Maschinen- und Anlagenbau

In der Werkstatt der Erfahrung

17.04.2025
Autor: Rolf Lindenberg

Als unabhängiges Familienunternehmen mit über 130 Jahren Tradition ist Graepel aus Löningen weltweit ein bevorzugter Partner namhafter Unternehmen. Bekannt für führendes Know-how in der Metallblechverarbeitung steht Graepel für Stabilität, Kontinuität und Sicherheit – Werte, die von den Mitarbeitenden geschätzt und gelebt werden. Wer könnte das besser bestätigen als diejenigen, die das Unternehmen über Jahrzehnte mit aufgebaut haben?

Fachgespräch in der Produktion Die beiden Vorstände Carlo (1. v.l.) und Felix Graepel (3. v.l.) und zwei Mitarbeitende im Austausch über neue Ideen.

Jeden Mittwochvormittag trifft sich eine Gruppe ehemaliger Graepel-Mitarbeiter in der „Rentnerwerkstatt“. Hier, am Zeisigweg in Löningen, arbeiten sie an sozialen Projekten, reparieren alte Maschinen oder helfen bei der Restauration von Exponaten für das firmeneigene Museum. „Die meisten von uns haben mehr als 40 Jahre bei Graepel verbracht“, sagt einer der Senioren. „Da lässt sich die Firma schwer aus dem Herzen streichen.“ Ein anderer fügt hinzu: „Wir haben hier Bänke für den Kindergarten gebaut, klappbare Aufstiege für Feuerwehrfahrzeuge und sogar Essenswagen als Spezialanfertigung für ein Krankenhaus. So ganz ohne Werkstattarbeit geht’s halt nicht.“ Die Leidenschaft für ihre Arbeit ist auch heute noch deutlich spürbar.

Siebe und Hightech-Lüftungsgitter

Graepel begann Ende des 19. Jahrhunderts mit einer Innovation: „Unser Firmengründer Hugo Graepel entwickelte spezielle Nasensiebe für Dreschmaschinen, um die Ernte besser zu reinigen. Diese Siebe gibt’s in der einen oder anderen Form noch heute“, erzählt einer der Rentner und zeigt auf eine alte Maschine im Museumsbereich. „Seitdem hat sich hier ständig etwas weiterentwickelt.“

Über die Jahre kamen viele Produkte aus Metallblech dazu – zum Beispiel Auftritte und Lüftungsgitter für Bau- und Landmaschinen, Lkws und Sportwagen. Auch Laufstege, Treppen und Podeste für viele Bereiche der Bauindustrie gehören zum Portfolio.

Die Rentner stehen beim Erzählen auf und gehen zu einer Fotowand, auf der viele historische Lkws zu sehen sind – alle mit Lüftungsgittern von Graepel. „Das machen wir ja bis heute“, betont ein Kollege, der in der Produktion tätig war. „Irgendwann kam einer auf die Idee und hat das Wabenmuster für die Gitter entwickelt. Dadurch kann besonders viel Luft auf kleiner Fläche in die Motoren gelangen. Gleichzeitig sind sie sehr fest, halten sehr wirkungsvoll Schmutz und Insekten draußen und sehen auch noch gut aus. Dadurch gibt es heute viele Sportwagen, die ebenfalls die Lüftungsgitter von Graepel schmücken.“

Ein Kollege, der in der Qualitätssicherung gearbeitet hat, ergänzt: „Die große Herausforderung ist dabei die Oberflächenbeschichtung. Sobald ich Lack auf das Gitter sprühe, gehen die Löcher ja wieder zu. Aber Lack muss drauf, sonst rosten die. Also haben wir da viel ausprobiert, bis wir die richtige Lösung geschafft hatten.“

Sicherheit und Zusammenhalt

In allen Geschichten der Senioren hört man diese große Nähe zu den Kunden und die enge Zusammenarbeit heraus. „Es geht oft damit los, dass die Ingenieure der Kunden mit unseren Fachleuten sprechen. Die kommen mit ihren Plänen, Zeichnungen und Daten, sagen, was sie sich vorstellen, und dann machen wir Vorschläge, wie etwas zu bauen ist und wie wir es herstellen können“, erinnert sich ein ehemaliger Mitarbeiter. „Dann tüfteln wir gemeinsam, bis es passt.“

