Veit Willenberg

Vom Rettungswagen in den Hörsaal

27.10.2025
Autorin: Lisa Knoll

Nach dem Abitur führte sein Weg nicht sofort an die Uni, sondern zunächst in den Rettungsdienst: Veit Willenberg arbeitete mehrere Jahre als Notfallsanitäter – und sammelte damit wertvolle praktische Erfahrungen, die ihn ideal auf das Medizinstudium vorbereiteten. Inzwischen steht der Cloppenburger kurz vor dem Praktischen Jahr.

Den Wunsch, Medizin zu studieren, hatte Veit Willenberg bereits in der Schulzeit. Weil die Abiturnote nicht ausreichte, um sofort einen Studienplatz zu bekommen, entschloss er sich, die benötigten Wartesemester sinnvoll zu nutzen: mit Praxiserfahrung beim Roten Kreuz in Cloppenburg. „Ich hatte dort schon 2011 als Ehrenamtler angefangen. Damals ging ich noch zur Schule“, erinnert sich Willenberg. Die Arbeit im Rettungsdienst gefiel ihm; nach dem Abitur 2014 blieb er deshalb für seinen Bundesfreiwilligendienst und erwarb in dieser Zeit die Qualifikation als Rettungssanitäter. 2016 schloss er die dreijährige Ausbildung zum Notfallsanitäter an. „Die Ausbildungsstelle war sehr begehrt, und es ist nicht selbstverständlich, dass man sie bekommt, wenn man bereits den festen Plan hat, später ins Studium zu gehen. Mancherorts würde man mit dieser Begründung leer ausgehen. Umso dankbarer bin ich, dass die Kollegen beim Roten Kreuz mich trotzdem so auf meinem Weg unterstützt haben.“

Parallel zum Studium blieb Willenberg dem Rettungsdienst treu – als Notfallsanitäter in der Notaufnahme der Uniklinik Göttingen und später auch zusätzlich im Rettungsdienst im Harz. „In den ersten Semestern geht es im Medizinstudium noch sehr theoretisch zu. Mir war es immer wichtig, weiter praktische Erfahrungen zu sammeln und in der Materie zu bleiben. Gerade die Arbeit in der Notaufnahme hat mir zusätzliche fachliche Einblicke ermöglicht.“

Mit umfangreicher Praxiserfahrung ins Medizinstudium zu starten, beschreibt Willenberg rückblickend als enormen Vorteil. Dabei gehe es aber nicht vorrangig um einen Wissensvorsprung, etwa bei medizinischen Fachbegriffen: „Das Arbeitsumfeld, der Umgang mit Patientinnen und Patienten und auch Stresssituationen sind schon ein Stück weit bekannt. Man agiert routinierter, hat weniger Berührungsängste und einen geschulteren Blick als diejenigen, die vor dem Studium noch nie Kontakt zu medizinischen oder pflegerischen Tätigkeiten hatten. Das ist vor allem in höheren Semestern nützlich.“

Künftige Fachrichtung: Internistik

Kürzlich hat Veit Willenberg sein zweites Staatsexamen abgeschlossen. Im nächsten Schritt geht es für den angehenden Mediziner ins Praktische Jahr (PJ). Die Fachrichtung steht bereits fest. „Ursprünglich war mein Plan, Allgemeinmediziner zu werden. Letztlich habe ich mich aber dann doch dazu entschieden, später als Internist zu arbeiten. Ich habe bereits meine Famulatur in einer internistischen Praxis in Cloppenburg absolviert, und werde für einen Teil meines PJs dorthin zurückkehren.“ Im Rahmen seiner Facharztausbildung will Willenberg den Schwerpunkt auf die Kardiologie und die Rhythmologie, also die Behandlung von Herzrhythmusstörungen, legen. Und seine langfristige berufliche Heimat? „Die hoffe ich natürlich in Cloppenburg zu finden.“

 

Ein Stethoskop und ien Laptop auf einem weißen Tisch

Rettungssanitäter vs. Notfallsanitäter

Was ist der Unterschied?

Rettungssanitäter

Die Ausbildung zum Rettungssanitäter dauert in der Regel nur wenige Monate und ist sehr praxisorientiert aufgebaut. Rettungssanitäter unterstützen das Team im Rettungsdienst, übernehmen Transport- und Assistenzaufgaben und sichern die Erstversorgung, bis ein Notfallsanitäter oder Notarzt eintrifft.

Notfallsanitäter

Die dreijährige Ausbildung zum Notfallsanitäter ist die höchste nichtärztliche Qualifikation im Rettungsdienst. Neben medizinischem Fachwissen, Anatomie und Pharmakologie stehen hier auch rechtliche Fragen und eigenverantwortliches Handeln im Mittelpunkt. Notfallsanitäter dürfen – im Gegensatz zu Rettungssanitätern – eigenständig invasive Maßnahmen ergreifen, etwa eine Infusion legen oder Medikamente verabreichen, wenn kein Arzt vor Ort ist. Damit tragen sie mehr Verantwortung für die medizinische Versorgung am Einsatzort.