Es gilt, dem anhaltenden Trend zur Urbanisierung und dem damit verbundenen Bedeutungsverlust ländlicher Räume entge- genzuwirken. Ortland und Engelmann wollen dazu zunächst die Bedürfnisse in der Region kennenlernen. Wo hakt es, wo sollten Abläufe vereinfacht, wo ganz neue Wege eingeschlagen werden? Im ersten Schritt haben die beiden vor allem das Netzwerk vergrößert und Gespräche geführt, etwa mit den Bürgermeis- tern der 23 Städte und Gemeinden. Die Resonanz war durchweg positiv: „Wir können auf ihre Unterstützung zählen." Eine Reihe weiterer Partner – die Landkreise, Unternehmen, Institutionen – ist inzwischen hinzugekommen und bekennt sich zu dem Vorhaben.
Ein Nebeneffekt der Informationsgespräche, so Engelmann: „Uns wurden schon eine ganze Menge Ideen vorgestellt, über die es sich nachzudenken lohnt." Sechs Schwerpunkte für die weitere Arbeit haben sich herauskristallisiert. In Workshops, die im Herbst stattfanden, wurden Schwächen und Versäumnisse thematisiert, Ideen entwickelt und erste Lösungen erarbeitet. „Um möglichst alle Interessen zu berücksichtigen, ist uns eine umfassende Beteiligung aller interessierten Akteurinnen und Akteure aus den beiden Landkreisen wichtig", erläutert Arne Ortland.
Nehmen wir das Beispiel Mobilität. Wenn von der Sicherung gleichwertiger Lebensverhältnisse in Stadt und Land die Rede ist, dann kommt ihr eine Schlüsselrolle zu. Sie hält die Lebensqualität aufrecht und garantiert die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit. Doch es bleiben Unklarheiten. Wie kommen etwa ältere Menschen zum Arzt oder zum Einkauf, wenn sie selbst nicht mehr Auto fahren können oder wollen und Familie oder Nachbarn nicht helfen können? Sind die Versorgungszentren überhaupt ausreichend an den Öffentlichen Personennahverkehr angeschlossen? Wie lässt sich die Problematik der Ein- und Auspendler in den Griff bekommen?
„Das Mobilitätskonzept soll möglichst die herkömmlichen Angebote des ÖPNV (z.B. klas- sischer Linienverkehr) mit innovativen flexiblen Mobilitätsangeboten kombinieren und sowohl moderne Informations- und Kommunikationstechnologien als auch öffentliche, privatwirtschaftliche und zivilgesellschaftliche Akteure einbinden", heißt es in einer Broschüre des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur. In dieser Hinsicht gibt es im Landkreis Vechta mit moobil+ bereits einen guten Ansatz. So lässt sich das Rufbus-System auf den Landkreis Cloppenburg erweitern und über eine Mobilitätszentrale lenken.
Von den Antworten auf Fragen, wie den oben gestellten, wird viel abhängen in einer Region, in der es durchaus größere Entfernun- gen zu überbrücken gilt. Und weitere schließen sich an. Gibt es für den Umstieg auf Elektrofahrzeuge schon heute genügend Ladestationen? Wie ist es um das Radwegesystem bestellt? Können Plattformen für Leih- oder Sharing-Systeme etwas bewirken? So viel steht fest: Dem Workshop zum Thema Mobilität mangelt es nicht an Diskussionsstoff.
Zu den sechs Handlungsfeldern zählen darüber hinaus Gesundheit, Bildung, Wirtschaft, Kultur und E-Government. Auch sie sollen in den Masterplan Eingang finden. Wichtig dabei: Die Themenbereiche will man in keinem Fall getrennt voneinander betrachten. Vielmehr soll der Kontext der Digitalisierung genutzt werden, um neue inhaltliche Verbindungen zwischen den einzelnen Bereichen herzustellen.
Aber: Es geht nicht nur um Technik. „Der Mensch steht immer im Mittelpunkt einer Smart Region", bekräftigt Prof. Dr. Burghart Schmidt, Präsident der Universität Vechta. „Er nutzt vielfältige Informations- und Kommunikationstechnologien, die ihm ein selbstbestimmtes, auf Teilhabe bezogenes Leben ermöglichen." Und daran, dass die Bewohner des Oldenburger Münsterlandes mental auf ihre smarte Zukunft vorbereitet sind, hegen auch Daniel Engelmann und Arne Ortland keine Zweifel: „Wenn wir es schaffen, klar und transparent die Vorzüge darzustellen, werden sie alle mitziehen."
Weitere Informationen: www.smart-region-om.de