Existenzgründer des Jahres 2023

Nuss-Nougat-Genuss made in Goldenstedt

18.11.2024

Seinen Feierabend läutet Jens Eschke seit vielen Jahren mit einem Brötchen mit Nuss-Nougat-Creme ein. Doch eine starke Laktoseintoleranz brachte sein abendliches Ritual ins Wanken. Also beschloss der Goldenstedter kurzerhand, selbst eine laktosefreie Alternative herzustellen. Einer fixen Idee folgte ein Jahr voller hartnäckiger Experimente und schließlich die Gründung eines eigenen Unternehmens: die Löffelnuss GmbH & Co. KG.

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Vier Jahre nach der Unternehmensgründung wird Jens Eschke nun als Existenzgründer des Jahres ausgezeichnet. „Ich habe die Preisträger der letzten Jahre immer verfolgt, fand ihre Ideen und ihren Werdegang spannend“, sagt der 46-Jährige, der das Unternehmen zusammen mit seiner Frau Susan betreibt. „Aber dass ich selbst einmal dazu gehören würde, hätte ich nie gedacht

Als Eschkes Idee für Löffelnuss reifte, gab es im Handel zwar schon laktosefreie Nuss-Nougat-Cremes, doch auch in diesen war für Eschke noch zu viel Laktose enthalten. Warum das so ist, kann er schnell erklären: „Das verwendete Milchpulver hat einen Laktosegehalt von 1,5 Prozent und wird über die Rezeptur auf 0,1 Prozent im fertigen Produkt reduziert. Damit darf es sich in Deutschland offiziell laktosefrei nennen. Starke Allergiker wie ich reagieren aber noch immer darauf. Meine eigene Rezeptur musste also noch weniger Laktose enthalten.“

Die Lösung: ein Milchpulver, das durch ein spezielles Osmose-Verfahren nur 0,1 Prozent Laktose aufweist – für Großproduzenten eine vergleichsweise teure und dadurch uninteressante Alternative. „Damit können wir den Laktosegehalt auf 0,04 Prozent in der weißen und 0,02 Prozent in der dunklen Creme senken.“ 

„Natürlich könnte ich hier und da an der Qualität der Zutaten sparen und dadurch günstiger werden. Will ich aber nicht.“

Jens Eschke
© GERALD LAMPE

Vom Eigenbedarf zur Unternehmensidee

Bis die perfekte Nuss-Nougat-Creme im Glas landete, brauchte Eschke einen langen Atem. Zunächst experimentierte er mit seiner Küchenmaschine. „Das Ergebnis war alles andere als zufriedenstellend. Durch die Sendung mit der Maus habe ich dann gelernt, dass eine Nuss-Nougat-Creme nicht gekocht, sondern gemahlen wird“, erklärt er. Er studierte Fachliteratur, durchforstete Internetforen und tüftelte mit einem Mahlwerk aus Indien, wie es traditionell zur Herstellung von Gewürzen verwendet wird, schließlich rund ein Jahr am perfekten Rezept. Das Endergebnis: eine Creme, die dem Marktführer von Ferrero geschmacklich tatsächlich sehr nahe kommt – und dabei nur aus sieben Zutaten besteht, darunter feinster Kakao aus Frankreich und Belgien sowie Haselnüsse aus dem italienischen Piemont.

Aus der Creme für den Eigenbedarf wurde schnell ein beliebtes Mitbringsel für Freunde. Weil die Creme immer mehr Fans fand, gründeten die Eschkes 2019 schließlich ihr eigenes Unternehmen. Inzwischen stehen sechs Maschinen in der Löffelnuss-Produktionsstätte in Goldenstedt. Dabei wird sortenrein getrennt: Neben einer dunklen und einer hellen Haselnusscreme wird hier auch das jeweilige Pendant auf Mandelbasis produziert. „Damit ist Löffelnuss der einzige Hersteller weltweit, der Produkte für laktoseintolerante Nussallergiker anbietet.“

© GERALD LAMPE

Mit Bedacht in die Zukunft schauen

Bei der Produktion seiner Nuss-Nougat-Creme hat Eschke inzwischen eine gewisse Routine entwickelt. Nur einmal, Anfang 2022, kam er an seine Grenzen: „Pro7 hatte für das Wissensmagazin Galileo einen Beitrag bei uns gedreht. Schon während der Ausstrahlung ist unser Online-Shop zusammengebrochen. Als wir wieder online waren, gingen noch tagelang Bestellungen ein.“ Freunde halfen an den Wochenenden, die hergestellte Ware zu etikettieren und zu verpacken. „Es hat gut zwei Wochen gedauert, allein die Bestellungen der ersten drei Tage zu bearbeiten.“

Eschkes Ziel ist es, Löffelnuss in den nächsten Jahren hauptberuflich betreiben zu können. Unbedingt wachsen also, und das am besten sofort? Nein, für den besonnenen Goldenstedter ist das nun wahrlich keine Option. „Ich will mich nicht unter Druck setzen lassen, damit sich mein Unternehmen vergrößert. Das Tempo möchte ich selbst bestimmen.“ Auch bei der Entwicklung neuer Produkte nimmt Eschke sich Zeit. Eine Pistaziencreme soll es als nächstes geben, und die Rezeptur für eine zuckerfreie Alternative, die ohne den typischen Beigeschmack von Zuckerersatzstoffen auskommt, hat er ebenfalls schon ertüftelt.

Wann es die neuen Produkte zu kaufen gibt, möchte Jens Eschke noch nicht festlegen. Bei Löffelnuss passiert eben alles zu seiner Zeit. Bis dahin macht er weiter wie bisher – und isst nach getaner Arbeit sein wohlverdientes Feierabendbrötchen mit Nuss-Nougat-Creme. Denn damit hat damals schließlich alles angefangen.