Wildeshausen/Vechta/Cloppenburg. Strahlend sitzt Fidi Ehlers (61 Jahre) vor mir, als er über seine 45 Jahre bei Hüffermann spricht. Nach Abschluss der Hauptschule 1975 hat der damals 15 jährige einen Ausbildungsplatz gesucht. Sein Traum war eine Ausbildung zum Landmaschinenschlosser, doch die verfügbaren Plätze waren schnell besetzt. Es bot sich ihm dann im April 1975 die Gelegenheit bei Hüffermann eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker zu beginnen. Fidi der erste Lehrling im Unternehmen.
Im rund zehnköpfigen Team von Hüffermann – damals noch an der Visbeker Straße ansässig – wurde Fidi herzlich empfangen und erlernte in den folgenden drei Jahren alles rund um Kfz und Fahrzeugbau. Nach seiner erfolgreich beendeten Ausbildung absolvierte Fidi bis 1979 seinen Wehrdienst bei der Bundeswehr in Wildeshausen – doch auch während dieser Zeit konnten sich die Hüffermann-Männer immer auf seine Unterstützung verlassen.
Der gebürtige Wildeshauser Fidi startete damals noch unter Leitung von Rudolf Hüffermann, dessen Vater Wilhelm Hüffermann 1913 das Unternehmen Schmiede betrieb. Ende 1975 hat dann Rolf Hüffermann in dritter Generation das Familienunternehmen übernommen. Heute führen die geschäftsführenden Gesellschafter Rolf Hüffermann und Daniel Janssen das Unternehmen.
Wenn nachts das Telefon klingelte
Nach dem Wehrdienst entschied sich Fidi seine Kfz Laufbahn bei Hüffermann weiter auszubauen. Unter Rolf Hüffermann stand neben den Instandsetzungsarbeiten von Kraftfahrzeugen – hier besonders für LKW – damals der Abschleppdienst im Fokus. Unzählige Male klingelte nachts das Telefon „Unfall auf der Strecke XY .... " – für Fidi der Auftakt zum Einsatz auf der Autobahn. Oft rückte er gemeinsam mit seinem damaligen Kollegen aus und erlebte Unvorhersehbares: vom harmlosen Abschleppen eines liegen gebliebenen Pkw über Reparaturmaßnahmen vor Ort bis hin zur Bergung von schwer beschädigten und verunglückten Fahrzeugen. Fidi fügt begeistert hinzu „die Autobahneinsätze, besonders nachts gehörten schon zu den besonderen Erlebnissen. Es bedeutete oft Nervenkitzel, denn die Arbeiten fanden oftmals im laufenden Verkehrsbetrieb statt, Absperrmaßnahmen wie heutzutage gab es damals kaum. Wir gehörten vielmals zu den Ersten, haben eindrückliche Einblicke erhalten und oft war unser Improvisationstalent gefragt. Es war ein besonderes „wir-Gefühl", das uns damals verbunden hat." Fidi erzählt weiter: „wir waren ein sehr kleines Team, die Zusammengehörigkeit wurde groß geschrieben und auch unsere Frauen fieberten immer mit."
Von der Schmiede zum Kranunternehmen
Für die Bergungsarbeiten kamen nach und nach auch zunehmend Krane zum Einsatz. Der erste Kran in der Hüffermann Flotte war der FAUN – ein Kran der Bundeswehr, gefolgt von einem Gottwald. Beide fuhr auch der gelernte Kfz-Mechaniker Fidi Ehlers. Damals gab es keine Kranschulungen – learning by doing und die praktische Erfahrung waren Usus – für Fidi der Beginn seiner Kranfahrerkarriere. Fidi teilte sich die Kranfahrertätigkeiten mit seinem langjährigen Kollegen Hinni Gerken. Beide kamen im Umkreis von bis zu 100 km primär für Bergungsdienste zum Zuge, doch auch die Nachfrage aus unterschiedlichen industriellen Bereichen stieg an.
