Die Uni Vechta stellt seit 2019 Zukunftsfragen der Gesellschaft in den Mittelpunkt des eigenen wissenschaftliches Diskurses und folgt dem Leitbild der Hochschule in Verantwortung auf der Grundlage der 17 Ziele der nachhaltigen Entwicklung. Folgerichtig gründeten im Dezember 2021 sieben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das Vechta Institute of Sustainability Transformation in Rural Areas (VISTRA) als eines von damals drei Forschungsinstituten der Universität Vechta.
Das VISTRA bündelt die vorhandenen Forschungsaktivitäten, fördert interdisziplinäre Forschung zum Schwerpunkt „Transformation in ländlichen Räumen“, initiiert interne sowie regionale, überregionale und internationale Forschungsprojekte mit nationalen und internationalen Partnern aus Wissenschaft, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft und fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs. Die Mitglieder des Instituts erforschen inter- und transdisziplinär sowie auf verschiedenen räumlichen Maßstabsebenen und vor dem Leitbild der Nachhaltigkeit die verschiedenen Dimensionen und Dynamiken von Transformationsprozessen in ländlichen Räumen. Neben Grundlagenforschung spielen auch die anwendungsorientierte Forschung und ein strukturierter Wissenstransfer in Zusammenarbeit mit einem starken (über-)regionalen Partizipativ-Netzwerk und Akteuren aus Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft, Politik und Verwaltung eine maßgebliche Rolle. Das VISTRA weist in Niedersachsen und Deutschland mit seinem inter- und transdisziplinären Fokus auf ländliche Räume ein Alleinstellungsmerkmal auf.
Die Mitglieder des VISTRA – inzwischen auf 46 angewachsen – eint ein Verständnis von Transformation als die Summe umfassender und intensiver Wandlungsprozesse in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Wissenschaft, Bildung, Kultur und Umwelt. Die Herausforderungen in Transformationsprozessen sind die Komplexität und Unüberschaubarkeit: Die Teilprozesse verfolgen teilweise gleichwie gegenläufige Zielrichtungen, sind von synchron und asynchron verlaufenden Geschwindigkeiten geprägt und zeigen in räumlicher Hinsicht eine große Varianz.
Der Blick auf Transformationsprozesse erfordert also eine intensive Auseinandersetzung mit der thematischen Vielfalt; er muss immer systemisch sein, um die vielfältigen Wirkungen in einem komplexen Gefüge verstehen zu können. Wir gehen dabei davon aus, dass Systeme und Subsysteme in ihren sozio-technischen, sozialökologischen und ökologischen Ausprägungen eine wichtige Rolle spielen.
Neben der grundlagen- und anwendungsorientierten Forschung spielt die Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) als „Transmissionsriemen“ eine wichtige Rolle im VISTRA: BNE zielt darauf ab, Wissen, Fähigkeiten, Werte und Einstellungen zu vermitteln, die es den Menschen ermöglichen, nachhaltiges Denken und Handeln zu entwickeln. Sie trägt dazu bei, die Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 zu erreichen und unterstützt die Gestaltung einer nachhaltigen Gesellschaft in ländlichen Räumen.
In Vechta wendet sich die BNE sowohl an alle Schulformen als auch die Öffentlichkeit. Die von Mitgliedern des VISTRA entwickelten außerschulischen Lernorte (zum Beispiel der Eschpark in Kroge) sind hier auch Vermittlungsorte der Transformation.
Die Mitglieder des VISTRA haben bisher über 49 Forschungsprojekte mit einem Volumen von über 7,4 Millionen Euro eingeworben. Thematisch decken diese Projekte alle beteiligten Forschungsperspektiven ab; drei Projekte illustrieren unseren Ansatz.
Das mit europäischen Mitteln des INTERREG-Programms geförderte Projekt SIRR (Sustainability, Innovation and Resilience in Rural Areas) verbindet Partner aus ländlichen Räumen in Schweden, Dänemark, Frankreich und dem Oldenburger Münsterland. Ziel ist es, Innovationen, die Regionen nachhaltig und widerstandsfähig gestalten, durch die Einbeziehung unterschiedlicher Akteure zu stärken. So sind nicht nur Universitäten, sondern auch Landkreise, Kommunen und Wirtschaftsförderungen vor Ort direkt in das Projekt involviert. Ziel ist die Stärkung der Innovationskraft und die Transformation zu nachhaltigen und resilienten Praktiken im OM.
Das VISTRA fungiert dabei als wissenschaftlicher Partner zur Analyse und Begleitung der Regionalentwicklung, während die Gründungsinitiative TrENDi als Hub für Unternehmensgründungen und Innovationen dient, um das lokale Potenzial sichtbar zu machen und für einen attraktiven Lebens- und Arbeitsraum für alle Menschen auszuschöpfen.
Auf dem Hintergrund des sogenannten Multi-Helix-Modells sollen Wissen und Erfahrungen der beteiligten Kommunen und Landkreise zu Wettbewerbsfähigkeit, intelligenter Spezialisierung, lokalem Zusammenhalt und nachhaltiger Kreislaufwirtschaft ausgetauscht werden. Bisher wurden in zwei Erhebungsrunden die jeweiligen Netzwerke nach ihrer Zusammensetzung und Funktionalität untersucht.
Im Mittelpunkt eines zweiten, vom Bundeslandwirtschaftsministerium geförderten Projekts steht die Erprobung von Paludikulturen. Hierbei geht es um die Frage, wie wiedervernässte Moorflächen nachhaltig und klimaschonend agrar- und forstwirtschaftlich bewirtschaftet werden können.