Wirtschaftsregion

Mit Weitblick in die Zukunft!

18.02.2025
Autor: Bernd Stolle

Die Tourist-Information Erholungsgebiet Dammer Berge feierte im vergangenen Jahr unter dem Motto „Mit Weitblick in die Zukunft!“ ihr 25-jähriges Jubiläum. Unter Geschäftsführer Bernd Stolle, der seit mehr als 37 Jahren für und im Tourismus im Oldenburger Münsterland tätig ist, wurden in dieser Zeit viele Aktionen und Maßnahmen durchgeführt, die das Image der Region maßgeblich verbessert haben.

Bereits um 1897 begann das zarte Pflänzchen Fremdenverkehr im Oldenburger Münsterland und in der Region zu wachsen. Nach dem Bau der Eisenbahn und dem Bahnanschluss der Gemeinde Damme um 1900 konnte bereits ein reger Zulauf von erholungssuchenden Gästen festgestellt werden. In den Dammer Bergen wurden durch die Heimat- und Verkehrsvereine sowie durch die Gemeinden das Wandern, das Segeln und Baden am Dümmer-See und das Luftbaden beworben. Im Jahr 1925 erhielt die Gemeinde Damme sogar die Anerkennung als Luftkurort durch den damaligen Landesfremdenverkehrsverband Niedersachsen- Weserbergland (im Jahre 1975 durch die Bezirksregierung Weser-Ems aberkannt).

Nach dem Zweiten Weltkrieg stand jedoch die industrielle wirtschaftliche Entwicklung im Fokus der Kommunen. In Damme wurde unter anderem unter Tage Erz abgebaut, wo rund 1.000 Arbeiter/Kumpels aus der Region bis Ende der Sechzigerjahre eine Beschäftigung fanden. Auch die bäuerliche Landwirtschaft mit kleinen Höfen wurde gefördert.

Erst Ende der Sechzigerjahre wurden von den Kommunen und Landkreisen Zweckverbände gegründet, um die touristische Infrastruktur zur Naherholung auszubauen. Mitte der Siebzigerjahre folgten die Gründungen von Fremdenverkehrsvereinen, um die jeweiligen Orte zu vermarkten. Die beiden Landkreise Vechta und Cloppenburg schufen 1995 den Verbund Oldenburger Münsterland, um die Region wirtschaftlich und touristisch bundesweit unter einer gemeinsamen Markenidentität zu präsentieren.

Das Erholungsgebiet Dammer Berge hatte sich 1971 mit den Kommunen Damme, Holdorf, Neuenkirchen-Vörden, Steinfeld und dem Landkreis Vechta als Zweckverband zusammengeschlossen, um die touristische Infrastruktur in den Dammer Bergen und am Dümmer-See auszubauen. Es folgte 1999 die Gründung der Tourist-Information Erholungsgebiet Dammer Berge e. V.

Weicher Standortfaktor Nummer eins

Denn wie wichtig der Ausbau im Tourismus auch für die Wirtschaft und somit für die Anwerbung von Fachkräften ist, zeigt ein Artikel in der OV aus dem Juni 2002, in dem der damalige Vorstandsvorsitzende der Nordenia AG aus Steinfeld, Ralph Landwehr, zitiert wird: „Auch für Nordenia wird es immer schwieriger, qualifizierte und engagierte Leute zu bekommen. Vor diesem Hintergrund wies Landwehr auf die Notwendigkeit hin, dass die Region ihre ‚weichen Standortfaktoren‘ wie zum Beispiel hoher Freizeit und Wohnwert noch besser vermarktet.“

Für Unternehmen ist es somit außerordentlich wichtig geworden, dass für die Anwerbung von Fachkräften die sogenannten weichen Standortfaktoren mit Freizeit- und Einkaufsmöglichkeiten sowie gesundheitlicher und schulischer Versorgung stimmen müssen. In zahlreichen Studien und Statistiken wird vorausgesagt, dass sich das Oldenburger Münsterland im Handel und Gewerbe ebenso wie hinsichtlich der Einwohnerzahlen weiter positiv entwickelt. Der Landkreis Vechta konnte zum Beispiel von 1995 bis 2020 eine Steigerung der Einwohnerzahlen um rund 21 Prozent feststellen.

