environment, @Communications und @Organisation. Bei über 40 Veranstaltungen in verschiedenen interaktiven Formaten an zwei Tagen habe ich dabei meinen Fokus auf die Veranstaltungen gelegt, die sich mit dem Einsatz von KI in den Unternehmen beschäftigten, da dies ein viel diskutiertes und zukunftsweisendes Thema ist, das zudem inhaltlich viele meiner Fragestellungen abdeckt. Daneben habe ich an sehr bereichernden Inspiration Talks und Live-Podcasts zu Zukunftstechnologien teilnehmen können. Eine Auswahl an Inhalten und gewonnenen Inspirationen möchte ich gern mit Ihnen teilen.

KI: Vom Buzzword zum Business Value

In dieser interaktiven Diskussionsrunde ging es um die Fragestellung, wie Unternehmen KI effektiv skalieren können und welche Formen der Zusammenarbeit erforderlich sind, um das volle Potenzial auszuschöpfen. Laut den Erfahrungsberichten der Teilnehmer zeigen sich in der aktuellen Unternehmenspraxis Anwendungsgebiete künstlicher Intelligenz insbesondere bei individuellen Marketingansprachen auf Basis von Datenanalysen, der Programmierung von Industrierobotern, dem Erstellen von Wartungs- und Reparaturanleitungen auf Basis von Maschinendaten mit genauen Handlungsanweisungen, der Automatisierung von Verwaltungsprozessen, der Interpretation von Dashboards über die gesamte Wertschöpfungskette mit Hinweisen und Handlungsempfehlungen sowie der Erstellung von Klimaratings im Rahmen der ESG-Berichterstattung. In der Diskussionsrunde war man sich einig, dass die Wirtschaft beim Einsatz von KI noch am Anfang steht. Alle Unternehmen stehen vor der
großen Herausforderung, die Mitarbeiter in diesem Transformationsprozess mitzunehmen und Ängste abzubauen. Bei KI handelt es sich um eine weitere Ressource, die der Arbeitswelt zur Verfügung steht. Die KI wird Arbeiten abnehmen und unterstützen und so Raum für andere Aufgaben und Tätigkeiten schaffen.

Smart Leading: KI und moderne Führung

In dieser Session setzte man sich damit auseinander, wie genau KI die Art und Weise verändert, wie Führungskräfte Entscheidungen treffen, Teams leiten und strategische Ziele erreichen. Hier ging es tiefergehend um die Fragestellung, wie KI in den Arbeitsalltagintegriert werden kann. KI ist im Grunde als ein weiteres Teammitglied anzusehen, dass es zu integrieren gilt. In der Runde war man sich einig, dass KI insbesondere als Unterstützer für Entscheidungsfindungen von Menschen zu sehen ist. Um die KI als Teammitglied sinnvoll einsetzen zu können, ist es wichtig, zuvor klare Problemdefinitionen und Anforderungsprofile festzulegen. Bei welcher Aufgabe soll die KI genau unterstützen? Welches sind die Vorteile und der Nutzen der Anwendung? Die Suche nach Zielen und Anwendungsgebieten sollte dabei interdisziplinär erfolgen. Nur die Einbeziehung der Mitarbeitenden in diese Fragestellungen und der Gestaltung der KI-gestützten Prozesse führen zu klaren Zieldefinitionen und zu Akzeptanz. Es ist dabei
wichtig, den Mitarbeitenden Raum zum Ausprobieren und zum Erfahrungsaustausch zu geben. Für die Führungskräfte wird es im Rahmen der Begleitung dieses Transformationsprozesses Aufgabe sein, den Umgang mit KI vorzuleben. Ohne mutige Führungskräfte wird die Transformation nicht gelingen!

WP/StB Olaf Plischewski: Partner der Mittelstandsberatung Dr. Koops & Partner.

Weiterhin wurde festgestellt, dass der Umfang der KI-Nutzung ein Wettbewerbsfaktor für zukünftige Mitarbeiter sein wird. Denn in ein paar Jahren wird der Umgang und die Nutzung von KI-Tools in der Arbeitswelt völlig normal sein und von potenziellen jungen Mitarbeitenden erwartet werden.

Talent Development 4.0 mit KI

Die Impulsgeber zu dieser Diskussionsrunde waren Personalfachleute, die folgende Fragestellungen beleuchteten: Wie können Unternehmen ihre Talententwicklung zukunftssicher gestalten? Wie kann KI eingesetzt werden, um Mitarbeitenden langfristig Karrierepfade innerhalb eines Unternehmens aufzuzeigen? Welche Best Practices gibt es
für die Implementierung von KI in der Personalentwicklung?

Auch in dieser Veranstaltung wurde die Voraussetzung für den Einsatz von KI herausgestellt, den Mitarbeitenden die Angst vor der Arbeit mit KI zu nehmen. Der Einsatz von KI sollte als Chance gesehen werden, bestimmte Arbeiten nicht mehr ausführen zu müssen. Denn der Wegfall von Aufgaben und Arbeitsschritten durch die Übernahme von KI führt zu Zeitersparnis und Freiräumen, die zum Lernen und zur Weiterentwicklung von Kompetenzen und Skills verwendet werden können.

