Noch sind Frauen aber auch hier deutlich seltener in der Chefrolle zu finden. „In unserer Region herrscht noch die klassische Rollenverteilung vor", erklärt Renate Hitz, Leiterin der Koordinierungsstelle Frauen und Wirtschaft im Oldenburger Münsterland. „Kinderbetreuung und Haushalt übernehmen oft die Frauen. Für eine verantwortungsvolle Führungsaufgabe bleiben dann keine Zeit und Energie."
Unternehmerin Christine Niemann bestätigt dies: „Viele Betriebe wurden bereits vor Jahrzehnten von Männern gegründet. Dieser Typ Unternehmer ist starke Frauen in der Wirtschaft womöglich noch nicht gewohnt." Ein weiterer Aspekt: die Familienplanung. „Viele Unternehmen zögern, eine Frau im Alter zwischen Mitte 20 und 30 einzustellen", so Niemann. Das gelte aber für ganz Deutschland.
Erfolg durch Expertise – und Schlagfertigkeit
Sie selbst hat sich in ihren Ambitionen nie bremsen lassen. Nach einem Studium des Marketing- und Vertriebsmanagements im niederländischen Enschede sowie Berufserfahrungen in München und Düsseldorf übernahm Niemann mit nur 27 Jahren die Geschäftsführung eines Unternehmens in Molbergen. Parallel zum weiterführenden Masterstudium. Auf ihrem Karriereweg war sie durchaus mit unangenehmen Situationen konfrontiert. „Meinungsstarke Frauen waren oft nicht erwünscht", erzählt sie.
Ihren Erfolg führt Christine Niemann vor allem darauf zurück, dass ihre Eltern ihr von klein auf eine unternehmerische Denke und den uneingeschränkten Glauben an ihre Fähigkeiten vermittelt haben. Das schaffte Selbstvertrauen. „Ich kann kontern, wenn meine Kompetenz angezweifelt wird – mit Expertise und Schlagfertigkeit", betont sie.
Ebenso selbstbewusst reagiert Silke Klaus, Geschäftsführerin und Inhaberin des Software-Unternehmens awenko in Emstek. „Unternehmen im Oldenburger Münsterland werden nach wie vor überwiegend von Männern geleitet", sagt Klaus. „Dass ich als Frau und zweifache Mutter meine eigene Firma aufbaue und vertrete, stößt aber nicht auf Ablehnung, sondern vielmehr auf Bewunderung."
Direkt nach dem Studium erhielt die Wirtschaftsingenieurin den Auftrag, in Bremerhaven ein Qualitätsmanagementsystem zur Zertifizierung eines Unternehmens aufzubauen. Wenig später betreute sie bereits mehrere weitere Firmen. Heute führt Silke Klaus ihr eigenes Haus. In ihrem Team aus Software-Entwicklern arbeiten hauptsächlich Männer. „Ich würde auch Programmiererinnen einstellen, aber die meisten Bewerber sind männlich. In dieser Hinsicht unterscheidet sich das Oldenburger Münsterland nicht von anderen Regionen."