Herr Anhuth, welche Themen werden die Politik in der Gemeinde Barßel 2023 besonders beschäftigen?
Nils Anhuth: Auch auf Ebene der Gemeinde Barßel werden wir uns in diesem Jahr natürlich mit Energie- und Klimaschutzthemen auseinandersetzen. Bereits jetzt gibt es Anträge der im Rat vertretenen Fraktionen und Gruppen zu den Themen Windenergie, Freiflächenphotovoltaik und Kommunale Wärmeplanung. Hier erwarten uns spannende Beratungen. Fortgesetzt wird in diesem Jahr der Neubau des Rat- und Bürgerhauses in der Ortsmitte. Darüber hinaus werden wir die Planungen für die Gebäudesanierung der Integrierten Gesamtschule vorantreiben und in der Kommunalpolitik über einen „Fahrplan“ hierfür entscheiden. Was schon jetzt eindeutig ist: Für diese finanzielle Mammutaufgabe werden wir Unterstützung von Bundes- und Landesebene benötigen.
Wie ist die Gemeinde auf eventuelle Katastrophenszenarien im Bereich Energiesicherheit vorbereitet?
Für die Vorbereitungen auf einen etwaigen Katastrophenfall gibt es im Landkreis Cloppenburg einen engen Austausch zwischen Kreisverwaltung, Rettungsdiensten und den Städten und Gemeinden. Im Fall einer Ausrufung der Notfallstufe wird die Bundesnetzagentur zum sogenannten Bundeslastverteiler. Sie übernimmt in der Krise hoheitlich die Verteilung und Zuteilung der knappen Gasmengen, in enger Abstimmung mit den Gasnetzbetreibern.
Was die Energieversorgung angeht, setzen wir in der Gemeinde Barßel bereits seit mehr als einem Jahrzehnt auf regenerative Energien. So ist zum Beispiel am Schulzentrum ein Blockheizkraftwerk installiert worden, das Hallenbad energetisch saniert worden und die Dreifeldsporthalle wurde im Rahmen der Sanierung und Modernisierung auf den Stand eines KfW-Energieeffizienzgebäudes gebracht. Diese Maßnahmen lassen sich auch an den gesunkenen Energieverbräuchen ablesen. Eindrucksvoll ist etwa die Entwicklung der Gasverbräuche am Schulzentrum/Hallenbad. Dort ist der Bedarf von gut 2.000.000 kWh im Jahr 2012/2013 auf rund 1.200.000 kWh im Jahr 2018 gesunken. Auch der Stromverbrauch am Schulzentrum ist von 2011/2012 bis 2018 von gut 265.000 kWh auf rund 193.000 kWh gesenkt worden. Ein weiteres Beispiel ist die Sanierung der Junker-Harke-Grundschule in Harkebrügge. Nach der Sanierung sank der Gasverbrauch von gut 568.000 kWh in 2010 auf unter 175.000 kWh in 2018.
Auf den Dächern der IGS und von drei Grundschulen befinden sich Photovoltaik-Anlagen, die 2020 und 2021 einen Ertrag von zusammen 224.178 kWh (2020) bzw. 210.067 kWh (2021) brachten. Auch der Verwaltungstrakt des neuen Rat- und Bürgerhauses, das sich gerade im Bau befindet, wird mit Photovoltaik ausgestattet, um dort Strom zu produzieren. Darüber hinaus werden die Gebäude per Geothermie beheizt werden, um einen größtmöglichen Autarkiegrad zu erzielen.
Sensibler und verantwortungsvoller Umgang bei ihrem Einsatz ist der Schlüssel, um Energie einzusparen. Hierzu gab es in den vergangenen Jahren aber auch schon verschiedene Maßnahmen, um die Bevölkerung hierfür zu sensibilisieren. Hier seien exemplarisch die kostenlosen Checks im Rahmen der Aktion „Haus sanieren – profitieren“ oder das Solardachkataster des Landkreises Cloppenburg genannt. Bezüglich des energetischen Monitorings unserer Liegenschaften läuft bei uns in der Gemeinde Barßel aktuell die Einführung von „LiMBO“, einem Angebot der EWE für Kommunen.