Wichtig ist dabei, zunächst Freiräume zu schafften, um die Nutzung von KI-Anwendungen zu schulen. Für dieses Up- und Reskilling gibt es bereits viele unterstützende IT-Tools. Die Anforderungsprofile in der Arbeitswelt unterliegen ständigen Veränderungen. In der Runde war man sich einig, dass sich dies in einem Zeitraum vom jeweils drei bis fünf Jahren vollzieht. Beim Mitarbeiter-Recruiting im Internet hilft es dabei, die für bestimmte Tätigkeiten erforderlichen Skills gezielt abzufragen. Auch hierfür gibt es bereits KI basierende Tools. Aus diesem Grunde ist es für ein erfolgreiches Recruiting sehr wichtig, dass die Unternehmen Kompetenzmodelle mit Skillprofilen für die verschiedenen Tätigkeiten definieren und laufend überprüfen.

Vor einem Recruiting von neuen Mitarbeitenden steht jedoch das Halten der aktuellen Mitarbeitenden. Denn es dauert erfahrungsgemäß bis zu 18 Monate, bis neue Mitarbeitende die entstandene Lücke wieder vollwertig schließen können. Die gelebten Unternehmenskulturen sind vor diesem Hintergrund von zentraler Bedeutung.

Live-Podcast: Von München ins All

Sehr faszinierend und inspirierend war der Live-Podcast mit Daniel Metzler, dem Mitgründer und CEO der Isar Aerospace, einem deutschen Raumfahrtunternehmen mit Sitz in Ottobrunn bei München. Er hat das Unternehmen 2018 mit zwei weiteren Studenten der TU München mit dem Ziel gegründet, Trägerraketen zu entwickeln und in industrieller Serienfertigung (kostengünstig) zu produzieren. Das Unternehmen möchte künftig zwei Raketen pro Monat mit kleinen und mittelgroßen Satelliten in niedrige Erdumlaufbahnen bringen. Denn die Nachfrage nach diesen Raumfahrtleistungen ist sehr groß und weiter stark steigend. Starlink, Amazon und Google sind bereits sehr aktiv, eigene Satellitennetzwerke aufzubauen, um auch in den entlegensten Regionen der Erde Internet verfügbar zu machen. Die Einsatzmöglichkeiten von Satelliten sind vielfältig.

Isar Aerospace hat hierfür als vollständig privat finanziertes Unternehmen bisher über 400 Millionen Euro an Kapital aufbringen können. Inzwischen zählt das Unternehmen über 200 Mitarbeitende und im Umland von München entsteht derzeit, trotz einer Vielzahl von Angeboten aus dem Ausland, ein neuer Fertigungsstandort. Ein Cluster von innovativen Unternehmen und die Vielzahl sehr guter Hochschulen mit gut ausgebildeten Absolventen in Deutschland gaben den Ausschlag für diese Entscheidung.

Inspiration Talk mit Heike Freund

Ähnlich spannend ist das Tätigkeitsfeld der Marvel Fusion GmbH. Denn es handelt sich hierbei um ein Unternehmen, das sich auf die Entwicklung von laserbasierter Kernfusionstechnologie spezialisiert hat. Diese Technologie zielt darauf ab, eine sichere, saubere und zuverlässige Energiequelle zu schaffen, indem zwei Atomkerne zu einem schwereren Kern verschmolzen werden, was eine enorme Menge an Energie freisetzt. Aufgrund der Weiterentwicklung der Lasertechnik ist das Unternehmen optimistisch, bereits bis 2027 eine Hochleistungslaseranlage in Betrieb zu nehmen und in den 2030er-Jahren das erste kommerzielle Fusionskraftwerk zu bauen, dass lediglich eine Fläche von drei Fußballfeldern in Anspruch nehmen wird.

Mein Fazit

Eine sehr inspirierende Veranstaltung. Der Einsatz von KI steht noch am Anfang, in den nächsten drei bis vier Jahren wird sich dieser Bereich jedoch stark weiterentwickeln. Es gibt sehr viele Einsatzmöglichkeiten von KI, um Sachverhalte zu analysieren und Prozesse zu automatisieren. Jetzt schon können sehr viele KI-Tools eingesetzt werden. Die KI wird zu einem neuen „Teamkollegen“ und die Anforderungsprofile für die Tätigkeiten werden sich verändern. Eine der größten Herausforderungen beim Einsatz von KI besteht darin, die Mitarbeitenden auf diesem Weg mitzunehmen. Also, worauf warten? Anfangen! Der Standort Deutschland ist gut. Wir sollten selbstbewusster sein.

Beim Abruf des Yumpu E-Papers werden unter Umständen personenbezogene Daten wie z.B. Ihre IP-Adresse erfasst und an den Anbieter in den USA weitergeleitet. Mehr Informationen erhalten Sie unter Datenschutz.
Ich möchte das E-Paper trotzdem lesen.