1976 zog das Unternehmen Hüffermann an die Ahlhorner Straße und expandiert dort. Es wurden neue Gebäude errichtet, die Geschäftsbereiche ausgeweitet. Fidi blickt zurück: „Wir waren im kleinen Team bei allen Tätigkeiten mit involviert, selbst beim Wiederaufbau einer Halle, die zuvor am Reckumer Ring stand und in der Ahlhorner Str. dann ihren neuen Platz fand." Nebst dem Kfz-Bereich und dem Abschleppservice kamen eine Lackiererei sowie der Fahrzeugbau hinzu. Aus der Schmiede entwickelte sich über die Jahre ein hochspezialisierter Hersteller von Lkw-Anhängern für Wechselbehälter und Abrollcontainer, Lkw- und Sonderaufbauten sowie Entsorgungsfahrzeuge.
Seit Anfang der 2000er Jahre ist auch das Krangeschäft gewachsen und Fidi erinnert sich noch genau, wie damals der erste Liebherr Kran – ein vierachsiger LTM 1030 – vom Autohaus Anders in Vechta nach Wildeshausen zu Hüffermann kam. Seitdem ist Liebherr aus dem Kranfuhrpark von Hüffermann nicht mehr wegzudenken – ebenso wenig wie Fidi vom Hüffermann Team. In seiner Laufbahn hat der heutige Kranfahrer alle Tonnenklassen bedient, ist mit der Technik und den Anforderungen der Industrie und Technik gewachsen und ist heute der langjährigste Mitarbeiter im Unternehmen, dicht gefolgt von Maik Thies (40 Jahre), Michael Müller (36 Jahre) und Klaus Flege (33 Jahre).
Rolf Hüffermann zieht das Résumé: „Es macht mich heute nach 45 Jahren sehr stolz, wenn Mitarbeiter nach so langer gemeinsamer Zeit immer noch sagen können: Es hat Spaß gemacht, in diesem Unternehmen mein ganzes Berufsleben erfolgreich verbracht zu haben." Er ergänzt: „ Es gibt noch immer eine Hand voll Kollegen, die mehr als 30 Jahre Betriebszugehörigkeit bei Hüffermann aufweisen können. Diese lange Betriebszugehörigkeit zeigt die Kontinuität des Unternehmens."
Fidi als geschätzter Ratgeber
In welchen Bereichen schätzen die Kollegen denn besonders Deinen Rat? – Fidi fasst zusammen, dass Hüffermann in den letzten zehn Jahren stark expandiert sei, zahlreiche Abteilungen und Dienstleistungsbereiche hinzugekommen seien und mit ihnen auch der direkte Draht manches Mal verloren gegangen wäre. Doch er strahlt zurückhaltend: „Es gibt aber immer wieder Kollegen, die mich anrufen und um Rat fragen." Dabei geht es von Lösungsansätzen für spezielle Herausforderungen bis hin zur Baustellenbesichtigung. Solche langjährigen Erfahrungen lassen sich eben nicht so schnell aneignen. Das kann auch Kristof Bramlage – Leiter Krandienst – bestätigen „Fidi ist für mich der Weise – auf seine Erfahrungswerte greife ich immer gerne zurück".
Was hat sich in den letzten Jahren verändert?
Wenn Fidi auf das Arbeiten und Leben im Hüffermann-Team blickt nimmt er zwei Blickwinkel ein. „Natürlich waren das früher andere Zeiten, da haben wir nach der Arbeit zusammen auf dem Hof gegrillt, haben uns privat getroffen, wussten über alles Bescheid und waren eine richtige Hüffermann-Familie. Auch mit dem damaligen Meister Rudi Ollenburg und Rolf Hüffermann besteht noch immer ein gutes Verhältnis. Heute sind wir mehr als 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Hüffermann, haben Kollegen in Frankfurt und an anderen Standorten. Es gibt neue Geschäftsbereiche neben dem Krandienst wie die Spedition & Schwertransporte, Schwermontage sowie Verkehrstechnik und Mietgeräte. Jeder hat hier seine Aufgabe. Wir sind ein sehr gut durchmischtes Team sowohl vom Alter als auch in Bezug auf die Berufserfahrung und spätestens anlässlich der Sommer- und Weihnachtsfeste sieht sich dann der Großteil aller Kollegen."