Viele Kommunen im Landkreis Vechta sind vorwiegend für eine ausgeprägte Landwirtschaft bekannt. Durch die vor- und nachgelagerten Betriebe, die durch die Landwirtschaft entstanden sind, hat sich die Region finanziell positiv entwickelt und als relativ krisensicher erwiesen. Somit ist der Tourismus nicht als Wirtschaftsfaktor Nummer eins zu sehen und nicht so stark von der Konjunktur und vom Wetter abhängig, wie zum Beispiel Urlaubsregionen entlang der Nordseeküste. Die Gastgeber in den verschiedenen Unterkünften, die Gastronomiebetriebe, der Handel und das Gewerbe sowie die Freizeiteinrichtungen profitieren jedoch außerordentlich vom Geschäftsreiseverkehr und der Unterbringung von Monteuren.

Als Touristik-Manager und später auch als Geschäftsführer konnte der aus dem Saterland stammende Bernd Stolle gewonnen werden, der von 1987 bis 1999 das Erholungsgebiet Barßel-Saterland im Norden des Oldenburger Münsterlandes als Fremdenverkehrsleiter/Touristik-Manager betreute.

Eine besondere Herausforderung bestand darin, die vier Mitgliedskommunen zusammenzubringen. Der im Februar 1999 gegründete Vereinsvorstand bestand aus den vier Hauptverwaltungsbeamten (Gemeindedirektoren/Bürgermeister), dem Geschäftsführer des Zweckbandes Erholungsgebiet Dammer Berge (Landkreis Vechta) sowie aus fünf touristischen Vertretern aus der Gastronomie/Beherbergungsbetrieben oder sonstigen touristischen Freizeiteinrichtungen. Um einen kurzen Draht zu den kommunalen Verwaltungen zu bekommen, wurde mit verantwortlichen Personen und im direkten Austausch mit den Bürgermeistern ein touristischer Arbeitskreis gegründet, der sich bis heute bewährt.

Als eine der ersten Maßnahmen erstellte Stolle eine umfangreiche Analyse mit dem Titel „Eine Region mit Zukunft!?“. Darin wurden der Status quo analysiert und Zukunftsszenarien entwickelt, die bis heute an Aktualität nicht verloren haben. Bereits 1999 empfahl der Touristiker, den Olgahafen, den Reisemobilstellplatz am Dümmer-See, das Radwegenetz, neue Wanderparkplätze auszubauen und ein Solar-Fahrgastschiff für den Dümmer anzuschaffen. Ein weiterer Schwerpunkt sollte die Vermarktung von regionalen Produkten sein.

Eine der wichtigsten Aufgaben der Tourist-Information lag darin, das Image der Region innerhalb einer abgestimmten Marketingstrategie zu verbessern. Dazu zählten unter anderem die Open-Air-Konzerte auf dem Flugplatz in Damme. Namhafte Künstler wie Status Quo, Fury in the Slaughterhouse, Jule Neigel, Xavier Naidoo, Peter Maffay, Otto Walkes, Joe Cocker und andere begeisterten tausende Besucher.

Mit einer neuen Gästeroute in einem abgestimmten Corporate Design wurden die Besucher zu den touristischen Highlights gelenkt. Zahlreiche neue Prospekte zum Radwandern, Wandern, Reiten, Skaten, Flugsport wurden herausgegeben. Es folgte ein umfangreiches Urlaubsmagazin mit einladenden Fotos und Texten sowie im Jahr 2000 eine Gästezeitung mit dem vorausschauenden Titel „Freizeit@ktiv“ mit jährlichen Veranstaltungs- und Freizeittipps und Verweis auf weiterführende Informationen im Internet.

Aktive Vermarktung mit Erfolg

Um die Region Dammer Berge und die Region rund um den Dümmer-See auch im Winter zu bewerben, wurde die Idee einer Eiswette nach dem Vorbild der Bremer Eiswette unter dem Motto „Steiht oder geiht dei Dümmer“ (Übersetzung aus dem Plattdeutschen: steht oder fließt) geboren. Die Medien aus Funk und Fernsehen sowie zahlreiche Tageszeitungen begleiteten die Veranstaltung weit über die Region hinaus.

Ein besonderes Highlight war, wenn der Überraschungsgast zur Prüfung des Aggregatzustandes des Dümmer-Sees mit einem Hubschrauber eingeflogen wurde, wie zum Beispiel 2003 der damalige FDP-Vorsitzende Dr. Guido Westerwelle.