Sicherheit spielt dabei eine zentrale Rolle. Passend dazu lautet der aktuelle Slogan von Graepel Creating safety. „Das ist richtig. Unsere Qualitätsprodukte schützen Menschen, wenn sie über Treppen und Laufwege gehen, wenn sie in einen Lkw oder auf einen Trecker steigen. Unsere Lüftungsgitter schützen die Motoren der schnellsten Sportwagen und der größten Trucks.“ Ein Kollege ergänzt mit Nachdruck: „Und Graepel ist auch ein sicherer Arbeitgeber. In 46 Jahren habe ich immer pünktlich mein Geld bekommen.“

„Miteinander, nicht gegeneinander“

Die Rentner sind stolz darauf, Teil der Graepel-Familie zu sein. „Die Inhaberfamilie leitet und lenkt das Unternehmen. Aber viel wichtiger ist, dass es sich wie eine große Familie für uns anfühlt.“

Ein Kollege bringt es auf den Punkt: „Graepel geht es gut, uns geht’s gut, unseren Familien geht’s gut. So einfach ist das.“ Sein Nachbar ergänzt: „Das zeigt sich bis heute darin, wie hier alle miteinander umgehen. Wenn etwas dringend fertig werden muss, dann kommt auch mal der Eigentümer selbst und bittet darum, dass man so lange durcharbeitet, wie es eben braucht, auch mal am Wochenende. Aber dann zeigt sich die Firma auch erkenntlich.“

Erwähnt wird immer wieder der Zusammenhalt auch zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitenden. Ein Rentner erzählt: „Es ging immer alles Hand in Hand. Man hat miteinander gesprochen. Unser damaliger Fertigungsleiter hat mir sogar bei einem privaten Problem geholfen. Ich hatte einen befristeten Vertrag. Als ich meine Wohnung umbauen wollte, bekam ich deswegen keinen Kredit. Ich erzählte das in der Firma – und bekam zwei Stunden später meinen festen Vertrag.“

Anschließend beim Rundgang durch die Werkstatt begegnen wir dem aktuellen Ausbildungsleiter mit einer Gruppe aufmerksamer junger Menschen. Am offenen Umgang miteinander merkt man, dass sich nicht viel an der Atmosphäre des Mit- und Füreinanders geändert hat.

„So wie es bei uns war, so ist es auch heute“, meint einer der Rentner. „Die Jungen lernen von den Alten – und manchmal lernen wir auch noch etwas von den jungen Leuten.“

Was sie der jungen Generation mit auf den Weg geben würden? „Erfahrung kommt vom Machen. Fangt einfach an! Und wenn etwas nicht klappt, macht einfach weiter! Irgendwann wird’s richtig!“

Richtig scheint es in jedem Fall auch für die Rentner gewesen zu sein. „Wir haben hier was geschaffen, das überdauert. Das erfüllt einen mit Stolz“, sagt einer zum Abschluss.

Erfahrung, Kultur und Pläne

Das generationsübergreifende Lernen ist fester Bestandteil der Unternehmenskultur von Graepel. Die Rentnerwerkstatt trägt dazu bei, dass nicht nur Fachwissen, sondern auch Werte weitergegeben werden.

Dies ist der Eigentümerfamilie sehr wichtig, wie auch Carlo Graepel, der das Unternehmen mit seinem Bruder Felix Graepel leitet, deutlich hervorhebt: „Es sind unsere Mitarbeiter, ihre Köpfe und Ideen, ihr Engagement und ihr Einsatz, die aus unserem Traditionsunternehmen einen hochgeschätzten Industriepartner mit weltweit rund 1.000 Mitarbeitern gemacht haben“, sagt der gebürtige Löninger.

Familie Graepel setzt auf weiteres Wachstum für die Zukunft. Dafür vertraut sie auf ihre hoch motiviertes Team und unterstreicht ihre Verantwortung als Eigentümerfamilie für die Kultur des Zusammenhalts.

Auch in schwierigen Zeiten habe sich das schon häufig bewährt und so zur konstanten Entwicklung beigetragen.

Treffen in der Rentnerwerkstatt Ehemalige Graepel-Mitarbeiter geben ihr Wissen und ihre Werte an die nächste Generation weiter und tragen mit ihrer Erfahrung zu sozialen Projekten bei.