Doch auch der Umgang mit den Kunden hat sich verändert. Während die Kranfahrer vor Jahrzehnten häufig beim selben Kunden waren und die Einsätze mindestens einen Tag dauerten, so ist man heute viel schneller, weiter und bei unterschiedlichsten Kunden im Einsatz. Die Kundenbindung ist nicht mehr so intensiv wie noch vor Jahren, doch dafür sind die Einsatzbereiche breiter. Fidi ist mit seinem LTM 1160 auch überregional unterwegs und auf die Frage hin, wo seine Haupteinsatzbereiche liegen, wirft Christian Thomé aus der Dispo promt ein: „Fidi kann und macht alles!" und Rolf Hüffermann und Daniel Janssen fassen zusammen „Fidi ist immer für das Unternehmen da. Früher und heute können wir uns immer auf ihn verlassen."
Rückblick auf 45 Jahre Mobilkranentwicklung
Arial: Wolfgang Beringer – Marketing & Kommunikation im Liebherr Werk Ehingen – gibt uns hier einen umfänglichen Eindruck über die technische Entwicklung: „Der Blick auf fünf Jahrzehnte Mobilkranentwicklung ist höchst faszinierend, weil sich nicht nur die Leistung der Hebegeräte vervielfacht hat, sondern gleichzeitig auch Sicherheit und Komfort deutlich erhöht werden konnten. Das Zusammenspiel von hochkomplexem Stahlbau, leistungsfähiger Hydraulik und moderner Digitaltechnik machte das möglich. Es gab zwar bereits Anfang der 80er Jahre Autokrane auf 8 Achsen, doch deren maximale Tragkraft lag in der 300-Tonnen-Klasse. Heute decken 8-achsige Mobilkrane einen Tragkraftbereich bis 700 Tonnen ab. Moderne Mobilkrane bieten Teleskopausleger bis 100 Meter Länge, damals kam man kaum über 50 Meter. Räumliche Teleskopausleger-Abspannungen erhöhen die Hubleistung zusätzlich.
Autokrane mit unhandlichen Fahrgestellen, die nur für befestigte Straßen geeignet waren, machten wendigen All-Terrain-Mobilkranen Platz. Alle Räder sind lenkbar - wenn nötig alle zur gleichen Seite - und eine Vielzahl der Achsen ist angetrieben. Dank hydropneumatischer Federung schweben die Giganten über Straßen und Wege.
In den letzten Jahren sorgte insbesondere die Digitalisierung dafür, dass Kranarbeiten sicherer und komfortabler wurden und der Kundendienst immer effizienter unterstützen kann. So steht heute nicht mehr nur das Produkt im Fokus der Entwicklung, sondern auch Dienstleistungen rund um den Kran."
Fidi was sind die ereignisreichsten und schönsten Erinnerungen für Dich?
„Es ist schon etwas Besonderes, wenn man als Kranfahrer so einen High-end-Kran von Liebherr fahren kann. Zu Beginn hatten wir Gebrauchtkrane mit einer einfachen Ausstattung und heute werden Krane nach einer Einsatzzeit von rund zwei bis vier Jahren wieder verkauft und das neuste Modell kommt in den Fuhrpark, um für den Markt gerüstet zu sein. Das ist schon beeindruckend!" Fidi berichtet weiter welch Erlebnis auch der Tag der offenen Tür im Liebherr Werk Ehingen vor einigen Jahren gewesen sei und dass er es sehr schätze, als Kranfahrer selber schon einige Male „seinen" Kran persönlich in Ehingen in Empfang genommen haben zu können.
Was schätzt Du bis heute besonders an der Kranfahrertätigkeit?
„Ich bin alleine unterwegs und kann selber entscheiden, was ich machen muss" – diese Freiheit genießt Fidi. Zudem unterstreicht er mit welcher „Leichtigkeit" das Kranführen heutzutage möglich sei. Während früher noch körperlicher Einsatz für den Aufbau notwendig war – etwa beim manuellen Aufstellen der Stützen sowie dem Unterhängen der Teller – werden diese Tätigkeiten heute elektrisch und per Fernbedienung erledigt. „Der Kran übernimmt fast alles für uns" fasst Fidi zusammen – Gewichte und Distanzen können exakt vom Display abgelesen werden. Früher hingegen erfolgte die Lastermittlung mit einem prüfenden Blick auf die Druckanzeige und einem Winkelgeber. Für die Entfernungsberechnung gehörten ein geschultes Auge und viel Erfahrung zum erfolgreichsten Werkzeug.
Gibt es etwas, was Du jungen und neuen Kollegen mit auf den Weg geben möchtest?
„Behalte immer den Respekt vorm Kranfahren und geh nicht mit zu viel Leichtigkeit an den Einsatz."