Für die weitere Vermarktung der Region wurde eine Spezialität gesucht, die von Einheimischen gerne als Geschenk oder von Urlaubern als Erinnerung mitgenommen werden. Aufgrund der waldreichen Region entschieden sich die verantwortlichen Vorstandsmitglieder (unter anderem aus der Gastronomie) für einen Likör mit (Wald-)Kräutern. Aufgrund einer bestehenden Sage „Die Räuber vom Mordkuhlenberg“ war es naheliegend, das Produkt Räubertrunk zu nennen und in einer Tonflasche mit Bügelverschluss zu präsentieren. Aufgrund des großen Verkaufserfolges folgten weitere Produkte wie Räuber-Cocktail, Räuberbrot, Räuberbrötchen, Räuberwürste, Räuberblumenstrauß usw. Die Sage wurde durch die Produktpalette noch bekannter und eine Theatergruppe aus den Dammer Bergen führte die Geschichte zweimal auf.

Um für die Förderung des Tourismus zu werben, wurden unter dem Motto „Tourismus trifft Politik“ ab 2002 im Rhythmus von fünf Jahren – jeweils ein Jahr nach den Kommunalwahlen – ganztägige Informationsfahrten für die Mandatsträger aus den kommunalen Parlamenten (Räte und Kreistage) sowie für weitere Gäste angeboten. Hierbei wurde vorwiegend über die aktuellen touristischen Infrastrukturmaßnahmen in den vier Mitgliedskommunen informiert.

Ein weiteres Ziel war, die Zusammenarbeit innerhalb der vier Mitgliedskommunen zu stärken. Die Veranstaltung fand im Oktober 2024 zum fünften Mal statt und erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit.

In den 90er-Jahren war der Naturschutz im Einklang mit dem Tourismus unter dem Schlagwort sanfter Tourismus ein großes Thema. Anfang der 2000er-Jahre wurden mit dem Zweckverband und der Tourist-Information in Kooperation mit den Naturschutzverbänden verschiedene Lehrpfade angelegt. Ab 2004 wurden Aktionen rund um die Erhaltung der Natur mit einer Umweltwoche, Müllsammelaktionen und Informationsveranstaltungen durchgeführt. Die Veranstaltungen stießen auf großes Interesse und wurden ab 2014 auf dem gesamten Landkreis Vechta adaptiert.

In den Folgejahren wurden weitere Ideen umgesetzt wie zum Beispiel einer der größten Nordic-Walking-Parks in Norddeutschland oder der Kardinalsweg, ein Pilgerweg, der an den seliggesprochenen Kardinal Clemens August Graf von Galen erinnert und über rund 25 Kilometer von Damme über Holdorf zum Kloster in Dinklage führt. Zum Lutherjahr 2017 wurden rund um den Dümmer-See am Deichradweg „Segel“ aus Edelstahl mit Sprüchen und Inspirationen zur Reformation installiert. Weiterhin wurden „Grenzpfähle“ gesetzt, die über die „GrenzÜber-Gänge“ der Landkreise, Kommunen und der verschiedenen kirchlichen Bistümer um den Dümmer-See informieren.

Am liebsten mit dem Rad

Für Urlauber und Naherholungssuchende ist das Radfahren und Wandern ein Hauptbestandteil der touristischen Vermarktung. Im Jahr 2012 wurde im Vorstand der Tourist-Information Erholungsgebiet Dammer Berge über die Installation eines neuen Radwegeleitsystems mit sogenannten Knotenpunkten nach einem Vorbild der Regionen in den Niederlanden und Ostfriesland beraten. Die Idee wurde vom Landkreis Vechta aufgenommen und 2018 im gesamten Landkreis umgesetzt. Eine weitere Idee mit dem Ausbau des Wanderwegenetzes nach den Kriterien des Deutschen Wanderverbandes mit Qualitätswanderwegen im Jahr 2015 wurde ebenfalls vom Landkreis Vechta adaptiert und sukzessive ab 2022 unter dem Titel „Masterplan Wandern“ realisiert.

