Bereits um 1897 begann das zarte Pflänzchen Fremdenverkehr im Oldenburger Münsterland und in der Region zu wachsen. Nach dem Bau der Eisenbahn und dem Bahnanschluss der Gemeinde Damme um 1900 konnte bereits ein reger Zulauf von erholungssuchenden Gästen festgestellt werden. In den Dammer Bergen wurden durch die Heimat- und Verkehrsvereine sowie durch die Gemeinden das Wandern, das Segeln und Baden am Dümmer-See und das Luftbaden beworben. Im Jahr 1925 erhielt die Gemeinde Damme sogar die Anerkennung als Luftkurort durch den damaligen Landesfremdenverkehrsverband Niedersachsen- Weserbergland (im Jahre 1975 durch die Bezirksregierung Weser-Ems aberkannt).
Nach dem Zweiten Weltkrieg stand jedoch die industrielle wirtschaftliche Entwicklung im Fokus der Kommunen. In Damme wurde unter anderem unter Tage Erz abgebaut, wo rund 1.000 Arbeiter/Kumpels aus der Region bis Ende der Sechzigerjahre eine Beschäftigung fanden. Auch die bäuerliche Landwirtschaft mit kleinen Höfen wurde gefördert.
Erst Ende der Sechzigerjahre wurden von den Kommunen und Landkreisen Zweckverbände gegründet, um die touristische Infrastruktur zur Naherholung auszubauen. Mitte der Siebzigerjahre folgten die Gründungen von Fremdenverkehrsvereinen, um die jeweiligen Orte zu vermarkten. Die beiden Landkreise Vechta und Cloppenburg schufen 1995 den Verbund Oldenburger Münsterland, um die Region wirtschaftlich und touristisch bundesweit unter einer gemeinsamen Markenidentität zu präsentieren.
Das Erholungsgebiet Dammer Berge hatte sich 1971 mit den Kommunen Damme, Holdorf, Neuenkirchen-Vörden, Steinfeld und dem Landkreis Vechta als Zweckverband zusammengeschlossen, um die touristische Infrastruktur in den Dammer Bergen und am Dümmer-See auszubauen. Es folgte 1999 die Gründung der Tourist-Information Erholungsgebiet Dammer Berge e. V.
Weicher Standortfaktor Nummer eins
Denn wie wichtig der Ausbau im Tourismus auch für die Wirtschaft und somit für die Anwerbung von Fachkräften ist, zeigt ein Artikel in der OV aus dem Juni 2002, in dem der damalige Vorstandsvorsitzende der Nordenia AG aus Steinfeld, Ralph Landwehr, zitiert wird: „Auch für Nordenia wird es immer schwieriger, qualifizierte und engagierte Leute zu bekommen. Vor diesem Hintergrund wies Landwehr auf die Notwendigkeit hin, dass die Region ihre ‚weichen Standortfaktoren‘ wie zum Beispiel hoher Freizeit und Wohnwert noch besser vermarktet.“
Für Unternehmen ist es somit außerordentlich wichtig geworden, dass für die Anwerbung von Fachkräften die sogenannten weichen Standortfaktoren mit Freizeit- und Einkaufsmöglichkeiten sowie gesundheitlicher und schulischer Versorgung stimmen müssen. In zahlreichen Studien und Statistiken wird vorausgesagt, dass sich das Oldenburger Münsterland im Handel und Gewerbe ebenso wie hinsichtlich der Einwohnerzahlen weiter positiv entwickelt. Der Landkreis Vechta konnte zum Beispiel von 1995 bis 2020 eine Steigerung der Einwohnerzahlen um rund 21 Prozent feststellen.
Viele Kommunen im Landkreis Vechta sind vorwiegend für eine ausgeprägte Landwirtschaft bekannt. Durch die vor- und nachgelagerten Betriebe, die durch die Landwirtschaft entstanden sind, hat sich die Region finanziell positiv entwickelt und als relativ krisensicher erwiesen. Somit ist der Tourismus nicht als Wirtschaftsfaktor Nummer eins zu sehen und nicht so stark von der Konjunktur und vom Wetter abhängig, wie zum Beispiel Urlaubsregionen entlang der Nordseeküste. Die Gastgeber in den verschiedenen Unterkünften, die Gastronomiebetriebe, der Handel und das Gewerbe sowie die Freizeiteinrichtungen profitieren jedoch außerordentlich vom Geschäftsreiseverkehr und der Unterbringung von Monteuren.
Als Touristik-Manager und später auch als Geschäftsführer konnte der aus dem Saterland stammende Bernd Stolle gewonnen werden, der von 1987 bis 1999 das Erholungsgebiet Barßel-Saterland im Norden des Oldenburger Münsterlandes als Fremdenverkehrsleiter/Touristik-Manager betreute.
Eine besondere Herausforderung bestand darin, die vier Mitgliedskommunen zusammenzubringen. Der im Februar 1999 gegründete Vereinsvorstand bestand aus den vier Hauptverwaltungsbeamten (Gemeindedirektoren/Bürgermeister), dem Geschäftsführer des Zweckbandes Erholungsgebiet Dammer Berge (Landkreis Vechta) sowie aus fünf touristischen Vertretern aus der Gastronomie/Beherbergungsbetrieben oder sonstigen touristischen Freizeiteinrichtungen. Um einen kurzen Draht zu den kommunalen Verwaltungen zu bekommen, wurde mit verantwortlichen Personen und im direkten Austausch mit den Bürgermeistern ein touristischer Arbeitskreis gegründet, der sich bis heute bewährt.
Als eine der ersten Maßnahmen erstellte Stolle eine umfangreiche Analyse mit dem Titel „Eine Region mit Zukunft!?“. Darin wurden der Status quo analysiert und Zukunftsszenarien entwickelt, die bis heute an Aktualität nicht verloren haben. Bereits 1999 empfahl der Touristiker, den Olgahafen, den Reisemobilstellplatz am Dümmer-See, das Radwegenetz, neue Wanderparkplätze auszubauen und ein Solar-Fahrgastschiff für den Dümmer anzuschaffen. Ein weiterer Schwerpunkt sollte die Vermarktung von regionalen Produkten sein.
Eine der wichtigsten Aufgaben der Tourist-Information lag darin, das Image der Region innerhalb einer abgestimmten Marketingstrategie zu verbessern. Dazu zählten unter anderem die Open-Air-Konzerte auf dem Flugplatz in Damme. Namhafte Künstler wie Status Quo, Fury in the Slaughterhouse, Jule Neigel, Xavier Naidoo, Peter Maffay, Otto Walkes, Joe Cocker und andere begeisterten tausende Besucher.
Mit einer neuen Gästeroute in einem abgestimmten Corporate Design wurden die Besucher zu den touristischen Highlights gelenkt. Zahlreiche neue Prospekte zum Radwandern, Wandern, Reiten, Skaten, Flugsport wurden herausgegeben. Es folgte ein umfangreiches Urlaubsmagazin mit einladenden Fotos und Texten sowie im Jahr 2000 eine Gästezeitung mit dem vorausschauenden Titel „Freizeit@ktiv“ mit jährlichen Veranstaltungs- und Freizeittipps und Verweis auf weiterführende Informationen im Internet.