Ihre Praxis umfasst heute neun Mitarbeiterinnen. Dr. Viktoria Saager führt sie noch immer allein. Gab es Pläne, sich mit einem weiteren Zahnarzt zu einer Praxisgemeinschaft zusammenzuschließen? Klar, sagt sie, diese Überlegungen habe es gegeben. Doch sie stolperte erneut über das altbekannte Problem: „Kaum einer will mehr auf dem Land praktizieren, schon gar nicht dauerhaft", berichtet sie – und macht weiter wie bisher: allein, aber immer gut gelaunt und mit Leidenschaft für ihre Arbeit.
Das Landleben hält für die Zahnärztin spezielle Herausforderungen bereit. In einer Region, in der Agrarwirtschaft eine wichtige Rolle spielt, müsse man zum Beispiel bei der Terminfindung mit den Bauern ein wenig mehr Spielraum einplanen. „Wenn einer nur zwischen Melken und Füttern Zeit für einen Behandlungstermin hat oder erst mal die Ernte einfahren muss, dann ist das eben so", sagt die 43-Jährige. In den meisten Fällen ließen sich besondere Umstände wie diese berücksichtigen, man müsse es nur wollen. Flexibilität ist alles.
Und sie schätzt den persönlichen, nahezu familiären Umgang miteinander, der für die Region so typisch ist. Manchmal kommen Patienten einfach so in der Praxis vorbei, obwohl sie gar keinen Termin haben. Besuche aus der Kategorie „Einfach mal eben moin sagen" sind für die Zahnärztin kein Problem. „So etwas macht eine Praxis auf dem Land eben aus", stellt sie klar. „Und meine Patienten treffe ich auch ab und an im Supermarkt oder beim Spaziergang mit dem Hund."
Einige Patienten folgten Dr. Viktoria Saager von Wildeshausen nach Goldenstedt. Viele weitere hat sie im Laufe der Jahre hinzugewonnen. „Es haben am Anfang natürlich viele Leute ganz neugierig ihren Kopf durch die Praxistür gesteckt, um mal zu gucken, wie die Neue so ist", erinnert sie sich. „Manche sind nicht wiedergekommen, andere sind bis heute geblieben." Längst sind ganze Familien bei ihr in Behandlung. Der Umgang mit den Patienten macht ihr noch immer besonders viel Freude, denn jede Behandlung und jeder Mensch ist anders und bedeutet eine neue Herausforderung. Was ihr an ihrem Beruf sonst noch gefällt? „Ich mag das filigrane Arbeiten. Man muss sich konzentrieren, weil das Feld, in dem man arbeitet, klein und sensibel ist", so Saager. „Es ist für mich ein echtes Handwerk."