Konzept für die Zukunft

Um Fördermittel aus der Europäischen Union vom Bund oder Land akquirieren zu können, bedarf es des Nachweises eines touristischen Entwicklungskonzeptes. Von 2022 bis 2024 wurden im Oldenburger Münsterland und im DümmerWeserLand neue umfangreiche Konzepte erarbeitet. Das Erholungsgebiet Dammer Berge ist hierbei noch einen Schritt weitergegangen und hat mit der Beratungsfirma Pro-T-in aus Lingen das Regionale-Infrastruktur-Entwicklungs-Konzept (RIEK) erarbeitet. Darin wurden konkrete Zukunftsszenarien wie die Unterhaltung und Pflege von Rad- und Wanderwegen, Konzepte zur Erhaltung der Museen und Ausstellungen, digitale Gästeführungen sowie der Erhalt und die Einrichtung eines Naturschutzzentrums mit dem Thema „Waldwelten“ skizziert. Für die Mitgliedskommunen ist das RIEK eine wichtige Grundlage, um die touristische Infrastruktur weiterzuentwickeln.

Im Jahr 2024 feierte die Tourist-Information Erholungsgebiet Dammer Berge e. V. bereits das 25-jährige Bestehen und hielt in zwei verschiedenen Broschüren eine Rückschau. Die gemischte Zusammensetzung des Vorstandes aus Hauptverwaltungsbeamten/Bürgermeistern und aus touristischen Leistungsträgern (Gastronomie usw.) hat dazu beigetragen, dass viele Ideen erfolgreich umgesetzt werden konnten. Der Vorstand zeigte sich offen für neue Ideen und war immer bereit, mit Weitblick in die Zukunft über den eigenen Kirchturm zu schauen. Mit der Gründung eines kommunalen Arbeitskreises wurde ein harmonisches Miteinander geschaffen und Fragen und Maßnahmen auf dem kurzen Dienstweg geklärt.

Das Image der Region konnte durch die Aktionen und Maßnahmen der Tourist-Information Erholungsgebiet Dammer Berge und durch den Zweckverband Erholungsgebiet Dammer Berge maßgeblich verbessert werden. Die Übernachtungszahlen im Landkreis Vechta wurden fast verfünffacht (von 90.279 Übernachten im Jahr 1999 auf 424.414 Übernachtungen im Jahr 2023; Quelle: Landesamt für Statistik Niedersachen, April 2024). Zu den großen Gastgebern zählen die Jugendherberge in Damme, das Jugend- und Freizeitzentrum am Dümmer, die Fachkliniken in Neuenkirchen-Vörden sowie zahlreiche Hotels. Der Tagestourismus konnte erheblich gesteigert werden. Die Einwohnerzahlen, die Kaufkraft für Handel und Gewerbe und somit auch die kommunalen Steuereinnahmen wuchsen.

Vor über 120 Jahren wurde im Bereich des Erholungsgebietes Dammer Berge ein Pflänzlein im Tourismus gesetzt, das sicherlich ohne eine jahrzehntelange Unterbrechung zu weiteren touristischen Erfolgen geführt hätte. Eine ausführliche Dokumentation gibt es hierzu im Stadtmuseum Damme und im Buch „Damme zwischen den Weltkriegen“ vom Heimat- und Verschönerungsverein Oldenburgische Schweiz.

Die touristische Entwicklung und der nachweisliche Erfolg bedürfen vieler Investitionen, eines langen Atems und innovativer Ideen! Investitionen im Tourismus sind nicht von heute auf morgen messbar, aber langfristig eine Erfolgsgeschichte für die Wirtschaft und für die Bürgerinnen und Bürger einer Kommune bzw. einer touristischen Destination.

Touristische Einrichtungen im OM

Was wurde wann gegründet?

08. Januar 1970 → Zweckverband Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre
16. Juli 1971 → Zweckverband Erholungsgebiet Dammer Berge
30. Mai 1975 → Tourist-Information Erholungsgebiet Barßel-Saterland e. V.
15. Dezember 1989 → Zweckverband Erholungsgebiet Hasetal
01. Juli 1995 → Verbund Oldenburger Münsterland
24. Februar 1999 → Tourist-Information Erholungsgebiet Dammer Berge e. V.
23. März 2000 → Tourist-Information Ausflugsregion Nordkreis Vechta e. V.
04. Februar 2003 → DümmerWeserLand Touristik e. V.
10. Januar 2007 → Tourist-Information Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre e. V.

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